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FC Augsburg: Dzenan Pejcinovic ist das Vorzeige-Talent des FC Augsburg

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Dzenan Pejcinovic ist das Vorzeige-Talent des FC Augsburg

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    Dzenan Pejcinovic darf regelmäßig  bei den Profis mittrainieren. Auch im Trainingslager am Walchsee war er dabei.
    Dzenan Pejcinovic darf regelmäßig bei den Profis mittrainieren. Auch im Trainingslager am Walchsee war er dabei. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Seine neue Wohnung hat Dzenan Pejcinovic jedes Mal im Blick, wenn der 16-Jährige das Nachwuchsleistungszentrum des FC Augsburg betritt. Noch wohnt der Stürmer der U17 in einer Wohngruppe nur ein paar Meter hinter dem Zaun, der das NLZ umgibt. Das lange Gebäude, in dem der FCA Wohnungen angemietet hat, mit seinen kleinen Fenstern ist nicht gerade eine Vorzeigeimmobilie, selbst im Arbeiter-Stadtteil Oberhausen nicht. Schon gar nicht, wenn man Eltern überzeugen will, dass ihr talentierter Sohn beim FCA und nicht beim FC Bayern oder bei einem anderen Bundesligisten an den Profifußball herangeführt werden soll.

    Das NLZ des FC Augsburg ist mit dem Internat-Bau in der Bundesliga top

    Doch das ändert sich in ein paar Monaten. Im Frühjahr ist das neue Internatsgebäude auf der Anlage an der Donauwörther Straße bezugsfertig.

    Das Internatsgebäude (links) auf dem Gelände des Nachwuchsleistungszentrums des FC Augsburg bildet den Abschluss der Sanierung.
    Das Internatsgebäude (links) auf dem Gelände des Nachwuchsleistungszentrums des FC Augsburg bildet den Abschluss der Sanierung. Foto: Ulrich Wagner

    „Es ist der letzte Schritt, den der FCA in einer sehr guten infrastrukturellen Entwicklung hier am NLZ gemacht hat. Bundesliga-weit sind wir jetzt mit vier Rasenplätzen, zwei Kunstrasenplätzen, einer Outdoor-Athletikanlage und zwei Soccercourts top aufgestellt“, sagt NLZ-Cheftrainer . Für 24 Spieler sind in den beiden oberen Stockwerken Wohneinheiten vorgesehen.

    FCA hat viele Nationalspieler in seiner Nachwuchs-Abteilung

    Eine ist auf jeden Fall für Pejcinovic reserviert. Denn der junge Deutsche, dessen Eltern aus Montenegro stammen, ist das Top-Talent, das der FCA derzeit in seinen U-Mannschaften hat. Und da gibt es einige. Mert Kömur zum Beispiel, Mittelfeldspieler und Mannschaftskamerad von Pejcinovic in der U17 beim FCA und in der U17-Nationalmannschaft. Aaron Zehnter, oder Davide de’ll Erba, beide aus der U19, beide deutsche Nachwuchs-Nationalspieler.

    Doch keiner elektrisiert derzeit so wie Pejcinovic. Ein Strafraumstürmer mit Torgarantie. Zehn Treffer hat er in zehn Spielen in der U17-Bundesliga erzielt, elf in sieben Spielen für die U17-Nationalmannschaft. Da hat ihn Trainer Marc-Patrick Meister auch in das Aufgebot für das Wintertrainingslager vom 4. bis 15. Januar in Pinatar (Spanien) berufen. Es ist die Vorbereitung auf den Algarve Cup vom 2. bis 9. Februar in Portugal mit drei Spielen.

    Claus Schromm sagt: „Er hat einen starken linken Fuß, ein sehr gutes Kopfballspiel für sein Alter. Und er hat es geschafft, stabil in seinem Spiel zu werden, auch nach schlechten Aktionen.“

    Dabei denkt Schromm nicht an die Highlight-Spiele wie beim 4:2-Hochglanz-Erfolg gegen den FC Bayern München als Pejcinovic den FCA mit 1:0 in Führung bringt, sondern an den Liga-Alltag wie ein Spiel gegen Schlusslicht SSV Reutlingen. Pejcinovic vergibt beste Chancen und markiert dann in der Schlussminute noch den 1:0-Siegtreffer. Solche Eigenschaften können den Unterschied ausmachen.

    DFB-Nachwuchs-Cheftrainer schwärmt

    Auch beim DFB ist man voll des Lobes für den FCA-Auszubildenden. „Bewertet man den aktuellen Status, dann ist Dzenan ein Top-Talent. Wir suchen ja alle den Mittelstürmer als Alternative zur falschen Neun. Da ist Dzenan mit seinen Anlagen ganz vorne dabei. Wenn man die Fähigkeiten, die er jetzt gerade an den Tag legt, als Grundlage nimmt, hat er ein riesiges Potenzial“, sagt Meikel Schönweitz.

    Der Cheftrainer U-Nationalmannschaften beim DFB: Meikel Schönweitz.
    Der Cheftrainer U-Nationalmannschaften beim DFB: Meikel Schönweitz. Foto: Oliver Killig, dpa

    Sein Urteil hat Gewicht. Der 41-Jährige ist Cheftrainer der U-Nationalmannschaften und nicht dafür bekannt, eines seiner Talente in den Himmel zu loben. Denn dazu ist es mit 16 viel zu früh, sagt Schönweitz: „In diesem Alter ist es schlicht noch nicht möglich, eine Prognose über zwei Jahre hinaus zu geben, da noch sehr viel passieren kann und viele Hürden bevorstehen. Wir haben schon so viele Jungs gesehen, wo es innerhalb von zwei Jahren in die verschiedensten Richtungen gegangen ist.“

    Dies beschreibt der Journalist Ronald Reng in seinem Buch „Der große Traum“ eindrücklich. Über Jahre beobachtete er die Fußball-Talente Fotios Katidis, Niko Reislöhner und Marius Wolf in diversen NLZ’s dabei, wie sie versuchen, ihren Traum vom Fußball–Profi zu verwirklichen. Heute spielt Katidis mit 25 beim SV Seligenporten, Reislöhner mit 24 bei der DJK Stopfenheim. Wolf hingegen hat es mit 26 geschafft. Er ist Bundesliga-Profi bei Borussia Dortmund. Und wohin führt der Weg von Dzenan Pejcinovic? Keiner kann es genau sagen. Doch die Voraussetzungen sind gut.

    Die Familie gilt als geerdet. Vater Dzevad, 51, einst in Montenegro ein ganz passabler Zweitliga-Fußballer, zog es schon vor rund 30 Jahren von der Hafenstadt Plav nach Deutschland. In München wurde er sesshaft, arbeitet dort schon lange als Automechaniker. Dzenan wächst mit seiner größern Schwester und größeren Bruder im Münchner Stadtteil Giesing auf, eigentlich ist ja das das Terrain des TSV 1860 München. Doch die Löwen versäumen es ein paar Mal, sich das Talent zu sichern.

    TSV 1860 München geht bei Dzenan Pejcinovic leer aus

    Als er bei der F-Jugend des MSV Bajuwaren München Tor um Tor erzielte, hatte der FC Bayern ein Auge auf ihn geworfen. Doch nach fünf Jahren ist für Dzenan kein Platz mehr. Mit 12 wird ihm gesagt, er kann gehen. „Im letzten Jahr war ich sogar Torschützenkönig in der Liga“, erzählt er überraschend abgeklärt. „Dann wurde mir beim Jahresgespräch gesagt, dass es bei Bayern nicht mehr reicht.“ Der FCA ist dann als Erster zur Stelle, sticht 1860, Unterhaching und Ingolstadt aus. Auch weil der damalige FCA-Jugendtrainer Felix Hirschnagl nicht locker lässt. Pikant, seit Juli trainiert der 37-Jährige die B-Junioren der Löwen.

    Dzenan wechselt zum FCA. Anfangs fährt ihn sein Vater vier Mal in der Woche nach Augsburg, dann kommt der Fahrdienst, schließlich darf er in die Wohngruppe ziehen. Er bekommt einen Fördervertrag mit Option. Darum ist Dzenan bis 2023 auf jeden Fall an den FCA gebunden. Ein kluger Schachzug.

    AC Mailand soll an FCA-Stürmer interessiert sein

    Denn Dzenan steht sicher schon auf den Scoutinglisten großer Klubs. Der AC Mailand geistert als möglicher Interessent durch die gängigen Internet-Portale. Der 16-Jährige hat es natürlich auch gelesen. „Es ist schon ein cooles Gefühl“, sagt er. Doch weder beim FC Augsburg noch bei seinem Berater Karl M. Herzog sind, so ist zu hören, bisher irgendwelche konkrete Anfragen eingegangen. Herzog gilt als ein seriöser seiner Zunft. Auskünfte zu seinen jungen Klienten will er darum nicht geben.

    Claus Schromm sieht Dzenan in guten Händen, sagt allgemein: „Gute Berater sind diejenigen, die von einem Deal mit so einem jungen Spieler unabhängig sind. Sind sie es nicht, haben sie eigene Interessen. Aber Dzenan ist in einer Agentur, die stabil ist. Da steht das Wohl des Spielers im Vordergrund.“

    Deshalb sieht er den FCA auch in einer guten Verhandlungsposition. Claus Schromm: „Wir haben hier optimale Voraussetzungen und warum soll ein Spieler etwas verändern, wenn etwas gut läuft? Es würde eine andere Stadt bedeuten, ein neuer Trainer, ein neues Umfeld, warum sollte er ein Risiko eingehen in diesem Alter? Der Weg hier beim FCA ist geebnet, er muss nur noch ruhig und gesund bleiben, und zielstrebig arbeiten, dann hat er gute Chancen.“

    Claus Schromm ist seit dem Sommer Cheftrainer im NLZ

    Schromm ist seit Sommer Cheftrainer im NLZ. Er wurde auch geholt, um noch mehr Talente aus dem eigenen NLZ im Bundesliga-Kader zu etablieren. „Meine Hauptaufgabe ist es, den Kamin auf Durchzug zu bringen, damit wir in Zukunft mehr eigene Talente in der WWK ARENA spielen sehen. In den letzten Jahren war das NLZ dazu noch nicht ganz bereit“, sagt er.

    Claus Schromm ist der neue Cheftrainer im FCA-NLZ.
    Claus Schromm ist der neue Cheftrainer im FCA-NLZ. Foto: Friso Gentsch, dpa

    Deshalb findet er es etwas ungerecht, dem FCA den SC Freiburg mit dessen Integrationserfolgen als Vorbild vor die Nase zu setzen. „Auch in Freiburg hat es gedauert. Freiburg ist uns mit der Akademie und dem Internat einige Jahre voraus. Wir sind auf einem guten Weg dahin. Talente haben wir einige.“

    Claus Schromm formt bei der SpVgg Unterhaching Karem Adeyemi

    Wie es geht, hat er bei der SpVgg Unterhaching gezeigt. Schromm war dort über Jahre in verschiedenen Positionen für die Talententwicklung zuständig. Der 52-jährige Münchner formte Karem Adeyemi, einer der heißesten Fußball-Aktien, die derzeit auf dem Markt sind. Der 19-Jährige wechselte von der SpVgg zu RedBull Salzburg, ist jetzt deutscher A-Nationalspieler.

    Kam unter Hansi Flick zu seinem Debüt in der A-Nationalmannschaft: Karim Adeyemi.
    Kam unter Hansi Flick zu seinem Debüt in der A-Nationalmannschaft: Karim Adeyemi. Foto: Tom Weller, dpa

    Beim FCA will man Pejcinovic behutsam aufbauen. Aber natürlich geht es am Ende auch um Geld. Die Förderverträge sind beim FCA alles andere als üppig, bewegen sich eher im dreistelligen als im vierstelligen Bereich. Angebote von anderen Vereinen können da verlockend sein. Die Akte Pejcinovic liegt längst auf den Schreibtischen von Stefan Reuter und Michael Ströll, den Geschäftsführern Sport und Finanzen in der Profi-Abteilung. Die Gespräche über einen Profi-Vertrag sind schon aufgenommen.

    Dzenan Pejcinovic geht auf die Mittelschule in Gersthofen

    Doch der FCA will Pejcinovic und den anderen Talenten, die es aus ihrem Blick wert sind, mit einem Rundumpaket überzeugen. Pejcinovic gilt dabei als Vorzeige-Muster. Er war im Sommer schon im Profi-Trainingslager dabei. Zudem trainiert er während der Saison regelmäßig mit anderen ausgewählten NLZ-Talenten mit dem Bundesliga-Kader. Fördertraining nennt man das beim FCA. Auch schulisch unterstützt man ihm. Dzenan bekommt vom Verein Nachhilfe. Er will im Sommer an der Mittelschule in Gersthofen seinen Abschluss machen, dann an die Fachoberschule.

    Seine Reifeprüfung muss er aber am Ende auf dem Platz ablegen. Dass ihm das gelingt, davon ist man beim FCA überzeugt. „Die entscheidende Frage ist: Wie groß ist der Glaube, dass er in der WWK-Arena ankommt?“, sagt Schromm und fügt an: „Beim Verein ist dieser Glaube groß, er war ja auch schon im Sommer im Trainingslager dabei. Und ich denke, bei Dzenan wird er von Tag zu Tag größer. Die Türe beim FCA ist auf, er muss nur noch durchgehen, dann wird er eines Tages in der WWK-Arena spielen.“

    FCA-Talent ist Fan von Manchester City

    Dzenan Pejcinovic will nichts überstürzen. Er klingt mit 16 Jahren sehr erwachsen, wenn er sagt: „Ich habe ja noch bis nächstes Jahr Vertrag und so noch mehr als ein Jahr Zeit. Ich denke, dass der FC Augsburg durchaus der richtige Weg für mich sein kann, um Profi zu werden. Wenn ich weiter Gas gebe, bin ich überzeugt, dass es möglich ist.“

    Der AC Mailand, so scheint es, spielt in seinen Überlegungen derzeit keine Rolle. Er konzentriert sich auf den FCA, außerdem ist er Fan von Manchester City.

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