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FC Augsburg: Vor dem Saisonstart: Wohin führt der Weg des FC Augsburg?

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Vor dem Saisonstart: Wohin führt der Weg des FC Augsburg?

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    Vergangenheit: Das FCA-Dreigestirn (von links) Michael Ströll, Stefan Reuter und Klaus Hofmann gibt es nicht mehr.
    Vergangenheit: Das FCA-Dreigestirn (von links) Michael Ströll, Stefan Reuter und Klaus Hofmann gibt es nicht mehr. Foto: Ulrich Wagner

    Es schien alles mal wieder gut auszugehen für den FC Augsburg in der Saison 2021/2022. Wie die zehn Bundesliga-Spielzeiten zuvor auch. Der Klassenerhalt war schon eine Woche zuvor gesichert. Zwar nicht, weil der FCA selbst etwas dazu getan hatte. Ganz im Gegenteil: Bei RB Leipzig setzte es eine deftige 0:4-Niederlage, doch da der VfB beim FC Bayern "nur" 2:2 spielte, war der direkte Klassenerhalt schon vor dem Anpfiff der Partie gegen die SpVgg Greuther Fürth eingetütet. Und als der FCA dann noch mit 2:1 gegen die Franken gewann, der erste Sieg zum Saisonfinale seit 2015, dachten die beiden Geschäftsführer Michael Ströll (Finanzen) und Stefan Reuter (Sport), wenigstens an diesem Tag entspannt den Klassenerhalt genießen zu können.

    Denn keine 24 Stunden zuvor war Klaus Hofmann von allen seinen Ämtern zurückgetreten. Und das waren einige. Er war seit 2014 Vorstandsvorsitzender des e.V., dritter Geschäftsführer der KGaA neben Ströll und Reuter. Und vor allem Investor. So hatte Hofmann-Vorgänger Walther Seinsch das FCA-Konstrukt 2006 von den Vereinsmitgliedern absegnen lassen und so hatten die beiden den FCA rund 15 Jahre skandalfrei in der Bundesliga etabliert. Auf unterschiedliche Art und Weise. Seinsch, der Patriarch, war während seiner Amtszeit immer präsent, immer involviert, auch ins Tagesgeschäft.

    Armin Veh sollte beim FCA eine Führungsrolle übernehmen.
    Armin Veh sollte beim FCA eine Führungsrolle übernehmen. Foto: Uwe Anspach, dpa

    Klaus Hofmann wollte mit Armin Veh zusätzliche Kompetenz installieren

    Hofmann, der erfolgreiche Unternehmer, war hingegen eher selten in Augsburg, schließlich musste er noch sein Brandschutzunternehmen Minimax-Viking leiten. Ströll und Reuter agierten relativ autonom, aber in den letzten Jahren nicht mehr so erfolgreich. Der FCA stieg zwar nicht ab, aber die Trainer-Haltbarkeit war überschaubar, genauso wie die Attraktivität des Spiels. Hofmann wollte darum mit Armin Veh zusätzliche sportliche Expertise in die Geschäftsführung bringen. Der gebürtige Augsburger war als Trainer mit dem VfB Meister geworden und war als Manager in Köln und Frankfurt tätig gewesen.

    Allerdings hatte Hofmann vergessen, den Aufsichtsrat und seine beiden leitenden Angestellten auf diesen neuen Weg mitzunehmen. Er stieß auf Beton. Gesundheitlich angeschlagen, wohl auch etwas desillusioniert über die Entwicklung bei seinem Herzensverein gab er im internen Ringen auf. Der Boulevard witterte gleich Intrigen. Wie hart die Bandagen wirklich waren, mit denen dort gekämpft wurden, wissen nur die Beteiligten selbst.

    Und dann trat auch FCA-Trainer Markus Weinzierl wenige Minuten nach dem Schlusspfiff vor die TV-Kameras und machte einfach Schluss mit dem FCA. Das Verhältnis Reuters zu dem früheren Erfolgstrainer war zerrüttet. Stefan Reuter und Michael Ströll waren von den Demissionen Hofmanns und Weinzierls vollkommen überrascht worden. Der FC Augsburg, dem es bis dahin gelungen war, Reibereien und Konflikte zum Großteil intern zu lösen, stand nun auf einmal als Skandal-Klub in den Schlagzeilen.

    Zwei Monate später ist der FCA nicht im Chaos versunken. Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter sieht man mit neuem Elan über das Gelände an der WWK-Arena laufen. Und das liegt nicht nur daran, dass der Weltmeister von 1990 nach einer Hüft-OP jetzt auch sein rechtes Knie hat operieren lassen.

    Bis ein neuer Aufsichtsratsvorsitzender kommt, kann es dauern

    Es scheint auch, als hätte der große Knall im Mai alle Beteiligten aufgeweckt. Noch hat der Aufsichtsrat des e.V. keinen neuen Vorstandsvorsitzenden bestimmt. Man kann nun sagen, das Gremium um Thomas Müller lässt sich bei der Auswahl Zeit, Kritiker nörgeln hingegen, dass die Vereinsspitze einfach niemand findet. Fakt ist aber, es läuft auch ohne Hofmann-Nachfolger. Ströll und Reuter haben Christoph Janker, den Leiter Lizenzspielerbereich, noch mehr eingebunden, können in Ruhe arbeiten, etwas kritischer gesehen kann man auch sagen: ohne Korrektiv. Ob es passt, wird die Saison zeigen. Aber wohl in keinem anderen Verein der Bundesliga hätte so ein personelles Erdbeben so wenig sichtbare Risse und Verwerfungen hinterlassen wie beim FCA. Auch weil sich Klaus Hofmann weiter bedeckt und zurückhält. Ihm ist ja daran gelegen, dass es beim FCA sportlich erfolgreich weitergeht. Vor allem weil sein Herz am FCA hängt. Sicher aber auch, weil er und seine Investoren einige Milliönchen Euro im Bundesligisten angelegt haben. Ein Abstieg täte finanziell allen Beteiligten weh.

    FCA-Manager Stefan Reuter (links) will mit dem neuen Trainer Enrico Maaßen den FCA sportlich wieder attraktiv machen.
    FCA-Manager Stefan Reuter (links) will mit dem neuen Trainer Enrico Maaßen den FCA sportlich wieder attraktiv machen. Foto: Ulrich Wagner

    Enrico Maaßen war der Wunschkandidat des FC Augsburg

    Dass es soweit auch in der zwölften Bundesliga-Saison in Folge nicht kommt, dafür soll Enrico Maaßen als Weinzierl-Nachfolger sorgen. Er war, so versichern die FCA-Verantwortlichen, der Wunschkandidat. Das Angebot war groß.

    "Das Verrückte war: Das Interview von Markus Weinzierl lief noch im Fernsehen, da kamen auf meinem Handy schon die ersten Anfragen und Bewerbungen von Beratern und auch von Trainern selbst", erzählte Reuter in einem Interview mit dieser Redaktion vor einigen Wochen.

    Maaßen betritt Neuland als Bundesliga-Trainer, er kommt von der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund und soll den Augsburgern wieder eine klare spielerische Linie vermitteln: mutig und offensiv – auch im eigenen Ballbesitz. Zudem soll er junge Spieler weiterentwickeln. Darauf haben seine Vorgänger im Abstiegskampf nicht so viel Wert gelegt. Besonders beleuchtet wird da die Entwicklung von Rekord-Transfer Ricard Pepi. Wird der US-Boy ein Rohrkrepierer oder startet er durch?

    Ab sofort ein Spieler des FC Augsburg: Elvis Rexhbecajm hier mit FCA-Trainer Enrico Maaßen (links) und Geschäftsführer Stefan Reuter.
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    Neuer Trainer, einige Neuzugänge: Mit diesem Kader geht der FC Augsburg in die zwölfte Bundesliga-Saison.

    Die FCA-Entscheider sind mit der wichtigsten Personalentscheidung ins Risiko gegangen. "Was wäre denn kein Risiko? Auch Markus Weinzierl und Manuel Baum hatten keine Erfahrung in der ersten oder zweiten Liga, als wir sie geholt haben. Letztlich hatten wir mit ihnen die erfolgreichsten und stabilsten Spielzeiten", konterte Reuter vor kurzem diesen Einwurf.

    Stagnation und Destruktivität waren die Begriffe, die zuletzt immer wieder im Zusammenhang mit dem Augsburger Spielstil genannt wurden. Maaßen soll endlich wieder attraktiven Fußball in Augsburg etablieren. Was in der Vorbereitung durchaus schon zu sehen war. Beim 1:3 bei der Generalprobe gegen den französischen Spitzenklub Stade Rennes gab es für die Offensivbemühungen teilweise Szenen-Applaus, während bei den Löchern in der Abwehr den FCA-Fans dann aber auch die Haare zu Berge standen. Trotzdem sind alle im Verein – Trainer, Spieler, Funktionäre – erstaunlich zuversichtlich.

    Einer teilt diesen Optimismus nicht: Sky-Experte Dietmar Hamann hat den FCA wieder einmal zum Absteiger orakelt , bisher straften ihn die Augsburger allerdings immer Lügen.

    Sollte er diesmal recht behalten, könnte es dann aber schnell mit der Ruhe beim FCA vorbei sein. Denn außerhalb des Vereines, vor allem in Teilen der Fan-Szene, traut man dem Braten nicht so recht. Der FCA spielt unter Vorbehalt. Und wie schnell so ein unterirdischer Vulkan ausbrechen kann, hat man im Mai gesehen.

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