Never change a winning team – das dachte sich offenbar FCA-Trainer Jess Thorup, als er sich die Aufstellung für das Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim zusammenstellte. Der Däne ließ exakt jene Elf auf den Rasen, die auch beim furiosen 6:0-Sieg gegen den SV Darmstadt gespielt hatte. Heidenheims Coach Frank Schmidt betonte im Gespräch mit unserer Redaktion, welchen Respekt er vor dem FCA habe: „Die Brust in Augsburg ist nach zwei Siegen extrem groß, bei Spielern und im Verein. Gerade das 6:0 gegen Darmstadt erlebt man nicht jede Woche. Sie spielen ein klares 4-4-2 mit einer Raute, einer klaren Grundordnung und spannenden Laufwegen.“ Am Ende gelang dem FCA in einer knappen, torschussarmen Partie ein Erfolg der Kategorie „Arbeitssieg“: Mit 1:0 durch ein Tor von Gouweleeuw nimmt der FCA Kontakt zum oberen Mittelfeld auf. Sportdirektor Marinko Jurendic will die Euphorie nur bedingt bremsen: "Wir bremsen gar nichts. Es ist wichtig, den Flow aufrecht zu erhalten, wenn man ihn hat."
Beim FCA verpasste Niklas Dorsch kurzfristig das Treffen mit seinem Ex-Verein. Dorsch, der von 2018 bis 2020 in der Ostalb kickte, musste mit einer Fußverletzung absagen. Auch der Respekt beim FCA dürfte vor den Gästen groß gewesen sein: Mit dem Sieg gegen Darmstadt war Augsburg erstmals in dieser Saison vor dem FCH gesprungen. Die Mannschaft von Frank Schmidt hatte zudem keines der letzten fünf Auswärtsspiele verloren, stattdessen zwei Siege und drei Remis geholt.
Eine Ecke brachte das Tor für den FC Augsburg
Augsburg begann wie gewohnt unter Thorup stürmisch, drückte – doch die erste gute Gelegenheit gehörte den Gästen. Einen von Mbabu abgefälschten Schuss des Topscorers Jan-Niklas Beste bekam Finn Dahmen nicht unter Kontrolle, doch anstatt ins Tor ging der Ball ins Aus (10.). Dennoch waren es die Augsburger, die als erste jubeln durften: Nach einer Ecke von Arne Maier stand Jeffrey Gouweleeuw völlig ungedeckt im Strafraum und vollendete mit dem Innenrist ins Heidenheimer Tor – das 1:0 für den FCA (22.). Es war das erste Tor für den Niederländer seit April 2022, damals hatte er beim 2:1-Sieg gegen Mainz getroffen. Bei Heidenheims Trainer Frank Schmidt dürften Erinnerungen an das Hinspiel wach geworden sein: Auch damals fiel das erste FCA-Tor nach diesem Muster: Ecke, Schuss per Innenrist, Tor. Damals war Phillip Tietz der Torschütze. Dem Tor vorausgegangen war eine starke Flanke von Ruben Vargas aus dem Halbfeld, die FCH-Kapitän Patrick Mainka beinahe in den eigenen Kasten gelenkt hätte. Torwart Kevin Müller, der schon auf dem Weg in die andere Ecke war, hatte aber da noch in letzter Sekunde ein Eigentor verhindert.
Der FC Augsburg war in der Folge tonangebend, hatte vor allem im Mittelfeld klare Vorteile. Selbst ein Fehlpass wie der des unkonzentriert wirkenden Kevin Mbabu wurde vom zweikampfstarken Kristijan Jakic umgehend wieder ausgebügelt. Heidenheim kam in einem taktisch geprägten Fußballspiel, in dem es viele Unterbrechungen gab, nur wenig zum Zug. Viele Torchancen gab es hingegen nicht zu sehen, erwähnenswert war etwa eine Kombination von Jakic auf Vargas, bei der der Schweizer den Ball am Tor vorbei drosch (32.). Zur Halbzeit gab die Statistik ein deutliches Bild wieder: Der FCA spiele mit 261 Pässen mehr als doppelt so viele wie die Gäste (123), dazu kamen 66 Prozent Ballbesitz.
FCA-Spieler Iago schoss an die Heidenheimer Latte
Der erste Treffer der zweiten Halbzeit war einer, auf den beide Teams gerne verzichtet hätten: Mit Ruben Vargas und Jan-Niklas Beste prallten die Kreativspieler in der Offensive heftig aneinander. Nach einer Behandlungspause machten beide aber weiter. Nach einer strittigen Szene hatte Heidenheim dann die erste Gelegenheit: Frederik Jensen war im Mittelfeld zu Fall gekommen. Der Pfiff blieb aus, so dass der FCH den Konter fahren konnte. Nikola Dovedan verzog aber (54.). Thorup brachte mit Rexhbecaj für Maier zweikampfstarkes Personal im Mittelfeld und musste eine Weile warten, bis er den ersten gefährlichen FCA-Angriff des zweiten Durchgangs sah – der hatte es aber in sich. Nach einem schnellen Steckpass von Vargas auf Iago schoss der Brasilianer aufs Tor, traf aber nur die Latte (67.). Müller im FCH-Tor hatten den Ball gerade noch abgelenkt. Augsburg wurde nun wieder zwingender, kam öfter in Torraumnähe. Nach einem Foul an Demirovic hatte der für Vargas gekommene Arne Engels per Freistoß von der Strafraumgrenze noch eine große Chance, der Schuss des Belgiers ging aber in die Mauer der Heidenheimer (75.).
Die Schlussphase geriet hektisch – auch deswegen, weil Heidenheim nun deutlich mehr riskierte. Eren Dinkci hatte eine Chance per Kopfball, setzte diesen aber am Tor vorbei (82.). Eine Ecke in der Nachspielzeit sorgte nochmals für Gefahr im Augsburger Strafraum. Am Ende stand der Arbeitssieg fest. Der ist zwar nicht so glanzvoll wie der Kantersieg gegen Darmstadt ausgefallen, gibt aber auch drei Punkte. Die Folge: Mit nun 32 Punkten nach 25 Spieltagen springt der FCA vorübergehend auf Platz acht. Zudem war es nach einer langen Durststrecke bereits der zweite Zu-Null-Sieg der Mannschaft von Thorup.