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FC Augsburg: Wie Caiuby vom Star zum Ausgestoßenen wurde

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Tattoos, Geldstrafen, Prügeleien und Ärger mit der Justiz: Die Akte Caiuby

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    Fußballprofi Caiuby bewegte sich auf dem Fußballplatz sicher – abseits des Rasens machen ihm seine Skandale zu schaffen.
    Fußballprofi Caiuby bewegte sich auf dem Fußballplatz sicher – abseits des Rasens machen ihm seine Skandale zu schaffen. Foto: Marcus Merk

    Eigentlich könnte Caiuby Francisco da Silva, kurz Caiuby, immer noch ein Bundesligaspieler sein. Mitte Juli wird der Brasilianer zwar 35 Jahre alt, viele Profis schaffen es aber auch in diesem Alter noch, auf höchstem Niveau mitzuhalten. Die Realität sieht aber so aus, dass Caiuby seit seinem Aus beim FC Augsburg im Oktober 2019 bestenfalls noch eine Nebenrolle im Fußballgeschäft spielt. Nach dem geräuschvollen Ende seines Vertrags beim Bundesligisten war er zuerst fast eineinhalb Jahre ohne Vertrag. Es folgten ein halbes Jahr beim sowie ein Gastspiel beim griechischen Klub AO Kavala, mit dem er aus der zweiten Liga abstieg. Für den Regionalligisten Türkgücü München, der ihn im Sommer 2022 vorstellte, bestritt er kein einziges Spiel, weil eine Arbeitsgenehmigung nicht vorlag. Die Geschichte von Caiuby – das ist die Geschichte eines Publikumslieblings und Leistungsträgers, der infolge von Disziplinlosigkeiten innerhalb eines Jahres vom Star zum Ausgestoßenen wurde.

    Einen derart rapiden Absturz hat lange kein Bundesligaspieler mehr hingelegt. Dass Caiuby gerne feiert, nicht jede Regel einhält und auch mal Ärger mit Ordnungshütern aller Art hat, war sowohl bei seinem Ex-Verein FC Ingolstadt, für den er zwischen 2011 und 2014 auflief, als auch beim FC Augsburg bekannt. Lange Zeit drückte man bei den Klubs ein bis zwei Augen zu – bis es nicht mehr ging. Richtig los mit dem Ärger ging alles beim Trainingsstart des FCA im Sommer 2018: Der Brasilianer hatte seinen Urlaub eigenmächtig verlängert. Der Ärger darüber hatte das Trainingslager des Bundesligisten überschattet. Trainer, Manager und Mitspieler zeigten sich genervt vom Verhalten Caiubys. Erst nach zehn Tagen tauchte er wieder auf. Der Verein begnadigte ihn nach einer saftigen Geldstrafe ein weiteres Mal.

    Caiuby gehörte zu den wichtigsten Spielern des FCA.
    Caiuby gehörte zu den wichtigsten Spielern des FCA. Foto: Ulrich Wagner

    Der FCA hatte lange die schützende Hand über Caiuby gehalten

    Manager Stefan Reuter wollte damals keine Zahlen nennen, sprach aber davon, dass Caiuby den "teuersten Urlaub" seines Lebens gemacht hatte. Es war auch damals nicht das erste Mal, dass Caiuby länger als erlaubt in Brasilien blieb: Im Frühjahr 2017 hatte er nach einer schweren Knie-OP ohne Absprache seinen Heimataufenthalt verlängert. Der FC Augsburg setzte darauf, dass Caiuby seine Extratouren wieder mit Leistung rechtfertigen würde, wie es in der Vergangenheit stets gewesen war. In der Vergangenheit hatte der Verein stets die schützende Hand über Caiuby gehalten – und dieser hatte mit Leistung zurückbezahlt. Der Mittelfeldspieler, der vor 34 Jahren in São Paulo geboren wurde und in der 32 Millionen Einwohner großen Metropole auch aufgewachsen ist, war in Augsburg stets ein wichtiger Faktor.

    Über die Umwege Duisburg und Ingolstadt landete "Kai-Uwe", wie ihn die Fans nannten, 2014 beim FCA. Seine Argumente für einen Stammplatz: Kein Spieler im Kader war kopfballstärker, wenige waren für das Offensivspiel des FCA wichtiger als der Mann mit dem schwarzgelockten Wuschelkopf. War Caiuby fit, dann spielte er meistens auch. Das änderte sich irgendwann, als auch die Leistungen deutlich nachließen.

    Zusammen mit zwei Mitspielern ließ Caiuby einen Tätowierer aus Brasilien einfliegen

    Dazu kam, dass der Brasilianer immer wieder für Schlagzeilen abseits des Platzes sorgte. So hatte er sich vier Tage vor dem Spiel gegen Schalke zusammen mit seinen Mitspielern Jonathan Schmid und Konstantinos Stafylidis einen Edel-Tätowierer aus Brasilien einfliegen lassen, um sich den Rücken mit einem Tigerkopf verzieren zu lassen. Zudem trägt er eine Maschinenpistole auf der Hüfte spazieren. Während der damalige Trainer Manuel Baum bei den Tattoos keinen Grund zum Eingreifen sah, hatte er Caiuby aus anderen Gründen zuvor sogar aus dem Kader gestrichen. Bei einem Auswärtsspiel in Hannover durfte Caiuby nicht mitfahren, weil er zweimal zu spät zu Mannschaftssitzungen gekommen war. Damals übte auch sein damaliger Mitspieler Rani Khedira Kritik an Caiuby und sprach davon, dass dieser "letztendlich zu viele Fehler" gemacht habe.

    Die letzten Fehler als FCA-Spieler leistete sich Caiuby Anfang des Jahres 2019. Als das Flugzeug des Bundesligisten zum Trainingslager flog, war er erneut nicht dabei. Er war zwar nicht der einzige Spieler im FCA-Kader, auf den das zutraf. Im Gegensatz zu Alfred Finnbogason, der tags zuvor zum zweiten Mal Vater geworden war, und Philipp Max, den eine Erkrankung bremste, hatte er aber keinen besonders guten Grund für sein Fehlen vorgebracht. "Er muss zu Hause noch private Angelegenheiten regeln", erklärte ein sichtlich angesäuerter FCA-Manager Stefan Reuter kurz vor dem Einchecken. Nachdem Caiuby dreieinhalb Wochen nichts von sich hören ließ, kam er Ende Januar nach Augsburg zurück - und ging erst einmal feiern. Das brachte das Fass zum Überlaufen: Der FCA stellte Caiuby frei.

    Im Sommer war Caiuby zehn Tage verschwunden.
    Im Sommer war Caiuby zehn Tage verschwunden. Foto: Ulrich Wagner

    Wegen Körperverletzung erließ das Amtsgericht Augsburg mehrfach Strafbefehle gegen Caiuby

    Auch bei der Justiz war und ist Caiuby ein Dauerthema. Schon 2011 wurde er, damals noch beim VfL Wolfsburg, wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis vom Amtsgericht Duisburg zu einer Strafe von 15.000 Euro (50 Tagessätze zu jeweils 300 Euro) verurteilt. Dasselbe nochmal im Jahr 2015, damals schon in Diensten des FC Augsburg: Erneut wird Caiuby ohne Führerschein am Steuer erwischt, erhält zuerst 15.000 Euro (30 Tagessätze zu je 500 Euro) und dann nochmals 35.000 Euro (70 Tagessätze zu je 500 Euro). 

    Im Jahr 2018 überschlagen sich die Ereignisse: Weil er ohne gültiges Ticket vom Münchner Oktoberfest nach Augsburg gefahren war, erhielt der Brasilianer eine Geldstrafe in Höhe von 22.500 Euro. Doch damit nicht genug: Weil er im Augsburger Nachtleben einen Mann per Kopfstoß verletzt hat, erließ das Augsburger Amtsgericht im selben Jahr auch einen Strafbefehl wegen Körperverletzung. Das Gericht hatte es als erwiesen angesehen, dass Caiuby einen 26-Jährigen im Mai per Kopfstoß verletzt hat. Dieser soll daraufhin mehrere Tage arbeitsunfähig gewesen sein. Dafür wurde er 2019 zunächst vom Amtsgericht zu einer Geldstrafe von 49.500 Euro verurteilt. Nach einem Einspruch gegen den Strafbefehl wurde in einer erneuten Verhandlung im August 2022 die Geldstrafe auf 26.400 Euro reduziert.

    Im Mai 2022 soll Caiuby einen Mann im Streit gegen den Kopf getreten haben

    Wer dachte, dass nun Ruhe ist, sah sich getäuscht: Im Mai 2022 wurde Caiuby erneut im Nachtleben auffällig: Nach einem Besuch in der Disco Kesselhaus geriet er mit einem Mann in Streit und verletzt diesen am Kopf. Der heute 24-Jährige erlitt eine Schädelprellung und eine Platzwunde. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hat Caiuby den Mann mit dem Fuß gegen den Kopf getreten. Die Folge war ein Strafbefehl, der eine Freiheitsstrafe von einem Jahr zur Bewährung vorsah. Gegen diesen legte der Brasilianer Einspruch ein, weswegen aktuell – mal wieder – vor dem Amtsgericht Augsburg verhandelt wird. Wegen der Tat befand sich Caiuby sogar schon drei Tage in Untersuchungshaft: Im Februar 2022 nahmen Polizisten den Brasilianer am Rande eines Eishockey-Spiels des ERC Ingolstadt fest. Hintergrund: Die Ermittler begründeten den Haftbefehl mit Fluchtgefahr.

    Warum der Profi immer wieder auffällig wird? Personen, die den Brasilianer seit Jahren kennen, beschreiben ihn als ausgesprochen freundlich, sehr sorglos, etwas naiv – und verlieren selten ein gutes Wort über sein Umfeld. Von der Mutter seines Sohnes lebt Caiuby getrennt. Der Brasilianer, der aus armen Verhältnissen kommt, umgibt sich gerne mit einer Gruppe Männer, die sich selbst wohl als seine Freunde bezeichnen würden.

    In seiner ehemaligen Augsburger Penthouse-Wohnung feierte die Gruppe oft laute Partys und nahm keine Rücksicht auf die Mitbewohner. Die Beschwerden häuften sich – bis sein Vermieter ihm den Mietvertrag kündigte. Mittlerweile hat er eine neue Wohnung bezogen. Caiuby scheint das Schicksal vieler anderer Kicker zu teilen: Souverän bewegte er sich lange Zeit nur auf dem Fußballplatz. Mittlerweile hat er aber auch diese Leichtigkeit längst verloren.

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