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FC Augsburg: Woher Ruben Vargas seine mentale Stärke zieht

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Woher Ruben Vargas seine mentale Stärke zieht

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    Ruben Vargas hält nach seinem Tor gegen Köln kurz innen, während sein Kollege Elvis Rexhbecaj die FCA-Fans anfeuert.
    Ruben Vargas hält nach seinem Tor gegen Köln kurz innen, während sein Kollege Elvis Rexhbecaj die FCA-Fans anfeuert. Foto: Roger Buerke, Eibner-Pressefoto

    Es war nur ein Moment, als Ruben Vargas am vergangenen Samstag den Hexenkessel um ihn herum in der ausverkauften WWK-Arena ausblendete. Soeben hatte der Außenbahnspieler des FC Augsburg den 1:2-Anschlusstreffer gegen den 1. FC Köln erzielt, als er im Jubel der Augsburger Fans kurz die Augen schloss und mit beiden Armen kurz nach oben zeigte. Richtung Himmel, Richtung Gott. 

    Ruben Vargas hätte gegen den 1. FC Köln lieber gewonnen als getroffen

    „Ich bin wegen ihm hier und darum widme ich auch jedes Tor oder jeden Erfolg ihm“, sagt Ruben Vargas am Dienstag im Raum der Pressekonferenz ernst. Dass er mit seinem Treffer am Ende die 1:3-Niederlage nicht verhindern konnte, wog für Vargas allerdings schwerer als sein persönliches Erfolgserlebnis. „Es hat mir gutgetan, denn ich hatte zuletzt mit Verletzungen zu kämpfen. Ich bin froh, dass ich wieder spielen kann und es ist immer schön, wenn man trifft oder ein Tor vorbereitet, aber trotzdem hätte ich lieber gewonnen.“ 

    Sein Glauben hilft ihm als Privatmensch und als Profi. Auch in schweren Zeiten. Und da hat der 24-jährige Schweizer zuletzt beim FC Augsburg einige zu durchleben. Vargas sagt: „Ich bin ein Mensch, der denkt, es passiert alles aus einem gewissen Grund. Nach einer Verletzung bin ich kurz bedrückt, aber ich kann es relativ schnell wegstecken und schaue dann schnell nach vorn.“ 

    Nach seinem Wechsel vom FC Luzern zum FC Augsburg startete Vargas durch

    Dabei schien es nach seinem Wechsel 2019 vom FC Luzern zum FCA für Vargas nur eine Richtung zu geben: nach oben. Der 20-jährige, weitgehend unbekannte, Schweizer sorgte in der Bundesliga mit seinem erfrischenden unbekümmerten Spielstil auf der linken Außenbahn für Aufsehen. Unter Trainer Martin Schmidt wurde er gleich zum Stammspieler, erzielte in seinem zweiten Bundesligaspiel gegen Union Berlin (1:1) gleich sein erstes Tor. Am Ende hatte er 33 von 34 Spielen absolviert und sechs Treffer erzielt. Auch in seinem zweiten Jahr unter Heiko Herrlich und dann Markus Weinzierl war er gesetzt. Doch am vorletzten Spieltag beim 2:0-Heimsieg gegen Werder Bremen, der den Klassenerhalt sicherte, sah er die Rote Karte. 

    Danach stagnierte seine Leistung. Vargas spielte zwar weiterhin, doch plötzlich lief es für ihn nicht mehr so rund. „Die anderen Vereine hatten mich nicht so gekannt. Jetzt nach fast vier Jahren in der Bundesliga stellen sich die Gegner viel besser auf mich ein. Das ist aber keine Ausrede. Ich gebe in jedem Spiel mein Bestes. Aber etwas zu bestätigen ist immer das Schwierigste“, sagt er im Rückblick. 

    Ruben Vargas verpasste die ganze Vorbereitung

    Bestätigen – das wollte er sich nun unter dem neuen Trainer Enrico Maaßen. In dieser Saison sollte es wieder aufwärtsgehen. Doch es kam anders. Im Mai verletzt er sich in der Nations League beim Spiel der Schweiz gegen Portugal. Ein Muskelbündelriss am hinteren Oberschenkel. Beim Warmmachen. „Ich habe gleich gespürt, dass es eine schwerere Verletzung ist. Ich konnte gleich nicht mehr auftreten. Dadurch habe ich fast die ganze Vorbereitung verpasst.“ Erst am dritten Spieltag beim 1:2 zu Hause gegen Mainz wurde er eingewechselt. Dann am 22. Oktober erzielte er gegen RB Leipzig sein erstes Saisontor. Es war das 3:0 (64.). Der FCA hatte den großen Favoriten eine Stunde an die Wand gespielt. Am Ende hieß es 3:3. Es ist ein Auf und Ab. Auch bei Vargas. „Erst kurz vor der WM war ich wieder richtig fit.“ 

    Vargas ist Stammspieler für die Schweiz bei der Weltmeisterschaft

    Die Weltmeisterschaft mit der Schweiz. Der Traum eines jeden Fußballers. Auch der von Ruben Vargas. In Katar läuft es für ihn persönlich prächtig, auch wenn im Achtelfinale mit 1:6 gegen Portugal das Ende deutlich ist. „Dort habe ich jedes Spiel von Anfang an gespielt und konnte dadurch viel Selbstvertrauen tanken. Ich bin dann auch mit einem guten Gefühl zurückgekommen.“ 

    Auch, weil seine ganze Patchwork-Familie mit dabei war. Seine Mutter und sein leiblicher Vater, ein Golflehrer, der aus der Dominikanischen Republik stammt, von dem sich seine Mutter aber trennt, als Ruben noch klein sind. Sein Bruder Manuel, 21. Sein Stiefvater mit seinen Kindern. Vargas genießt das gute Verhältnis. Die Familie ist ihm wichtig. Immer wenn er kann, fährt er die knapp vier Stunden heim ins Schweizer Adligenswil. Dort in der Nähe von Luzern, am Vierwaldstättersee kann er auftanken, entspannen. Und seine Mutter und sein Stiefvater kommen fast zu jedem Heimspiel nach Augsburg.

    Mats Hummels trat Ruben Vargas über die Außenlinie

    Im Januar möchte Vargas endlich wieder an alte Zeiten anknüpfen. Doch Mats Hummels tritt ihm beim ersten Spiel in Dortmund (3:4) schon nach zehn Minuten an der Außenlinie in den Krankenstand. Vargas muss mit Tränen in den Augen ausgewechselt worden. Die Diagnose: einen Einriss in der Membran zwischen Schien- und Wadenbein. Vargas verpasst vier Bundesligaspiele. Mit Hummels hat er seinen Frieden gemacht: „Das passiert im Fußball. Direkt als ich ausgewechselt wurde, hat er sich entschuldigt.“

    Mats Hummels verletzte Ruben Vargas beim Spiel in Dortmund schwer.
    Mats Hummels verletzte Ruben Vargas beim Spiel in Dortmund schwer. Foto: Tom Weller, dpa

    Das reicht dem gläubigen Katholiken. Er kann verzeihen. Vargas kämpft sich wieder heran. Er versucht viel, gibt nicht auf. Es ist ein Auf und Ab. Jetzt gegen Köln trifft er endlich wieder. Vielleicht lässt er jetzt am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim Gastspiel bei RB Leipzig sein nächstes Tor folgen. „Wir wissen, dass Leipzig eine starke Mannschaft hat. Aber wir spielen gegen solche Teams meistens gut. Zu Hause hätten wir gewinnen können, eigentlich müssen. Wir müssen solche Gegentore wie gegen Köln vermeiden und offensiv bekommen wir immer unsere Chancen, deswegen bin ich überzeugt, dass wir in Leipzig punkten können.“ 

    Vargas Vertrag beim FCA ist bis 2025 datiert

    Sein Vertrag beim FCA läuft noch bis 2025. Aber nach vier Jahren könnte man schon mal an eine Veränderung denken. Den nächsten Schritt gehen. Als Schweizer Nationalspieler hat sich Vargas längst einen Namen gemacht. Doch das ist für Vargas kein Thema: „Ich habe einen Vertrag, der bis 2025 läuft, darum mache ich mir darüber keine Gedanken. Mein Ziel war es, in dieser Saison einfach wieder Stammspieler zu werden. Der Klassenerhalt hat jetzt absolute Priorität. Ich werde alles dafür tun, der Mannschaft zu helfen.“ Am liebsten mit Toren. Da vertraut er auf Gott.

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