Als Stefan Reuter am Sonntagvormittag in der TV-Sendung „Sky 90“ sitzt, wird viel über das Spitzenspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München diskutiert. Eher ein Randaspekt ist der FC Augsburg. Entsprechend oberflächlich wird über den Fußball-Bundesligisten gesprochen. Experte Dietmar Hamann erzählt also pflichtbewusst die Geschichte, die man sich außerhalb der Augsburger Stadtgrenze gerne und immer wieder erzählt. Von einem an sich kleinen Klub, dessen größte Leistung die über ein Jahrzehnt dauernde Existenz in der Erstklassigkeit ist.
Diese Existenz allerdings ist in der laufenden Runde extrem bedroht. Nach 14 Spieltagen haben die Augsburger 13 Punkte auf der Habenseite und stehen auf dem Relegationsplatz gegen den Abstieg. Das sieglose Greuther Fürth wird absteigen, gesucht ist ein zweiter Klub, der den schweren Gang in Liga zwei antreten muss. Dass der FCA ein Kandidat dafür ist, hat Gründe. Einer davon: fehlende Stammkräfte. Nach dem 2:3 (0:3) gegen den VfL Bochum klagte Trainer Markus Weinzierl über etliche Ausfälle. "Es haben vier Innenverteidiger gefehlt. Das kann kein Bundesligist ersetzen. Das hat man gemerkt, das kann man nicht von der Hand weisen." Dem nicht genug musste der Trainer noch während der ersten Spielhälfte die verletzten Andi Zeqiri und Raphael Framberger auswechseln. Frambergers Verletzung am Sprunggelenk bedingt keinen längeren Ausfall. Zeqiri wird noch genauer untersucht.
Felix Uduokhai und Jeffrey Gouweleeuw könnten dem FCA in Köln helfen
Zumindest könnten gegen den 1. FC Köln (Freitag, 20.30 Uhr/DAZN) die beiden Innenverteidiger Jeffrey Gouweleeuw und Felix Uduokhai in den Kader zurückkehren. Gouweleeuw konnte sich nach seiner Covid-19-Infektion freitesten und wird ins Mannschaftstraining einsteigen. Und Uduokhai kündigte am Samstag im Halbzeitinterview mit Sky an, dass er in dieser Woche im Training Gas geben werde. Kehrt einer der beiden zurück, könnte Robert Gumny auf seine Stammposition als Rechtsverteidiger zurückkehren.
Fehlende Spieler beschäftigen den FCA schon seit der Vorbereitung auf diese Spielzeit, noch nie konnte Trainer Weinzierl mit seiner Wunschelf in eine Partie gehen. Einige Spieler waren mit Olympia und der Europameisterschaft im Sommer beschäftigt und nahmen in den Klub Nachwehen mit, andere Spieler verletzten sich im Laufe der Runde. Teils sogar mehrmals. Angreifer Florian Niederlechner musste sich erst an der Leiste operieren lassen, danach setzte ihn eine Prellung am Mittelfuß außer Gefecht. Alfred Finnbogason fehlt derzeit wegen einer Muskelblessur, zuvor verhinderten eine Innenbandverletzung im Knie und eine malade Wade sein Mitwirken. Jan Moravek fiel erst wegen einer Adduktoren- später wegen einer Oberschenkelverletzung aus. Uduokhai hat sich von einem Sehenanriss im Oberschenkel erholt, Tobias Strobl wird wegen eines Kreuzbandrisses im Knie in dieser Saison kein Spiel mehr absolvieren. Hinzu kommen Ausfälle wegen positiver Corona-Tests. Weinzierl will nicht jammern, sagt nur: "Das trifft uns. Aber dem stellen wir uns und machen das Beste daraus."
Zwischen dem 1. und 31. Januar ist das Transferfenster in Deutschland geöffnet. Die finanzielle Situation bleibt wegen der vielen Geisterspiele in den vergangenen eineinhalb Jahren angespannt. Bei jedem Heimspiel ohne Fans würden dem FCA eine Million Euro verloren gehen, rechnete Finanzgeschäftsführer Michael Ströll jüngst vor. Sportchef Stefan Reuter hält sich wie immer bedeckt, wenn über Transfers gesprochen wird. Der Ansatz des 55-Jährigen: "Wir müssen daran arbeiten, dass die verletzten Spieler zeitnah zurückkommen und uns in der Rückrunde helfen können. Dann sieht das schon wieder ganz anders aus."