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FC Augsburg: Weinzierl: "Es werden auch harte Zeiten kommen"

FC Augsburg

Weinzierl: "Es werden auch harte Zeiten kommen"

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    Markus Weinzierl ist optimistisch, dass der FC Augbsurg des Klassenerhalt schafft.
    Markus Weinzierl ist optimistisch, dass der FC Augbsurg des Klassenerhalt schafft. Foto: Ulrich Wagner

    Markus Weinzierl hat es geschafft. Er trainiert einen Bundesligisten. Den FC Augsburg mit 37 Jahren. Andere ehemalige Profi-Fußballer arbeiten vergeblich auf eine Karriere nach der Karriere hin. Weinzierl nicht. Weil er weiß, was er will. Weil er Disziplin nicht nur fordert, sondern vorlebt. Weil er sich lieber zurücknimmt und ehrlich arbeitet, statt die Öffentlichkeit zu suchen. Er möchte keine Angriffsfläche bieten. Vor allem nicht den Medien.

    Vor ziemlich genau einem Jahr kämpfte in Regensburg der dortige Fußballverein SSV Jahn ums Überleben. Nicht zum ersten Mal. Weil ein Drittligist für Investoren und Sponsoren nur mäßig interessant ist; weil deshalb Geld fehlte und weil eine Insolvenz in der dritten Liga so öfter droht. Immerhin blieb das Wasser diesmal warm. In der Saison 2008/09 stellten die Stadtwerke den Strom ab, weil der Verein seine Rechnungen nicht bezahlen konnte. Die Fußballer mussten damals kalt duschen.

    Treue gegenüber Verein

    Inmitten der Existenzängste des Vereins ist Trainer Weinzierl der ruhende Pol. Keinen Gedanken verschwendete er daran, alles hinzuwerfen, sein Lehramtsstudium abzuschließen und Schüler in Mathematik und Sport zu unterrichten. Auch wenn er immensen Druck gespürt habe. Schließlich sei es um Arbeitsplätze gegangen, so Weinzierl. Der Ex-Profi blieb seinem Verein treu, fühlte sich zu sehr mit ihm verbunden und blieb – trotz „wackliger Gefühle“, etlicher Abgänge von Stammspielern und dem kleinsten Etat der Liga (rund 1,5 Millionen Euro). Die Saison endete mit einer kleinen Sensation: dem Aufstieg des Jahn in die 2. Liga.

    Vor den entscheidenden Relegationsduellen gegen den Karlsruher SC verdichteten sich die Anzeichen, dass Weinzierl auf die Trainerbank des FC Augsburg wechseln würde. Die Verantwortlichen des FC Augsburg hätten kaum einen besseren Vertreter für den freien Platz auf ihrer Trainerbank finden können. Und Weinzierl hätte kaum einen besseren Verein finden können, der ihm die Bundesliga ermöglicht. In einem unaufgeregten Umfeld mit Anhängern, die sich über jede weitere Saison in dieser Liga freuen. „Es ist sehr angenehm, dass hier alle mit beiden Beinen am Boden stehen und zusammenhalten“, sagt Weinzierl.

    In Bayern trainiert

    Weinzierl will sich dennoch davon nicht blenden lassen, weiß, dass es nicht immer aufwärtsgehen kann, sondern schwierige Phasen folgen werden. Auch für ihn. Bisher ist Weinzierl an diesen gewachsen. Nicht erst in Regensburg. Eine schwere Knieverletzung beendete mit 30 Jahren seine Karriere als Profi. Während der stand er unter anderem beim FC Bayern unter Vertrag. Obwohl er kein einziges Bundesligaspiel absolvierte, schwärmt Weinzierl von dieser Zeit, der „anderen Welt“, in der sich Spieler dort befänden, und seinem damaligen Vorbild Lothar Matthäus, das sich um junge Spieler wie ihn gekümmert habe. Weinzierl hat unter Trapattoni und Hitzfeld in München trainiert und viel mitgenommen, wie er sagt. Besonders intensiv hat er erfahren, was Erfolgsdruck bedeutet.

    Kein autoritärer Führungsstil

    Als er beim Training das Leibchenknäuel fürs Trainingsspiel entzerrt, spricht ihn ein Anhänger im FCA-Trikot an, warum er denn so grimmig schaue. „Es gibt nichts zu lachen. Das ist keine lustige Veranstaltung“, kontert Weinzierl knapp. In seinen Worten schwingt mit, dass der nette Herr Weinzierl auch anders kann. Sein Alter verbiete zwar einen autoritären Führungsstil, aber die Hierarchie sei klar: „Ich bin der, der vorneweg geht.“ Weinzierl muss einen anderen Zugang zu den Spielern finden. „Mir ist ein respektvolles Du lieber als ein respektloses Sie.“

    Weinzierl wird harte Entscheidungen fällen, er ist keiner, der sich vor diesen drückt. Für ihn zählt nur Erfolg. Er ist hungrig und kennt die Automatismen des Geschäfts. Er weiß, nur der macht alles richtig, der gewinnt. Diesem Ziel ordnet er alles unter. „Glück hat nur der Tüchtige. Und das fordere ich ein“, sagt Weinzierl. Wer schon mit 33 Jahren einen Drittligisten trainiert hat und nun mit 37 die Verantwortung bei einem Erstligisten trägt, der fordert viel. Von seinen Spielern, sich selbst und seiner Familie.

    Ein Beruf im Profifußball ist nicht planbar, verbietet es, sich geografisch zu binden. Allzu weit weg gezogen ist Weinzierl von seiner niederbayerischen Heimat dennoch nie, weder als Spieler noch als Trainer. Auch jetzt bleiben Frau Kerstin und die beiden Kinder in seinem Geburtsort Straubing wohnen, 2004 haben sie dort ein Haus gebaut. Weinzierl will zwischen seiner Wohnung im Augsburger Stadtteil Göggingen und Straubing pendeln.

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