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FC Augsburg: Rafal Gikiewicz ist gegen Bremen Held und Buhmann zugleich

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Rafal Gikiewicz ist gegen Bremen Held und Buhmann zugleich

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    Der Finger vor dem Mund von Rafal Gikiewicz ist ein klares Zeichen an die Bremer Fans, nun endlich still zu sein.
    Der Finger vor dem Mund von Rafal Gikiewicz ist ein klares Zeichen an die Bremer Fans, nun endlich still zu sein. Foto: Kokenge, Imago

    Rafal Gikiewicz war wieder entspannt. Er stand vor dem Bus des FC Augsburg und tippte in sein Handy. Seine Kollegen waren bereit für die Abfahrt, es musste schnell zum Flughafen gehen. Gikiewicz stand noch draußen. Wie war das denn nun an diesem Abend, als er zum einen zu Augsburgs Sieggarant, aber gleichzeitig auch zum Buhmann für das Bremer Publikum wurde? „Fußball ist Emotion, fertig“, sagte Gikiewicz und stieg die wenigen Stufen in den Bus. Die Tür ging zu, die Augsburger fuhren nach dem 1:0-Sieg mit drei Punkten davon.

    Klang recht harmlos. War es aber nicht. Der FCA hatte ein starkes Auswärtsspiel abgeliefert und gegen einige Widerstände den Erfolg geholt. Ermedin Demirovic hatte in der 63. Minute nach einem perfekten Spielzug die Führung erzielt, zuvor hatten die Gäste in Hälfte eins Glück gehabt, als das vermeintliche Bremer Führungstor wegen Abseits nicht zählte.

    In der Nachspielzeit wird es turbulent

    Es war eine emotionale Partie, die ihren Höhepunkt in der Nachspielzeit fand. Augsburgs Verteidiger Maximilian Bauer war der Ball aus kurzer Entfernung gegen den Arm geprallt – Schiedsrichter Martin Petersen entschied auf Elfmeter. „Da fällt man vom Glauben ab, wenn man wieder so einen Elfmeter bekommt“, sagte FCA-Trainer Enrico Maaßen. Auch Manager Stefan Reuter konnte den Pfiff nicht nachvollziehen. Er stand später im Spielertunnel des Bremer Stadions und sah die Szene auf dem Bildschirm. Er schüttelte den Kopf. Es hätte ein nächster, bitterer Nackenschlag werden können. Ein später Ausgleich, der den Lohn für all das couragierte Bemühen auf nur einen Punkt reduziert hätte. Dann aber kamen die Momente des Rafal Gikiewicz.

    Es begann mit heftigem Reklamieren. Als sich immer mehr zeigte, dass Petersen seine Entscheidung nicht verändern würde, malträtierte Gikiewicz den Elfmeterpunkt mit seinen Schuhen. Ganz so, wie es Marwin Hitz 2015 im FCA-Trikot gegen Köln getan hatte. Damals rutschte Anthony Modeste beim Schuss weg. Das passierte Marvin Ducksch nicht, der Ball flog dennoch nicht ins Tor. Weil Gikiewicz stark parierte. Direkt danach führte er in Richtung Bremer Fans den Finger vor den Mund, später griff er sich an die Ohren und forderte die Fans gestenreich zum Duell auf. Einige wollten plötzlich das Feld stürmen, die Situation schien außer Kontrolle. Bremens Niclas Füllkrug reagierte und drängte die Anhänger zurück. Die Partie ging weiter, es blieb beim Augsburger Sieg. Und bei der aufgeheizten Stimmung.

    Die Werder-Fans hatten Augsburgs Torwart provoziert. „Die beleidigen mich fast die gesamte zweite Halbzeit. Wir sind nur Spieler. Und du kannst nicht meine Familie beleidigen oder mich persönlich. Ich kann das nicht akzeptieren“, sagte der FCA-Torwart hinterher. Darauf hatte er mit seinen Gesten reagiert. Gikiewicz ist ein emotionaler Mensch. „Den Finger auf den Lippen kann er sich sparen. Wir sind gut beraten, wenn wir nicht zusätzlich provozieren“, sagte Stefan Reuter. Die Stimmung blieb auch nach Schlusspfiff aufgeheizt. Es flogen viele Bierbecher, der Augsburger Torwart kam nur über Umwege in die Kabine.

    Für Maaßen war Gikiewicz immer die klare Nummer eins

    Gikiewicz war erneut Garant des Sieges. Wie schon beim Erfolg in Leverkusen. Noch vor wenigen Wochen hatte es Kritik an ihm und seinen Leistungen gegeben, zudem hatte sich der FCA um Mainz-Torwart Finn Dahmen bemüht. „Das ist meine Antwort darauf“, sagte Gikiewicz. Er sprach von einem verdienten Sieg und einer erneut starken Auswärtsleistung. „Ich weiß nur nicht, warum wir daheim nicht so spielen“, meinte der Torwart. Für Maaßen gab es nie einen Zweifel an den Fähigkeiten des Polen. „Ich habe ihm klar und früh Bescheid gegeben, dass er meine Nummer eins ist, das zahlt er mit tollen Leistungen zurück“, meinte der FCA-Trainer.

    Die mutige Taktik von Maaßen mit vier Angreifern ging auf. Auch seine Systemumstellung mit einer Viererkette in der Verteidigung. „Gegen eine offensiv so starke Mannschaft war es ein Risiko, aber die Jungs haben es sehr gut gemacht. Wir haben mit viel Leidenschaft und Wucht in die Spitze gespielt“, lobte Maaßen. Sein Team hatte diesmal deutlich mehr Chancen als zuletzt. Die Richtung also stimmt. Auch Stefan Reuter sieht die Mannschaft „auf einem richtig guten Weg“. Vor allem stärkt der Sieg Maaßens Position. Wobei die, so Reuter, nie geschwächt gewesen sei. „Wir haben klar geäußert, dass wir volles Vertrauen zum Trainer haben und es in dieser Konstellation durchziehen. Wir sind von ihm und der Mannschaft überzeugt.“

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