Zusatzschichten sollen dem FC Augsburg gegen Borussia Mönchengladbach (Samstag, 15.30 Uhr) den ersten Saisonsieg bringen. Wenigstens das erste Tor. Immer wieder lässt Trainer Manuel Baum nach dem regulären Training die Außenbahnspieler von rechts und links Flanken schlagen. Raphael Framberger nimmt immer wieder Anlauf. "Super Ball, Frami", lobt Trainer Manuel Baum.
Raphael Framberger: Vom Nachwuchsspieler zum Stammplatzkandidaten
Framberger ist seit 2013 Fußball-Profi, Zusatzschichten ist er seitdem gewohnt. Entweder musste er sie nach schweren Verletzungen einlegen – zwei Meniskusverletzungen und ein Kreuzbandriss warfen ihn zurück –, oder er schob sie freiwillig als Jugendspieler ein. Der 21-Jährige ist gebürtiger Augsburger und durchlief fast alle FCA-Jugendmannschaften. Bisher war er als Rechtsverteidiger ein Herausforderer, seit Paul Verhaeghs Wechsel zum VfL Wolfsburg hat er diesen Status abgelegt. "Es war im ersten Moment für mich überraschend", erzählt Framberger.
Seit der England-Reise ist er nicht mehr nur der talentierte Nachwuchsspieler, sondern aussichtsreicher Stammplatzkandidat eines Bundesligisten. Framberger betont: "Ich habe noch mehr Gas gegeben."
Im Pokal gegen Magdeburg und im Punktspiel beim Hamburger SV spielte er jeweils über die volle Distanz. Groß gesprochen hat Trainer Baum nicht darüber, dass Framberger spielen würde, doch er spürte es in den Trainingseinheiten.
Schon in der vergangenen Saison schnupperte Framberger drei Mal Bundesliga-Luft, ehe er sich Anfang März gegen Leipzig den Meniskus einriss.
Framberger ist eine Art Prototyp des FCA: Ausgebildet in der eigenen Jugend soll er zum Bundesliga-Stammspieler werden. Ablöse sparen oder den Spieler einmal mit Gewinn verkaufen. So will sich der FCA vom immer irrwitziger werdenden Transferpoker abkoppeln.
Framberger, der in Aystetten aufgewachsen ist, ist schnell, zweikampfstark und agiert mit Zug nach vorne. Genau das sollte er auch gegen Hamburg zeigen. Doch schon nach acht Minuten stand er beim Gegentreffer durch Nicolai Müller falsch. "Das hätte ich besser verteidigen können", sagt er selbstkritisch. Verrückt machen will sich Framberger deswegen nicht, auch nicht wegen der ungefährlichen Flanken im Spiel. "Ich hoffe aber schon, dass es gegen Gladbach besser wird."
FCA gegen Mönchengladbach: Auf Framberger wartet defensive Schwerstarbeit
Framberger passt nicht in die Glitzerwelt des Profifußballs, in der Teenager sich perfekt selbst inszenieren. Framberger hat keine Tattoos, färbt sich weder seine braunen Haare noch trägt er einen hippen Haarschnitt. Im Spiel tritt er dennoch selbstbewusst und respektlos auf. Da ist er bissig, aggressiv und nervig. So will er sich in der Bundesliga durchbeißen.
Mit seiner neuen Rolle geht er so normal wie möglich um. Er geht weiterhin mit Kumpels in die Stadt oder verbringt mit seiner Freundin Zeit in der Wohnung am Rande der Altstadt nahe der City-Galerie. "Bisher habe ich es noch nicht so wahrgenommen, dass ich als Stammspieler bewertet werde, und groß darüber nachgedacht", sagt Framberger.
Er lässt alles auf sich zukommen. Gegen Gladbach wird er wieder die rechte Abwehrseite verteidigen. Das werde ein ganz anderes Spiel als gegen Hamburg, meint Framberger. "Die werden offensiv mehr machen, was uns hoffentlich gelegen kommt." Framberger wird defensive Schwerstarbeit leisten müssen, wenn er abwechselnd auf Hazard und den Ex-Augsburger Traoré trifft. "Wir werden uns aber nicht hinten verstecken", verspricht Framberger.
In der Bundesliga hat er noch nie gegen Gladbach gespielt. Framberger hat Talent, hat aber auch erst vier Bundesligaspiele absolviert. Muss sich also weiterhin beweisen. Einerseits lechzen Fans und Vereinsverantwortliche nach selbst ausgebildeten Spielern, die Zeit zu reifen haben sie kaum. Vorwiegend über soziale Netzwerke wird derzeit der Ruf von FCA-Fans nach einem weiteren Rechtsverteidiger laut.
FC Augsburg: Gibt es noch Transfers?
Framberger reagiert gelassen. Ohne Angst. Sollte der Verein einen Spieler für seine Position verpflichten, wolle er zeigen, dass es keinen Bedarf gegeben hätte. "Aber wenn es so sein sollte, kann ich es nicht ändern. Ich werde den Konkurrenzkampf annehmen."
Auch in der Offensive sehen Fans nach dem Abgang von Raúl Bobadilla Handlungsbedarf. Kaum einer findet, man solle jetzt Marco Richter, 19, oder Neuzugang Sergio Cordova, 19, eine Chance geben. Vielmehr wird Stefan Reuter, dem Geschäftsführer Sport, und Stephan Schwarz, dem technischen Direktor, Untätigkeit vorgeworfen.
Bis Donnerstag ist das Transferfenster geöffnet. Spannend bleibt, ob die FCA-Verantwortlichen der Jugend eine Chance einräumen oder doch noch auf dem Transfermarkt tätig werden.
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