Draußen in der WWK-Arena beleuchten am Dienstagabend spezielle Lichtleisten den Rasen. Die Spieler des FC Augsburg sollen am Samstag (15.30 Uhr/Sky) im Heimspiel gegen Hertha BSC perfekte Bedingungen vorfinden. Ein Sieg gegen die Berliner, und der FCA kann wieder für ein Jahr Bundesliga planen. Drinnen im VIP-Bereich sorgen sich einige der aktiven FCA-Fans, die vor allem im Verein „Ulrich-Biesinger-Tribüne“ (UBT) organisiert sind, um die langfristige Entwicklung ihres Vereines. Darum hatten sie eine Diskussionsveranstaltung mit FCA-Chef Klaus Hofmann, dem Finanz-Geschäftsführer Michael Ströll und den beiden Vereins-Aufsichtsräten Thomas Müller und Gerhard Wiedemann organisiert.
Vor allem die FCA-Ultras haben Probleme, sich weiter mit dem Verein zu identifizieren
Wie bei vielen Profi-Klubs haben vor allem die Augsburger Ultras immer mehr Probleme, sich mit ihrem Verein zu identifizieren.
Sie vermissen ein Mitspracherecht in wichtigen Dingen. Und sie befürchten vor allem nach dem Einstieg von David S. Blitzer im Frühjahr 2021, dass der FCA irgendwann von einen auswärtigen Investor übernommen wird, der den FCA als Anlageobjekt betrachtet.
Hofmann sagt: Es gibt für mich kein Gehalt, keine Dividende und keinen Verkauf
Diese Befürchtung versuchte FCA-Chef Klaus Hofmann den rund 100 anwesenden FCA-Fans zu nehmen. „Meine Anteile an der Hofmann Investoren GmbH gehen nicht raus. Ich verkaufe sie auch nicht, solange ich lebe.“ Er selbst arbeite in allen Positionen ehrenamtlich. „An einem Fußballverein können viele Leute ein wirtschaftliches Interesse haben, aber ich definitiv nicht. Es gibt für mich kein Gehalt, es gibt keine Dividende und keinen Verkauf. Und das bleibt für immer so“, versprach er. Das sei ein „Lifetime-Commitment“.
Der 54-jährige Unternehmer ist seit Ende 2014 der starke Mann beim FC Augsburg: Vereinschef und Investor in einem. Damals löste er Walther Seinsch als Vorstandsvorsitzender des Vereins ab und übernahm kurze Zeit später auch die Anteile von Seinsch an der Fußball-Club Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA.
Dieses, nicht unumstrittene, aber rechtlich einwandfreie Konstrukt hatte Walther Seinsch vor gut 20 Jahren beim FCA implementiert.
Seinsch rettete den FCA vor dem Konkurs
Der heute 80-Jährige rettete den FCA damals mit seinem Geld vor dem Konkurs, sicherte sich aber gleichzeitig als Vereinspräsident, Anteilseigner und Geschäftsführer die Entscheidungshoheit, ohne die 50+1-Regel zu verletzen. In der KGaA, in der die Profiabteilung des Stammvereins ausgegliedert ist, besitzt der e. V. durch diese Regel Stimmenmehrheit.
Seine Anteile an der KGaA (über 99 Prozent) hat Hofmann in der Hofmann Investoren GmbH platziert. Dort stieg Blitzer im Frühjahr mit 45 Prozent ein. Hofmann besitzt selbst zwar nur noch 30 Prozent der Anteile, ist aber alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer und hält damit immer die Mehrheit der Stimmrechte. „Ich entscheide, was in dieser Hofmann Investoren GmbH geschieht. Es gibt ein paar Minderheitsgesellschafter und einen, der die Mehrheit der Stimmrechte hat. Das bin ich und das verändert sich nicht.“
Regelung über ein Testament soll in kurzer Zeit erledigt sein
Wie viel Hofmann der FCA bedeutet, zeigt sich auch daran, dass er derzeit auch noch den Umgang mit seinen Anteilen nach seinem Tod regelt. Dann soll der Verein die Möglichkeit bekommen, seine Anteile zurückzukaufen. „Der Verein muss die Mehrheit der Investoren GmbH haben, wenn es mich nicht mehr gibt“, sagt er. „Das Risiko für den Verein ist, dass diese Regelung in meinem Testament noch nicht getroffen wurde, wenn mir etwas passiert. Das wird aber in kurzer Zeit erledigt sein. Viel mehr machen kann ich nicht.“
Doch einigen aktiven Fans reicht es nicht, dem Wort eines Einzelnen zu vertrauen. Sie würden es gerne sehen, wenn der Verein die Anteile von Hofmann zurückkaufen würde. Der hält davon gar nichts. „Die KGaA müsste Geld aufwenden, um mir die Anteile abzukaufen, die sie später sowieso irgendwie kriegt. Wir können sagen, wir wollen lieber 2. oder 3. Liga spielen, aber die Anteile gehören uns. Das wäre aber der Gipfel der Dummheit.“
Für FCA-Geschäftsführer Michael Ströll sei eine so große finanzielle Transaktion, die sich im zweistelligen Millionen-Bereich bewegen würde, durch den Verein nicht stemmbar: „Ich halte es für sehr unrealistisch bis unmöglich.“ Er betonte noch einmal, dass der Pepi-Transfer nichts mit Blitzer zu tun habe. „Er hatte 0,0 Einfluss und hat 0,0 finanziellen Input zu diesem Transfer beigesteuert.“ Er fügte an: „Man kann uns kritisch hinterfragen, aber wir können nicht mehr tun, als die Wahrheit zu kommunizieren.“
Bei der FCA-Jahreshauptversammlung gab es Ärger
Kritisch hinterfragt wird das FCA-Management von einem Teil der aktiven Fan-Szene schon länger. Sichtbar wurde das angespannte Verhältnis bei der vergangenen Jahreshauptversammlung. Erstmals wurden eigene Kandidaten für die Wahl zum Vereinsaufsichtsrat gestellt, die allerdings durchfielen. Für heftigen Ärger sorgte auch, dass Anträge des organisierten Fan-Lagers (Videobeweis, verbilligte Eintrittskarten, Satzungsänderungen) aus dessen Sicht regelrecht abgebügelt wurden. „Keiner ist damals mit einem glücklichen Gefühl nach Hause gefahren“, erinnerte sich Hofmann.
Diese Vorgänge wurden am Dienstag noch einmal intensiv aufgearbeitet. Einige der aktiven Fans warfen der Vereinsführung vor, dass die Mitglieder kein Mitspracherecht in wichtigen Punkten in Sachen Ausrichtung und Identität des Vereines hätten, dass es seit längerem keinen Dialog mehr auf Augenhöhe gebe. Hofmann gab zu, dass man von Vereinsseite durchaus Fehler gemacht habe, dass die Fan-Szene aber auch 2019 das Angebot, einen Vertreter in den Vorstand des Vereins zu holen, abgelehnt hätte.
Finanz-Geschäftsführer Ströll betonte, dass es auch haftungstechnische und rechtliche Vorgaben zu beachten gäbe. Am Ende einigte man sich darauf, in den nächsten Wochen zu versuchen, Diskussions-Formate einzurichten, in denen sich Fan-Basis und Verein schon im Vorfeld intensiver und gezielter austauschen und abstimmen können.
Doch bei allen Dissonanzen, so war man sich einig, zählt jetzt erst einmal der Samstag, das Spiel gegen Hertha BSC. Und da brauchen die Profis nicht nur einen optimalen Rasen, sondern die Unterstützung der Fans – vor allem von der Ulrich-Biesinger-Tribüne.