Beim FC Bayern gehört es zum Selbstverständnis, in allen möglichen Bereichen ganz vorne stehen zu müssen. Auf diese Spitzenposition hätte der Rekordmeister aber wohl nur zu gerne verzichtet: Wie eine Auswertung der Website fussballverletzungen.de ergab, hatte kein anderer Bundesligaverein in der vergangenen Hinrunde mehr mit verletzungsbedingten Ausfällen zu kämpfen. Durchschnittlich fiel jeder Spieler im Kader der Bayern 34,96 Tage aus. Zum Vergleich: Die wenigsten Verletzten gab es beim 1. FC Heidenheim. Trainer Frank Schmidt hatte durchschnittlich nur 13,79 Fehltage bei seinen Spielern.
Es sind Zahlen, die bei Bayern-Coach Thomas Tuchel Sorgenfalten verursachen dürften – und die auch ein Thema sein werden, wenn das Personal der Münchner sich am Dienstag um 16 Uhr zum ersten Training des Jahres versammeln wird. Nicht dabei sein werden der einzig verbliebene Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui, der mit Marokko beim Afrika Cup unterwegs ist. Minjae Kim, einer von nur drei Innenverteidigern, ist mit Südkorea beim Asien Cup im Einsatz. Tuchel hatte im Lauf der Hinrunde immer wieder betont, dass der Kader zu klein ist, und dürfte sich angesichts der aktuellen Position mehr als bestärkt darin sehen. Zudem liegt die Vermutung nahe, dass die angespannte Personalsituation auch mitverantwortlich für die Verletzungsproblematik sein dürfte.
Immer wieder fielen Bayern-Spieler mit Muskelverletzungen aus
Denn Möglichkeiten, viel geforderten Spielern eine Pause zu verordnen, gab es für Tuchel oft nicht. Muskelverletzungen, die als Symptom für eine Überbeanspruchung gelten, gibt es im Münchner Kader derzeit einige. Aktuell fallen mit Kingsley Coman (Muskelfaserriss) und Serge Gnabry (Muskelsehnenverletzung) zwei Profis aus. Innenverteidiger Matthijs de Ligt war in der Hinrunde lange wegen eines Innenbandanrisses außen vor, sodass sich die Innenverteidigung mit Kim und Upamecano von selbst aufstellte. Jamal Musiala stand wegen eines Muskelfaserrisses und einer Oberschenkelverletzung insgesamt eineinhalb Monate nicht zur Verfügung.
Umso größer ist der Druck auf die Bayern, im nun gestarteten Transferfenster personell nachlegen zu müssen. "Wir wollen uns weiter verstärken, wollen etwas versuchen", hatte etwa Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen vor eineinhalb Wochen noch bekräftigt. Als möglicher Kandidat gilt zum Beispiel der Portugiese Joao Palinha vom FC Fulham, der schon im Sommer vor einem Wechsel zu den Bayern stand. Der Transfer des defensiven Mittelfeldspielers scheiterte aber an Fulham, der nicht rechtzeitig einen Ersatz für den 28-Jährigen verpflichten konnte. Mittlerweile hat der Profi seinen Vertrag bei den Londonern zwar verlängert, ein Transfer ist aber längst nicht vom Tisch. Noch dringender dürfte aber neues Personal in der Innenverteidigung sein. Als Kandidaten wurde zuletzt Giorgio Scalvini (Atalanta Bergamo) oder Raphael Varane (Manchester United) gehandelt. Einem Transfer von Jonathan Tah aus Leverkusen hatte Bayer-Sportchef Simon Rolfes zuletzt schon eine Absage erteilt. Leverkusen hat selbst genügend Personalprobleme: Alleine beim Afrika Cup sind vier Stammspieler der Werkself im Einsatz – ein Abgang des Abwehrchefs steht deswegen nicht zur Diskussion, erst recht nicht zum ärgsten Verfolger.
Der FC Augsburg hatte in der Hinrunde wenig Verletzungssorgen
Den letzten Platz in der Verletzungstabelle hatte in der vergangenen Saison noch der FC Augsburg inne. Mit durchschnittlich 71,85 Fehltagen pro Spieler stand der FCA noch im Sommer abgeschlagen auf dem letzten Platz der Tabelle . Mittlerweile hat sich das Bild gewandelt: Mit einem Wert von 30,34 Tagen steht Augsburg nach der Hinrunde auf Rang zwölf. Dabei sind es vor allem die Langzeitverletzten wie Reece Oxford (Long Covid), Raphael Framberger (Kreuzbandriss) oder die bereits verletzt verpflichteten Neuzugänge Japhet Tanganga und Masaya Okugawa, die die Statistik nach oben treiben. In der aktuellen Saison gab es mit Arne Maier nur einen Spieler, der länger ausfiel (Sprunggelenksverletzung). Die Umstellungen, die es im Sommer im Augsburger Funktionsteam gegeben hat, scheinen sich folglich ausgezahlt zu haben. Dazu kommt natürlich, dass für den FCA weniger Pflichtspiele auf dem Programm standen: Im Pokal war zudem nach der ersten Runde in Unterhaching schon Schluss.