Als Finn Dahmen am Dienstagvormittag das Trainingsfeld verließ, stellte sich dem Torhüter des FC Augsburg eine Autogrammjägerin der besonderen Art entgegen. Es war keiner der rund 120 Teenager einer dänischen Sport-Akademie, die auf ihrem Weg ins Trainingscamp nach Slowenien kurz Station machten, um den derzeit besten dänischen Trainer in der Bundesliga, Jess Thorup, zu besuchen. Es war eine fürsorgliche Mutter, die mit einem schwarzen Filzstift wartete und um die Unterschrift auf den schwarz-grünen Torwart-Handschuhen ihres Sohnes bat.
FCA-Torhüter Finn Dahmen will noch ein paar Zu-null-Spiele dranhängen
Natürlich unterschrieb Dahmen. Das hätte der freundliche Fußball-Profi mit den guten Manieren auch getan, wenn er am Samstag nicht das erste Mal in seiner Bundesliga-Karriere zu null gespielt hätte. Doch so war sein charmantes Lächeln vielleicht noch ein bisschen breiter als sonst. 36 Punktspiele, davon 23 für den FCA, hatte er sich vergeblich bemüht, beim spektakulären 6:0-Auswärtssieg in Darmstadt war es dann so weit. Dahmen hatte immer wieder betont, dass ihn diese nicht gerade rühmliche Statistik jetzt nicht sonderlich belaste, doch für eine Erwähnung war sie immer gut. Vor allem in den Medien, wie der 26-Jährige schon kurz nach dem Ende in der Mixed Zone des Darmstädter Stadions befand. „Für mich war es nie so ein großes Thema, wie es von euch gemacht wurde. Aber es tut als Torwart gut, zu null zu spielen und wir wollen auf jeden Fall noch ein paar Zu-null-Spiele in dieser Saison dranhängen.“
Darauf hofft auch FCA-Trainer Thorup. Der hatte am Samstag in der Pausenansprache mit einem Hinweis auf Dahmens schwarze Serie die Konzentration trotz der 5:0-Führung hochhalten wollen. „Ich habe in der Halbzeit gesagt, o.k., jetzt wollen wir die zweite Halbzeit gewinnen und zu null spielen. Es war mir wichtig, dass wir nicht zu lässig werden. Wir wollten das seriös zu Ende spielen.“ Seine Mannschaft lieferte. Sehr zur Freude von Thorup. „Wir haben die zweite Hälfte 1:0 gewonnen und zu null gespielt. Endlich haben wir unser Clean Sheet, unser zu null. Jetzt können wir das abhaken, aber auch Finn.“
Finn Dahmen verhinderte beim SV Darmstadt 98 den schnellen Ausgleich
Auf den wartet am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim sicherlich mehr Arbeit als in Darmstadt. Obwohl dort Dahmen nur wenige Sekunden nach dem frühen 1:0 (2.) durch Phillip Tietz reaktionsschnell das 1:1 verhindert hatte. Keiner weiß, was passiert wäre, wenn die Lilien da ausgeglichen hätten. Doch nach dem rauschhaften Six-Pack-Spiel seiner Feldspieler ging diese Parade im allgemeinen Bohei unter.
FCA geht mit Selbstvertrauen in das Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim
Es wird auch in den nächsten Tagen eine wichtige Aufgabe für Trainer Thorup sein, diese Euphorie in die richtigen Kanäle zu leiten. Damit begonnen hat er schon am Dienstag im obligatorischen Spielerkreis vor dem Trainingsbeginn. „Ich habe zu meinen Spielern gesagt, das 6:0 war ein tolles Spiel, wir haben jetzt Selbstvertrauen bekommen und das, aber nur das, wollen wir ins nächste Spiel mitnehmen. Wir fangen jetzt die Woche mit einem starken Training an und das haben sie gemacht.“
Dabei waren bis auf Patric Pfeiffer alle dabei. Der Innenverteidiger absolvierte auf einem Nebenplatz eine individuelle Einheit. Eine endgültige Untersuchung am Freitag soll zeigen, ob er nach seinen muskulären Problemen im Oberschenkel nächste Woche wieder voll ins Training einsteigen kann.
Rot-Sünder Mads Pedersen zeigt sich reumütig
Etwas früher beendeten auch Mads Pedersen und Fredrik Jensen das Training. Pedersen muss nach seiner Roten Karte in Mainz noch gegen Heidenheim pausieren. Die Zwangspause nutzte der Däne, um sein lädiertes rechtes Sprunggelenk zu schonen.
Ab Montag wolle er wieder voll einsteigen, sagte er am Dienstag. Nach seinem rüden Foul in Mainz zeigte er sich reumütig. „Da hatte ich für zwei Sekunden mein Gehirn ausgeschalten. Ich bin heilfroh, dass mein Gegenspieler nicht verletzt wurde.“
Vorsichtsmaßnahme bei Fredrik Jensen
Eine Vorsichtsmaßnahme war der dosierte Wochenstart für Offensivspieler Fredrik Jensen. Der Finne war in Darmstadt einer der prägendsten Protagonisten, erzielte ein Tor selbst und legte eines auf. Mit leichten Beschwerden an der Achillessehne blieb er dann aber nach 45 Minuten in der Kabine.
„Wir wollten da kein Risiko eingehen, Freddy wird am Mittwoch wieder voll trainieren“, sagte Thorup und marschierte gut gelaunt zum Meeting mit seinen dänischen Besuchern. Und die Autogrammjägerin? Die war auch glücklich. Ihr Sohn will mit den unterschriebenen Handschuhen bei der nächsten FCA-Talentsichtung überzeugen.