Lange stand Ruben Vargas, 25, nach der 0:1-Niederlage gegen Bayer Leverkusen noch mit Granit Xhaka, 31, in der Mixed-Zone der WWK-Arena zusammen. Sicher sprach der Schweizer Profi des FC Augsburg mit seinem Landsmann und Taktgeber des Bayer-Mittelfeldes über die vorausgegangenen 95 Minuten, vielleicht auch über die nächsten gemeinsamen Länderspiele in der Schweizer Nationalmannschaft. Xhaka ist dort sein Kapitän. Aber vielleicht fragte Vargas seinen erfahrenen Kollegen auch, wie es denn so ist, wenn man als Schweizer von der Bundesliga in eine andere europäische Top-Liga wechselt.
Im Sommer 2016 hatte Xhaka diesen Schritt von Borussia Mönchengladbach zum FC Arsenal gewagt, sieben Jahre später, im vergangenen Sommer, kehrte er von dort zu Bayer Leverkusen und damit in die Bundesliga zurück. Gut möglich, dass Ruben Vargas in den nächsten Tagen einen ähnlichen tiefgreifenden Schritt in seiner Karriere macht: zum AC Florenz, dem derzeitigen Tabellenvierten der italienischen Serie A.
FCA-Sportdirektor Marinko Jurendic bestätigt Kontakte zum AC Florenz
FCA-Sportdirektor Marinko Jurendic bestätigte auf jeden Fall am Samstag, dass Florenz Interesse an einem Wechsel hinterlegt hat. „Eine Kontaktaufnahme ist da“, sagte Jurendic. „Aber wir sind noch nicht an einem Punkt, wo wir sagen, wir wollen einsteigen in Gespräche. Wir wollen entscheiden, was wir machen. Wir planen im Moment mit Ruben. Wir beschäftigen uns aktuell nicht intensiv mit dieser Thematik.“
Vargas hingegen wohl schon. Anfang Dezember hatte der Schweizer im Gespräch mit unserer Redaktion schon zwischen den Zeilen durchklingen lassen, dass er einem Tapetenwechsel nicht abgeneigt sein würde. „Ich werde alles reinhauen und wenn der Zeitpunkt kommt, über meine Zukunft zu sprechen, dann werden meine Berater und ich das auch tun.“ Gut möglich, dass jetzt dieser Zeitpunkt gekommen ist.
Italienische Medien berichten auf jeden Fall, dass er sich mit Florenz schon geeinigt habe. Jetzt seien beide Vereine am Zug. FCA-Geschäftsführer Michael Ströll gilt aber als harter Verhandlungsführer. Der FCA hatte Vargas im Sommer 2019 für vier Millionen Euro vom FC Luzern nach Augsburg geholt, sein laufender Vertrag ist noch bis Ende Juni 2025 dotiert. Der FCA hat also keine Eile. Die Frage ist, ab wann wird der FCA schwach? Bei sieben Millionen Euro, die Florenz angeblich bereit ist zu investieren, oder bei acht? Bei einer Rendite von 100 Prozent könnte Ströll sicher zu überlegen beginnen.
Die Entwicklung von Ruben Vargas beim FCA stagniert
Fakt ist: Die Entwicklung von Ruben Vargas beim FCA stagniert in seinem fünften Jahr in Augsburg. Zwar gilt der Außenbahnspieler auch unter Trainer Jess Thorup weiter als gesetzt, doch von seinem spektakulären und vor allem erfolgreichen Spielstil, mit dem er besonders in seinen ersten beiden Spielzeiten begeistert hat, ist er ein Stück weit entfernt. Vargas versucht immer noch viel, geht ins Dribbling, doch am Ende steht hinter seinen Bemühungen wenig Ertrag für sich, aber auch für das Team. Dabei hatte die Saison gut für ihn begonnen. Beim 4:4-Auftakt gegen Borussia Mönchengladbach traf er zur zwischenzeitlichen 4:3-Führung in der 76. Minute. Es sollte sein bisher einziges Tor bleiben.
Viel besser läuft es für ihn hingegen in der Schweizer Nationalmannschaft. Er ist einer der Garanten dafür, dass sich die Schweiz für die EM qualifiziert hat, die am 14. Juni in München startet. Die Schweiz ist neben Schottland und Ungarn Gruppengegner Deutschlands. Vargas möchte dort sicher in Topform auftreten. Zudem ist die Chance groß, dass er mit Florenz zukünftig auch auf europäischer Ebene spielen könnte.
Möglichen Ersatz hätte der FCA durchaus in den eigenen Reihen. Arne Engels, Arne Maier, Fredrik Jensen, aber eventuell auch Toptalent Mert Kömur könnten den Offensivspieler auf der Außenbahn oder auch im zentralen Mittelfeld – dort spielte er gegen Bayer Leverkusen – ersetzen. Aber noch ist es nicht so weit.
Masaya Okugawa steht vor der Unterschrift beim Hamburger SV
Beim Transfer von Masaya Okugawa hingegen schon. Der japanische Mittelfeldspieler wird bis zum Saisonende an den Zweitligisten Hamburger SV ausgeliehen. Wir berichteten bereits darüber. „Masaya steht vor der Unterschrift in Hamburg. Die Papiere sind noch nicht final fertig, aber der Medizincheck und alles wurde gemacht. Ich gehe davon aus, dass es morgen kommuniziert wird“, sagte Jurendic am Samstagabend. Am Sonntagmittag verschickte der FCA die entsprechende Pressemitteilung und bestätigte die Leihe. HSV-Trainer Tim Walter kennt Okugawa bereits aus ihrer gemeinsamen Zeit bei Holstein Kiel.
Beim HSV soll Okugawa Spielpraxis sammeln, denn beim FCA ist man weiter von ihm überzeugt. Jurendic sagt: „Masaya ist verletzt hergekommen, war dann wieder verletzt. Er ist nie in den Rhythmus gekommen. Masaya kennt die Liga, er kennt den Trainer, wir hoffen, dass er viele Spielminuten bekommt und gestärkt wieder zurückkommt.“