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Interview: FCA-Nachwuchstrainer Frankenberger: "Für mich war das kein Abstieg"

Interview

FCA-Nachwuchstrainer Frankenberger: "Für mich war das kein Abstieg"

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    Mit den A-Junioren des FC Augsburg kann Trainer Alexander Frankenberger Großes erreichen. Im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft trifft der Bundesliga-Nachwuchs auf Hertha BSC.
    Mit den A-Junioren des FC Augsburg kann Trainer Alexander Frankenberger Großes erreichen. Im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft trifft der Bundesliga-Nachwuchs auf Hertha BSC. Foto: Fred Schöllhorn

    Herr Frankenberger, haben Sie eigentlich mit dem FC Augsburg eine Meisterprämie ausgehandelt?

    Alexander Frankenberger: Nein. Wir sind im Jugendfußball, da sind Prämien kein relevantes Thema. Wir sind ambitioniert, konnten aber nicht davon ausgehen, dass wir in der Südstaffel den Titel holen werden – wenn man die Möglichkeiten anderer Nachwuchsleistungszentren sieht.

    Was macht die aktuelle U19 des FCA so stark?

    Frankenberger: Wir ernten in der U19 gerade die Früchte der jüngeren Vergangenheit. Die aktuelle U19 verfügt über ungemein viele willensstarke Typen und unterschiedliche Charaktere. Als Trainerteam haben wir es geschafft, sie in eine gemeinsame Richtung zu lenken. Die Jungs sind bereit, ihr letztes Hemd auf dem Platz zu lassen, haben aber auch die Qualität, richtig gut gegen und mit dem Ball Fußball zu spielen. Vielleicht die größte Stärke der Mannschaft ist es, gemeinsam alles für den Erfolg zu geben.

    Warum ist es in der Jugend so schwer, dauerhaft in der Spitze zu bleiben?

    Frankenberger: Schlussendlich fährt man im Nachwuchsfußball zeitverzögert die Ernte ein. In der U14 und U15 wird die Basis gelegt, in der U16 können die Vereine die Spieler vertraglich binden. Der FC Augsburg ist kein Verein, der bekannt ist, in der U17 externe Spieler zu holen und dafür viel Geld auszugeben. Wir verfolgen das Konzept, unsere Spieler früh in der Region zu entdecken und bei uns auszubilden. Die deutsche Meisterschaft wäre der temporäre Erfolg und Lohn für jahrelange Arbeit. Aber erst wenn ein Spieler im Profifußball ankommt, hört der Ausbildungsgedanke auf, und wir haben unser Ziel erreicht.

    Heißt: Die jetzige U19, Jahrgang 2003 und 2004, wurde schon vor fünf bzw. sechs Jahren zusammengestellt.

    Frankenberger: Ja, wir haben viele Spieler in unserer Mannschaft, die schon lange im Verein sind. Das ist die Basis für langfristigen Erfolg. Mit dem Gewinn der Staffelmeisterschaft haben wir jetzt einen Stein ins Rollen gebracht, den wir nicht aufhalten wollen.

    Welchem Spieler aus Ihrer U19 trauen Sie den Sprung zu den Profis zu?

    Frankenberger: Einigen Spielern traue ich zu, den Schritt in eine der drei Profiligen zu schaffen. Ob er auch den Sprung in den Bundesligakader des FC Augsburg schafft, hängt von vielen Faktoren ab.

    Mit Raphael Framberger und Tim Civeja gehören aktuell lediglich zwei ehemalige Eigengewächse zum Bundesligakader.

    Frankenberger: Im Übergangsbereich zwischen der U19 sowie der U23 und den Profis ist der Sprung am größten. Ist ein Spieler in der U19 herausragend, wird er trotzdem nicht zwingend Profi. Man muss mit dem Druck und dem Umfeld zurechtkommen. In diesem Rahmen konzentriert zu bleiben und die wesentlichen Dinge auf den Platz zu bekommen, das ist eine große Herausforderung.

    Ihrem Kapitän Dikeni Salifou hätte man diesen Schritt zugetraut. Er stand in dieser Saison schon im Spieltagskader von Trainer Weinzierl, wechselt aber zu Werder Bremen. Warum konnten Sie ihn nicht halten?

    Frankenberger: Ich kenne Dikeni schon sehr lange. Er ist ein toller Junge, dem man viel zutrauen kann. Der Verein hat alles dafür getan, um Dikeni eine Perspektive beim FC Augsburg zu eröffnen. Aber so ist das Geschäft, am Ende entscheidet der Spieler selbst. Auch andere Vereine haben die Augen offen und wissen, dass wir gut ausbilden.

    Manuel Baum war vor seiner Tätigkeit als Profitrainer Cheftrainer im NLZ. War die Verzahnung zwischen Profis und Bundesligateam schon einmal enger? War die Perspektive für Jugendspieler eine bessere?

    Frankenberger: Das war eine spezielle Konstellation, weil Manuel und ich erst mehrere Jahre im Nachwuchs und später bei den Profis zusammengearbeitet haben. Die Verzahnung ist aber weiterhin eng, der Austausch ist gut.

    Gefühlt hat es der Nachwuchs unter Weinzierl aber schwerer.

    Frankenberger: Als Profitrainer liegt der Fokus zunächst auf der eigenen Mannschaft. Nachwuchsspieler einzubauen, das benötigt Zeit. Markus Weinzierl weiß aber ganz genau, dass es am NLZ Jungs gibt, die in den nächsten Jahren in der Profimannschaft spielen können. Wir haben eine klare Idee und einen Plan, wie der Weg unserer Spieler in die WWK-Arena führen könnte.

    Sie waren Co-Trainer der Profis, waren mehrere Jahre NLZ-Cheftrainer. Jetzt sind Sie ausschließlich U19-Trainer. Für Außenstehende sieht das wie ein Abstieg aus.

    Frankenberger: Für mich war das kein Abstieg, sondern eine bewusste Entscheidung. Die Doppelfunktion als sportlicher NLZ-Leiter und U19-Bundesligatrainer war zeitlich nicht zu schaffen. Für mich hatte sich ein Kreis geschlossen. Wir haben viele Ideen umgesetzt und Prozesse angeschoben. Vier Jahre als Leiter haben mich als Trainer besser gemacht und persönlich weitergebracht. In diesem Zeitraum ist mir jedoch auch bewusst geworden, wo meine Leidenschaft liegt: auf dem Platz. Ich sehe mich selbst in der Rolle des Trainers. Ich bin stolz darauf, dass wir jetzt nicht nur darüber reden, erfolgreich sein zu wollen, sondern es mit dem Staffeltitel und der Teilnahme am Halbfinale um die deutsche Meisterschaft auch sind.

    Sie sprechen es an: das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft gegen Hertha BSC (Freitag, 16 Uhr/Sky). Ist die Arena als Spielort ein Vorteil oder vielleicht sogar eine Last?

    Frankenberger: Natürlich ist eine solche Kulisse etwas sehr Besonderes, mancher Spieler könnte da eine Eingewöhnungsphase benötigen. Die Jungs, die Profi werden wollen, bekommen so aber schon mal einen Vorgeschmack auf das, was sie erwarten kann. Außerdem hatten wir schon in den vergangenen Wochen mehr Druck, weil wir die Staffel-Meisterschaft selbst in der Hand hatten. Jetzt sind wir in einer Phase, in der wir nur etwas gewinnen können, und gehen das Halbfinale mit viel Selbstvertrauen an.

    Werden Sie vorher in der Arena trainieren und Fangesänge aus dem Lautsprecher abspielen?

    Frankenberger: Nein, wir machen alles wie immer und werden am NLZ trainieren. In der Arena zu spielen, wird für das gesamte Team ein einmaliges Erlebnis, das kann man nicht simulieren. Wir brauchen uns aber vor nichts und niemandem zu verstecken. Wer eine Staffel gewinnt, der hat Qualität bewiesen.

    Erfolge haben Strahlkraft, das betrifft Ihre Spieler, aber auch Sie selbst. So einen guten Nachwuchstrainer könnten andere Klubs auch brauchen.

    Frankenberger: Ich habe der Mannschaft vor der Saison gesagt: Wenn wir als Mannschaft erfolgreich sind, wird sich auch jeder Einzelne weiterentwickeln. Ich bin schon lange im Nachwuchsfußball und in Augsburg tätig. Ich fühle mich hier sehr wohl. Trotzdem bin ich noch ein sehr junger Trainer. Auch in Zukunft geht es mir primär um die Aufgabe und das Umfeld, in dem ich mich am besten weiterentwickeln kann. Als Sportler hat man Ziele und will immer das Maximum erreichen.

    Zur Person

    Alexander Frankenberger, 35, in München geboren, lebt mit seiner Familie (zwei Kinder) in Neusäß. Der UEFA-Pro-Lizenz-Inhaber war Jugendtrainer bei 1860 München, ehe er die U19 des FC Augsburg übernahm (Januar 2015). Als Nachwuchscheftrainer Manuel Baum zum Profitrainer befördert wurde, machte dieser Frankenberger zum Co-Trainer (Dezember 2016). Von Juli 2017 bis Juni 2021 war Frankenberger NLZ-Cheftrainer, inzwischen konzentriert er sich auf die Aufgabe in der U19.

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