Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten
FC Augsburg
Icon Pfeil nach unten

FC Augsburg: Raúl Bobadilla vermisst den FCA und die Bundesliga

FC Augsburg

Raúl Bobadilla vermisst den FCA und die Bundesliga

    • |
    Europapokal-Held von 2015: Raúl Bobadilla verfolgte das Spiel des FC Augsburg gegen Schalke 04 im Stadion.
    Europapokal-Held von 2015: Raúl Bobadilla verfolgte das Spiel des FC Augsburg gegen Schalke 04 im Stadion. Foto: Christian Kolbert

    Hier noch ein Selfie mit einer glücklichen Mutter und ihrer vielleicht einjährigen Tochter, die gar nicht weiß, wie ihr geschieht. Da noch eine Unterschrift auf einem FCA-Kindertrikot. Raúl Bobadilla war am frühen Samstagabend der heimliche Star im VIP-Bereich des FC Augsburg. Erstmals nach seinem Wechsel im Sommer 2017 vom FCA zu Borussia Mönchengladbach war der gebürtige Argentinier wieder in Augsburg und sah das 1:1 gegen Schalke 04 live in der WWK-Arena. 

    Im Sommer 2013 verpflichtet der FCA Raúl Bobadilla vom FC Basel

    "Es war sehr emotional, als ich hier zum Stadion gefahren bin und es wieder gesehen habe. Da kamen die ganzen Erinnerungen wieder hoch", erzählt Bobadilla, der inzwischen beim Schweizer Zweitligisten FC Schaffhausen unter Vertrag steht. Und da gab es viele in seiner FCA-Zeit. Viele schöne, aber auch einige nicht so angenehme. Im August 2013 hatte der FCA den bulligen Stürmer für rund 1,5 Millionen Euro vom FC Basel in die Bundesliga zurückgeholt. Dort hatte er zuvor schon von 2009 bis 2011 bei Borussia Mönchengladbach gespielt. Der junge Bobadilla, der mit 19 als Fußball-Profi in die Schweiz kam, war da vor allem mit dem Leben neben dem Platz überfordert.

    Beim FCA sollte das alles anders werden. Wurde es auch, wenigstens teilweise. In Augsburg schoss er sich mit seinen Toren in die Herzen der FCA-Fans. Er wurde in der historischen Nacht in Belgrad Mitte Dezember 2015 zum Euro-League-Helden. Mit einem 3:1-Auswärtssieg bei Partizan Belgrad hätte der FCA die Gruppenphase überstanden. Doch in der 90. Minute führte der FCA nur 2:1. Damit wäre der FCA ausgeschieden. Doch dann kam die Nachspielzeit. Caiuby köpfte nach innen und dann kam Bobadilla angerauscht und beförderte den Ball zum 3:1-Endstand ins Belgrader Tor. 

    Lass dich umarmen.  Konstantinos Stafylidis feiert mit Raul Bobadilla den Siegtreffer in Belgrad.
    Lass dich umarmen. Konstantinos Stafylidis feiert mit Raul Bobadilla den Siegtreffer in Belgrad. Foto: Siegfried Kerpf

    Die fanatischen Belgrader Fans verstummten für einen Moment, Bobadilla hatte für Ruhe gesorgt. "Das Tor in Belgrad war sehr emotional für mich, weil wir nicht ausscheiden wollten. Wir wussten, wir mussten 3:1 gewinnen. Caiu spielt den Ball einfach mit dem Kopf rein und ich komme mit vollem Anlauf, und dann war nur noch Jubel", erinnert sich Bobadilla. Sein Treffer war das Ticket zum K.-o-Spiel gegen den FC Liverpool. Dem bisherigen Höhepunkt in der Vereinsgeschichte des FCA. 

    Ex-FCA-Spieler: Siegtreffer gegen den FC Bayern München

    Aber noch ein Tor bewies, dass ein fitter und konzentrierter Bobadilla ein Unterschiedsspieler sein konnte. Im Mai 2015 schoss er den FCA zum 1:0-Auswärtssieg beim FC Bayern München, Torhüter Manuel Neuer hatte keine Chance.

    "Der FCA war meine beste Zeit in Deutschland. Gladbach war auch gut, aber der FCA war die beste Zeit meiner Karriere. Hier habe ich mich gefunden, als Spieler und als Mensch. Ich habe mich wohlgefühlt, hier konnte ich meine wahre Leistung zeigen", sagt Bobadilla dankbar. "Es ist ganz wichtig, dass du ein Team und einen Verein findest, bei dem du dich einfach wohlfühlst, dann läuft alles automatisch." Bobadilla war eines der Gesichter des sportlichen Erfolges des FCA neben Spielern wie Ragnar Klavan, Marwin Hitz, Paul Verhaegh oder Daniel Baier. Hier kam sein Sohn Noah, 7, zur Welt. 

    Sein Name steht aber auch für Eskapaden neben dem Spielfeld. In der Schweiz wurde er 2014 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil er 2013 vor seiner FCA-Zeit mit seinem Maserati durch eine 50er-Zone mit über 110 Kilometern gerast war. Die beiden FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter und Michael Ströll und der damalige Kaderplaner Stephan Schwarz standen ihm beim Gerichtstermin bei. In Augsburg war er beim Presseball unserer Zeitung in eine Schlägerei verwickelt.

    "Ich bin dem FCA dankbar, dass man mir die Türe hier geöffnet hat. Sie haben hier sehr viel mit mir mitgemacht", erzählt Bobadilla, der inzwischen mit seiner Frau Joy drei Kinder hat. Als er im Sommer 2017 dann trotz laufenden Vertrages zu Borussia Mönchengladbach wechselte, atmete man beim FCA auf. Die zwei Millionen Euro Ablöse waren auch eine Art Schmerzensgeld. 

    Raúl Bobadilla: Rückkehr zu Borussia Mönchengladbach war ein Fehler

    Doch in Gladbach kam der damals 30-Jährige nicht mehr über die Jokerrolle hinaus. Er wollte aber mehr, ging nach 166 Bundesligaspielen und 29 Toren in seine argentinische Heimat zurück. "Im Rückblick war mein Wechsel vom FCA nach Gladbach ein Fehler. Genauso, als ich von Gladbach nach Argentinien gegangen bin. Ich hätte bleiben müssen."

    Denn es begann eine Odyssee durch einige südamerikanische Ligen. Er spielte für den berühmten brasilianischen Klub Fluminense im Maracana-Stadion, aber auch in Provinzstadien in Paraguay. Für das Land seiner Großeltern lief er als Nationalspieler auf. Doch in seiner Heimat Argentinien wollte er seine Kinder Noah, 7, Lorenzo, 4, und Nina, 1, nicht aufwachsen sehen. "In Argentinien gibt es gerade viele Probleme, mit der Sicherheit, mit der Politik." Als dann das Angebot vom FC Schaffhausen kam, musste Bobadilla nicht lange überlegen. Im Februar 2022 kehrte er nach Europa zurück. 

    Bobadilla ist glücklich beim FC Schaffhausen

    "Jetzt sind wir in Schaffhausen, und ich bin sehr zufrieden damit. Ich bin glücklich, die Kinder gehen in die Schule. Wir wollen für immer in der Schweiz oder auch in Deutschland bleiben", sagt Bobadilla. Aus dem Lebemann ist ein fürsorglicher Familienvater geworden. Am Freitagabend verlor Schaffhausen beim Tabellenzweiten Yverdon Sport mit 0:2. Bobadilla wurde eingewechselt. Der anvisierte Aufstieg scheint nicht zu gelingen. Der Vertrag von Bobadilla läuft noch bis zum Saisonende. "Wir werden sehen, was passiert", sagt er. Er wirkt austrainiert, will noch weiterspielen.

    Vom FCA im Jahr 2023 ist er angetan. "Das Spiel gegen Schalke war gut bis zur Roten Karte. Es hat ein bisschen die Erfahrung gefehlt. Der FCA hat viele junge Spieler, die hungrig sind. Müssen den Ball öfters halten, um Luft zu holen. Das war früher auch meine Aufgabe." Als er hört, dass FCA-Kapitän Jeffrey Gouweleeuw den neuen Stern am FCA-Himmel, Mergim Berisha, als besten Stürmer, mit dem er bisher zusammengespielt hat, bezeichnet, muss er lachen: "Ach der Jeffrey. Der hatte doch keine Chance im Training gegen mich. Und ich hätte heute schon ein Tor gemacht." Dann nimmt er seinen Sohn an die Hand. Er ist müde. Die Rückkehr in seine Vergangenheit geht zu Ende. Er sagt: "Als ich heute in der Kabine war, im Stadion, die Atmosphäre, die Fans, diese Stimmung, diese Emotionen. Die Bundesliga, das vermisse ich." Er wird damit leben müssen. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden