Enrico Maaßen ist pünktlich. Sogar zu früh ist er dran. Gut zehn Minuten vor 14 Uhr läuft er schon durch die Gänge im Bauch der WWK-Arena. Maaßen trägt schwarz. Schwarze Hose, schwarzes Hemd. Ein Outfit, das ihm gefällt. Ein dunkler, trüber Typ aber ist der neue Trainer des FC Augsburg nicht. Ganz im Gegenteil. Er soll durch seine frische Art den Fußball des Bundesligisten beleben. Er soll für nichts weniger als Aufbruchstimmung sorgen. Das Augsburger Spiel, das sich zuletzt weder unter Martin Schmidt, Heiko Herrlich oder Markus Weinzierl entwickelt hatte, positiv gestalten. Eine Aufgabe, die Maaßen gefällt.
Er fragt nach der Uhrzeit und geht noch einmal kurz in die Kabine zurück. Um 14 Uhr ist er wieder da und betritt den Presseraum. Erste Medienkonferenz für den neuen Arbeitgeber. Der Raum ist voll, das passierte zuletzt selten. Den neuen Coach aber wollen alle kennenlernen. Der 38-Jährige setzt sich in die Mitte des Podiums, neben ihm Stefan Reuter. Der Geschäftsführer Sport hatte nach Ende der Saison die ersten Gespräche mit Maaßen geführt. Zusammen mit seinen Kollegen Michael Ströll und Christoph Janker.
Enrico Maaßen ist ein echter Familienmensch
Das Trio war sich schnell einig, dass Maaßen ihre Wunschlösung als Nachfolger von Weinzierl ist. Auch Maaßen selbst musste nicht lange zögern, als die Anfrage aus Augsburg kam. Nur die Verhandlungen mit Borussia Dortmund, wo Maaßen die zweite Mannschaft in der dritten Liga trainierte, zogen sich etwas. „Es war vom ersten Tag an klar, dass sie ihn nicht verschenken, es aber auch nicht scheitern lassen wollten“, sagte Reuter. Letztlich herrschte Einigkeit. Es kam zum Wechsel, Maaßen unterschrieb einen Drei-Jahres-Vertrag. „Das ist ein Zeichen dafür, dass wir Kontinuität anstreben“, sagt Reuter.
Kontinuität mit einem Trainer, der zum ersten Mal in Liga eins trainieren wird. Der noch sehr jung ist und den Druck in Deutschlands Eliteliga noch nicht wirklich kennt. Der aber überzeugt ist, dass er für alle Aufgaben gewappnet ist. Maaßen sieht sich selbst als Familienmensch. Fußball sei für ihn nicht nur ein Job, sondern echte Leidenschaft. Für andere Hobbys bleibe da keine Zeit. Fußball und Familie – darum dreht sich in seinem Leben alles.
Aus seiner Familie ziehe er Kraft. „Wenn wir in den Urlaub fahren, sind meine Eltern und Schwiegereltern immer mit dabei“, erzählt der neue FCA-Trainer. Er will damit verdeutlichen, wie wichtig ihm Familie ist. Maaßens Frau und seine zwei Kinder sind noch in Dortmund. Im Spätsommer wollen sie nach Augsburg ziehen. Noch wohnt der 38-Jährige im Hotel. Er sucht ein Haus im Umkreis von Augsburg. Wohl eher nicht in der Stadt. Eher im Grünen, mit viel Platz, seine Familie muss sich wohlfühlen. Das zählt für ihn.
Enrico Maaßen will junge Spieler beim FC Augsburg integrieren
Ihm ist es wichtig, dass es auch in einem Verein wie in einer Familie zugeht. Dass alles zusammenhalten. Dass alle offen und ehrlich sind. „Es geht darum, dass wir eine eingeschworene Gemeinschaft werden. Wir wollen die Fans mitnehmen, das geht am besten über die Art und Weise, wie wir Fußball spielen. Wir müssen eine Identität kreieren“, sagte der 38-Jährige. Maaßen hat eine ganzheitliche Idee vom Fußball. Er will nicht nur verteidigen lassen und schnell umschalten. Er will die Mannschaft auch im eigenen Ballbesitz entwickeln.
„Meine Mannschaften haben immer einen offensiven Spielgedanken verfolgt, so soll es jetzt auch sein“, sagt er. Er will junge Spieler integrieren und ihnen eine Chance geben. Das alles passt genau ins Anforderungsprofil der Augsburger. Einen jungen Spieler aber wird er vorerst aus seinem Kader verlieren. Nach Informationen unserer Redaktion wird Tim Civeja zum Drittligisten FC Ingolstadt verliehen. Die Leihe soll am Mittwoch perfekt gemacht werden.
Maaßen will den nächsten Schritt machen
Drei Tage nach Saisonende hatte sich Stefan Reuter bei Maaßen gemeldet. Danach fanden die ersten persönlichen Treffen statt. „Ich habe in jedem Gespräch gespürt, dass der FCA mich als Trainer verpflichten möchte“, sagt Maaßen. Und er wollte unbedingt nach Augsburg. Den nächsten Schritt in seiner Karriere machen. Er lässt sich bei seinen bisherigen Stationen immer Zeit, ehe er weiterzieht. Maaßen will nichts überstürzen, er will alles von Grund auf lernen. Er ist ein Perfektionist, der sich, aber auch sein Umfeld stetig verbessern möchte.
Wie aber tickt der 38-Jährige privat? Er selbst sagt: „Ich bin ein sehr offener, sehr positiv denkender Mensch. Ich denke, ich bin emphatisch.“ Er versucht also, sich in seine Spieler hineinzuversetzen. Ein Trainer könne nicht immer fair sein. Aber offen und ehrlich. Genau das können die FCA-Spieler von ihm erwarten. Am Mittwoch wird er erstmals mit der Mannschaft auf dem Platz stehen, an den ersten beiden Tagen der Vorbereitung stehen zunächst einmal die Fitnesstests auf dem Programm.
Stefan Reuter hatte zuletzt zugegeben, bei der Trainerauswahl nicht immer richtig gelegen zu haben. Mit Enrico Maaßen soll das nun anders sein. Auch weil sich der 38-Jährige schon vor der Verpflichtung sehr intensiv mit dem FCA beschäftigt hatte. Eben einfach professionell.