Es gibt schönere Einstiege in eine Bundesliga-Saison, als den, den der VfL Wolfsburg gerade hinter sich hat. Erst schlug die Suspendierung des schillernden Stars Max Kruse hohe mediale Wellen, dann musste die Truppe von Trainer Nico Kovac bis zum sechsten Spieltag auf den ersten Sieg warten. Nun scheint sich das Team dank Leistungsträgern wie Yannick Gerhardt, Maximilian Arnold und Omar Marmoush stabilisiert zu haben. Am vergangenen Wochenende tankten die Wölfe mit einem 3:2-Erfolg gegen den VfB Stuttgart weiteres Selbstbewusstsein, bevor sie nun am Samstag um 15.30 Uhr in der WWK-Arena auf den FC Augsburg treffen.
Eine ähnliche Achterbahnfahrt haben die Gastgeber hinter sich, die nach einem wenig überzeugenden Saisonauftakt mit zuletzt drei Siegen gegen Bremen, den FC Bayern und Schalke eindrucksvoll in die Erfolgsspur gefunden haben. So wird es am Samstag ein Duell zweier frisch erstarkter Bundesliga-Teams geben.
FCA-Spieler Elvis Rexhbecaj hat seine Ausbildung komplett beim VfL Wolfsburg durchlaufen
Eines, das vor allem für FCA-Spieler Elvis Rexhbecaj etwas ganz Besonderes ist. Schließlich hat er von der U12 weg bis zur U23 und den Profis seine komplette fußballerische Ausbildung beim VfL durchlaufen. "Ich bin als kleiner Junge 2010 nach Wolfsburg gekommen und dort erwachsen geworden. Ich habe alles mitgemacht, was es dort zu erleben gab. Erst war ich Balljunge und Jugendspieler, später bin ich Profi geworden und habe gespielt“, erzählt der Deutsch-Kosovare, dessen Vater als Platzwart bei den Wolfsburgern arbeitet, von seinem sportlichen Werdegang.
Er ist sich bewusst, was er seinem Ausbildungsverein zu verdanken hat. "Wer mich kennt, weiß, dass ich ein Typ bin, der demütig ist und alles schätzt“, sagt er. Auch wenn er es in Wolfsburg nicht zum Stammspieler brachte, deshalb in der vergangenen Saison an den VfL Bochum ausgeliehen war und dann im Sommer dieses Jahres an den FC Augsburg abgegeben wurde. "Ich habe keinen Groll, ganz im Gegenteil. Ich fokussiere mich immer auf das, was ich jetzt habe und was ich jetzt machen kann. Ich spiele Bundesliga, und das sollte man immer wertschätzen“, sagt er.
Beim FCA zählte Elvis Rexhbecaj sofort zum Stammpersonal
In Augsburg hat sich sein Entschluss, dem VfL Wolfsburg endgültig den Rücken zu kehren, bereits ausgezahlt. Beim FCA konnte der 24-Jährige sofort auf das Vertrauen von Trainer Enrico Maaßen bauen und zählte im zentralen Mittelfeld vom ersten Tag an zum Stammpersonal. Rexhbecaj stand in allen bisherigen acht Bundesligapartien in der Startelf, spielte sechs Partien komplett durch. "Für mich persönlich war es von null auf hundert, dass ich direkt gespielt habe. Ich freue mich natürlich über das Vertrauen, hinterfrage mich aber auch immer, überlege, was gut gelaufen ist und was ich besser machen kann.“
So hat sich seine persönliche Leistung – wie auch die der kompletten Mannschaft – im Laufe der vergangenen Wochen kontinuierlich verbessert. Den holprigen Saisonstart, der am fünften Spieltag in ein Pfeifkonzert der heimischen Fans mündete, hat Elvis Rexhbecaj dennoch nicht vergessen. "Am Anfang hatten wir unsere Schwierigkeiten“, räumt er ein. "Aber dass nicht alles gleich perfekt läuft, war klar. Nach dem Hertha-Spiel sind wir als Mannschaft noch enger zusammengerückt.“ Doch die Mannschaft habe sich vorgenommen, egal welche Phasen es gebe, "wir müssen bei uns bleiben und den Kopf oben halten. Damit haben wir in Bremen angefangen, und das wollen wir so weitermachen.“
Elvis Rexhbecaj setzt die Tradition der erfolgreichen Wolfsburg-Transfers zum FCA fort
Allerdings weiß Rexhbecaj um die herausragende Qualität des nächsten Gegners. "Ich glaube, dass man die Wolfsburger nie unterschätzen darf.“ Teile der Mannschaft kennt er noch persönlich aus seiner Zeit in der Autostadt. Torhüter Niklas Klinger beispielsweise, mit dem er in der Jugend gespielt hat, Joshua Guilavogui, Lukas Nmecha oder Yannick Gerhardt.
Nicht von ungefähr gehört der VfL Wolfsburg ja auch zu jenen Bundesliga-Clubs, dessen Personal vom FCA immer genauestens inspiziert wird. Von keinem anderen Verein sind schließlich mehr Spieler nach Augsburg gewechselt – seit Bundesligazugehörigkeit gingen insgesamt zwölf Transfers in Richtung Süden. Darunter ehemalige FCA-Leistungsträger wie Torhüter Marvin Hitz, der langjährige Ex-Kapitän Daniel Baier, Innenverteidiger Uwe Möhrle oder der Koreaner Ja-Cheol Koo. Aus dem aktuellen Kader auch Felix Uduokhai.
FCA-Spieler Mergim Berisha und André Hahn fallen gegen Wolfsburg aus
Rexhbecaj setzt die Tradition der erfolgreichen VfL-Transfers in Augsburg fort. Im zentralen defensiven Mittelfeld hat er seinen Platz gefunden, kann dort zunehmend seine Stärken als Vorlagengeber und Antreiber ausspielen, aber auch nach hinten Ausputz-Arbeiten verrichten. "Ich bin ein Teamspieler“, betont Rexhbecaj, "ich habe kein Problem, wenn ich auch mal auf einer anderen Position aushelfen kann und muss. Ich fühle mich wohl und kann mich nicht beklagen.“
Und auch wenn aus dem nun seit drei Partien eingespielten Team am Samstag Mergim Berisha aufgrund seiner Gelb-Roten Karte und André Hahn aufgrund einer schweren Knieverletzung fehlen werden, Rexhbecaj ist überzeugt, dass der FCA den eingeschlagenen Weg weitergehen wird. "Wer drei Siege im Gepäck hat, hat eine breite Brust. Wir wollen unsere Serie ausbauen. Und ich persönlich habe natürlich gar keinen Bock, am Wochenende zu verlieren.“