Als Kristijan Jakic zum Gespräch erscheint, lächelt er. Ein erster Eindruck der Gefühlslage, in der sich der 26-Jährige dieser Tage befindet. Mit drei Siegen in Serie hat sich der FC Augsburg in den Fokus gespielt. In der Fußball-Bundesliga ist nicht mehr die Rede davon, wie der Klub den Abstieg verhindern, sondern einen der Europapokalplatz erreichen kann. Die Spieler haben in dieser Saison kaum noch etwas zu verlieren, können im Gegenzug viel gewinnen. Jakic hat maßgeblich zu den jüngsten Erfolgen beigetragen. Ist ein Puzzleteil, das dem FCA in der Vorrunde gefehlt hat. Begeistert hat Trainer Jess Thorup vor allem das Spiel gegen Heidenheim (1:0), in dem Jakic als Abräumer im defensiven Mittelfeld auftrat. "Mit welcher Power er in die Zweikämpfe geht, das ist überragend. Im Moment macht er das sehr gut", so Thorup. Augsburgs Trainer hat Jakic das Gefühl gegeben, wieder wichtig zu sein. Derzeit sei alles perfekt, sagt der Profi. Und lächelt wieder.
Bei Eintracht Frankfurt war zuletzt nichts mehr perfekt. Im Sommer 2021 war Jakic als Leihspieler von Dinamo Zagreb an den Main gewechselt, ein Jahr später verpflichtete ihn die Eintracht fest. Jakic spielte viel, unter anderem in der Champions League gegen Tottenham Hotspur oder den SSC Neapel. Auch in der laufenden Bundesligasaison stand Jakic zu Beginn auf dem Feld, doch nach dem zweiten Spieltag warfen ihn Verletzungen zurück: erst eine Gehirnerschütterung, dann eine Knie- sowie eine Wadenverletzung. Andere Spieler wie Larsson, Skhiri oder Rhode erhielten den Vorzug. Jakic kam ins Grübeln, suchte nach einer Lösung. "Wenn du nicht spielst, dann ist das für den Kopf schwierig", erzählt der Kroate. "Ich möchte der Mannschaft helfen und natürlich so viel wie möglich spielen."
Seit dem zweiten Spiel steht Kristijan Jakic in der Startelf des FC Augsburg
Als der FCA sich interessierte, überlegte Jakic nur kurz. Bereits nach dem ersten Gespräch mit Sportdirektor Marinko Jurendic wollte er den Schritt wagen. "Ich spiele jetzt seit zwei Jahren in Deutschland, kenne die Bundesliga. Das Wichtigste ist, dass ich diese Art von Fußball wirklich mag." Womöglich ein Grund, warum die Anpassung in rasantem Tempo vonstattenging. Mitte Januar stand Jakic noch für Frankfurt in Leipzig auf dem Platz, eine Woche später für den FCA in Mönchengladbach. Sich selbst bezeichnet er als einen Menschen, der sich schnell in einer neuen Umgebung zurechtfindet. Auch in Augsburg. "Ich brauchte nicht viel Zeit, um mich anzupassen, weil die Art und Weise, wie wir beim FCA spielen, perfekt für mich ist."
Bereits im zweiten Spiel stand Jakic in der Startelf. Seitdem ist er unumstrittene Stammkraft. Teil der Achse; Bindeglied zwischen Defensive und Offensive; Abräumer, Organisator und Ballverteiler. Jakic bekommt das Gefühl, bedeutend zu sein – und zahlt mit Leistung zurück. Agiert unaufgeregt, macht kaum Fehler. Der Spieler lobt den Umgang mit dem Trainer, der auf junge Spieler beinahe väterlich wirken dürfte. Thorups Ton kommt an. Streng und bestimmt auf dem Platz, ruhig und ehrlich abseits des Rasens. Für diesen Verein und diese Mannschaft sei dieser Trainer perfekt, meint Jakic. "In jedem Spiel lernen wir etwas und werden erwachsener."
Letztlich entscheidend ist Erfolg. Und dieser lässt nicht nur Jakic lächeln. Mit einem weiteren Sieg könnte der FCA einen Rekord aus der Saison 2014/15 einstellen. Damals gelangen zum bislang einzigen Mal vier Siege in Folge. Jakic hat die Siegesserie im Hinterkopf, richtet den Fokus allerdings auf das Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr/Sky). "Auch dieses Spiel wird hart und ist sehr wichtig." Jakic wird erneut in der Startelf stehen. Wird versuchen, der Mannschaft zu helfen. Zugleich wird er versuchen, die Bühne Bundesliga zu nutzen. Für die kommenden Länderspiele im März ist er nicht nominiert, aber die Teilnahme an der Europameisterschaft im Sommer hat er nicht abgeschrieben.
FC Augsburg kann Kristijan Jakic für fünf Millionen Euro Ablöse kaufen
Bislang zum letzten Mal stand er bei der WM 2022 in Katar für Kroatien auf dem Platz, im Spiel um Platz drei kam er zu einem Kurzeinsatz. Danach warfen ihn Verletzungen zurück. Zugleich ist die Konkurrenz beim WM-Dritten enorm, auf seiner Position verkörpern Modric, Brozovic und Kovacic Weltklasse. Schwierig sei es, sich einen Kaderplatz zu erobern, so Jakic. Acht Spiele in der Startelf eines Bundesligisten seien zu wenig, um sofort wieder in der Nationalmannschaft zu spielen, weil man andere Spieler vor sich habe. "Ich hoffe aber, ich bin dabei, wenn der Trainer den Kader für die EM nominiert."
Als EM-Teilnehmer könnte Jakic seinen Marktwert steigern. Das Leihgeschäft mit Eintracht Frankfurt ist mit einer Kaufoption verknüpft. Im Sommer könnte der FCA den Spieler nach Informationen unserer Redaktion für fünf Millionen Euro fest verpflichten. Trainer Thorup hat eine klare Meinung: "Wenn jemand so gut in die Mannschaft passt, wünscht sich jeder Trainer, dass der Spieler bleibt." Jakic selbst hat wenig Einfluss auf die Entscheidung, die vornehmlich Jurendic und Geschäftsführer Michael Ströll treffen werden. "Es liegt nicht an mir, sondern am Verein. Sie müssen entscheiden, ob sie mich wollen oder nicht." Nach der Saison würden Gespräche geführt, "was für den Verein und für mich das Beste ist". Für ihn als Spieler sei nur ein Punkt entscheidend. Er lächelt, als er sagt: "Ich möchte einfach nur Fußball spielen. Nichts anderes."
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