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FC Augsburg: Rafal Gikiewicz über Wolfsburg-Spiel: "Wir haben es verkackt"

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Rafal Gikiewicz über Wolfsburg-Spiel: "Wir haben es verkackt"

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    Die erste Enttäuschung war nach dem späten 2:2-Ausgleich bei FCA-Torhüter Rafal Gikiewicz und seinen Kollegen groß.
    Die erste Enttäuschung war nach dem späten 2:2-Ausgleich bei FCA-Torhüter Rafal Gikiewicz und seinen Kollegen groß. Foto: David Inderlied, dpa

    Als die ersten seiner Teamkollegen sich schon mit mehr oder minder großem Appetit am provisorisch aufgebauten Bufett vor der Kabine des FC Augsburg bedienten, stand Torhüter Rafal Gikiewicz nach dem 2:2 (2:0)-Unentschieden gegen den VfL Wolfsburg noch in voller Montur in der Mixed Zone der Volkswagen-Arena und beantwortete die letzten Fragen der Journalisten. Natürlich drehten sich die um die letzten Sekunden in dieser am Ende so aufwühlenden Partie.

    Rafal Gikiewicz faustet am Ball vorbei

    Der FCA führte in der Nachspielzeit mit 2:1, als der Wolfsburger Kevin Paredes einen letzten Ball in Richtung Gikiewicz schlug. "Die Flanke fliegt hoch und weit in den Strafraum", erzählte der FCA-Torhüter. Er will den Ball wegfausten, doch dann steht sein eigener Innenverteidiger im Weg. "Renato Veiga blockt mich ein wenig und (Felix) Nmecha kommt mit gutem Anlauf und klaut den Ball vor meiner Faust", so der 35-Jährige weiter. Gikiewicz boxte in die Luft, das Kopfballtor des eingewechselten Wolfsburger Neu-Nationalspielers bescherte den Niedersachsen einen nicht mehr für möglich gehaltenen Punkt in der Nachspielzeit der Nachspielzeit. "Gehe ich nicht raus, habe ich ein noch schlechteres Gefühl", fügte Gikiewicz an.

    Erst in der 84. Minute hatte der ebenfalls eingewechselte Luca Waldschmidt den Wolfsburger Anschlusstreffer erzielt, nachdem die Gäste lange 2:0 geführt hatten. Bereits in der zweiten Minute waren die Augsburger durch ein Eigentor von Wolfsburgs Kapitän Maximilian Arnold in Führung gegangen. Eine halbe Stunde später erhöhte der FCA-Neu-Nationalspieler Mergim Berisha mit seinem neunten Saisontreffer auf 2:0. Diese Führung verteidigte der FCA bis in die Schlussphase auch dank einer eigentlich guten Leistung von Gikiewicz.

    Rafal Gikiewicz bleibt beim Elfmeter von Maximilian Arnold stehen

    Egal, was die Wolfsburger versuchten, Gikiewicz und seine Vorderleute hielten dagegen. Auch beim verschossenen Elfmeter von Maximilian Arnold in der 20. Minute war Gikiewicz beteiligt. Denn der Wolfsburger Kapitän wartete lange auf eine Reaktion des FCA-Torhüters, doch der blieb einfach in der Mitte stehen. Arnold entschied sich für einen wuchtigen Schuss, den er aber weit über die Querlatte hämmerte. Es schien der Tag von Rafal Gikiewicz zu werden. Doch dann kam die turbulente Schlussphase. Dion Beljo foulte Arnold im Halbfeld. Der Wolfsburger brachte den Ball in den Sechzehner und Waldschmidt köpfte zum 1:2 (84.) ein. Nicht aus dem Abseits, wie der Videobeweis zeigte. "Beim ersten Tor müssen wir nicht unbedingt foulen. Wir wissen schon, wie gut die Standards von Arnold sind. Nach dem ersten Gegentor wurde es hektisch. Die Wolfsburger bekamen neue Luft", sagte Gikiewicz.

    Rafal Gikiewicz (links) und Wolfsburgs Jakub Kaminski kämpfen um den Ball.
    Rafal Gikiewicz (links) und Wolfsburgs Jakub Kaminski kämpfen um den Ball. Foto: David Inderlied, dpa

    Und die trug bis in die Nachspielzeit. Vielleicht hätte der FCA-Torhüter in der vierten Minute derselben einen Freistoß ruhiger ausführen sollen, Zeit von der Uhr nehmen sollen, doch Gikiewicz entschied sich für eine schnellere Variante. Wolfsburg kam wieder an den Ball und am Ende reichte es noch für den Ausgleich. Gikiewicz war bedient: "Wir bekommen zum zweiten Mal in Folge den Ausgleich in der Nachspielzeit. Wie es der Trainer direkt nach dem Spiel im Kreis gesagt hat: Wir haben es selbst verkackt."

    Auch beim 1:1 im Heimspiel gegen Schalke vor der Länderspielpause hatte sich der FCA am Ende selbst geschlagen. Ermedin Demirovic sah eine unnötige Rote Karte und beim Elfmeter, der in der Schlusssekunde zum Ausgleich führte, ging Jeffrey Gouweleeuw ungeschickt zu Werke. 

    "Wir machen in eigentlich fast jedem Auswärtsspiel in der Rückrunde große und kleine Fehler. Schalke hat den Elfmeter genützt, Nmecha macht noch das 2:2", zeigte sich Gikiwiecz kurz nach dem emotionalen Wirkungstreffer etwas ratlos. "Es fehlen Kleinigkeiten. Gegen Schalke gewinnst du, wenn wir keine Rote Karte bekommen, und heute müssen wir auch drei Punkte mitnehmen. Dann würde niemand mehr über Augsburg als Abstiegskandidat sprechen."

    Dann hätte der FCA vier Punkte mehr, also 33 anstatt jetzt 29. Auch das ist noch ein angenehmes Polster von derzeit sieben Punkten auf den Relegationsplatz mit Hertha BSC (22). Und der FCA scheint stabil genug, um sich nicht mehr in den Abstiegskampf verwickeln zu lassen. Gikiewicz gab sich kämpferisch: "Wir haben jetzt noch acht Spiele, da kannst du dich nicht an den Boden legen und ein großes Drama abziehen. Das Leben geht weiter, hier haben schon ganz andere Vereine verloren."

    Der FCA-Torhüter hat den Berater gewechselt

    Aufgrund seiner direkten Art schätzen sie ihn beim FCA, auch wenn es nicht immer einfach ist, damit umzugehen. Denn genauso robust, wie er auf und neben dem Feld für den Verein kämpft, ist der Familienvater auch in eigener Sache unterwegs. Sein Vertrag beim FCA, der am Ende der Saison auslaufen würde, verlängert sich automatisch, wenn Gikiewicz, so ist zu hören, 25 Punktspiele absolviert. Bisher stand er in 22 im Tor. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, würde Gikiewicz die Benchmark nicht erreichen. Seine nahe Zukunft scheint beim FCA zu liegen. Doch das Fußballgeschäft kann schnelllebig sein. Gikiewicz hat auf jeden Fall erst vor kurzem seinen Berater gewechselt, lässt sich nicht mehr von Ex-Bundesligaprofi und Landsmann Arthur Wichniarek vertreten, sondern von der international agierenden Agentur Wasserman, die ihren Hauptsitz in London hat.

    Rafal Gikiewicz nimmt das 2:2 auf seine Kappe

    Vorerst konzentriert sich Gikiewicz aber ganz auf den FCA. Am Samstagabend nach dem Rückflug nach Augsburg schrieb er auf Instagram noch an die FCA-Fans. Man habe zwar zwei Punkte in letzter Sekunde verloren, dürfe aber trotzdem stolz darauf sein, einen Punkt aus Wolfsburg mitgenommen zu haben. Jeder Punkt sei wichtig. Und weiter: "Das zweite Gegentor geht auf meine Kappe. Aber genau diese Erfahrungen wie heute machen mich, machen uns stärker. Ich werde weiter daran arbeiten, dass solche Fehler nicht mehr passieren."

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