Nach acht Minuten hatte Philipp Max das Nahziel erreicht. Der Linksverteidiger stand zu diesem Zeitpunkt länger als sein Vater Martin als Nationalspieler auf dem Feld. Papa Martin war einstmals der treffsicherste deutsche Stürmer in der Bundesliga, brachte es aber dennoch lediglich auf ein Länderspiel.
Im Frühling 2002 war er bei einer 0:1-Niederlage gegen Argentinien kurz vor Schluss eingewechselt worden. Wenige Wochen später erhielt Max mit 33 Jahren die Torjägerkanone.
Sein Sohn war nun lediglich 27 Jahre alt, als ihn Joachim Löw erstmals in die Nationalmannschaft berief. Aufgrund seiner augenscheinlichen offensiven Stärken hatten viele schon früher mit dem Debüt gerechnet.
Philipp Max stellte die tschechische Abwehr immer wieder vor Probleme
Löw erachtete bislang aber die ausbaufähige Defensivarbeit als schwerwiegender. Im Testspiel gegen Tschechien aber deutete Max gleich mehrmals an, wieso ihm möglicherweise doch noch eine längere Nationalmannschaftskarriere als seinem Vater vergönnt sein könnte. Immer wieder stellte er die tschechische Abwehr mit seinen scharfen Hereingaben vor arge Probleme. So fiel auch der Siegtreffer nach einer jener Vorlagen, die Luca Waldschmidt verwandelte.
Dementsprechend zufrieden war Löw mit der Leistung seines Neulings. Er habe mit seinen "dynamischen Läufen Räume überbrückt" und sehr intensiv gearbeitet. Zudem habe er die Vorgabe erfüllt, möglichst offensiv zu spielen. Eine Vorgabe freilich, die seiner Spielweise sehr entgegenkommt. Eine Spielweise, mit der er fünf Jahre beim FC Augsburg einer der auffälligsten Spieler war. Für die Berufung ins Nationalteam bedurfte es nun aber offenbar eines Wechsels nach Eindhoven.
Jogi Löw beglückwünschte Philipp Max bei dessen Auswechslung
"Ich bin sehr froh, glücklich und stolz, dass ich heute mein erstes Länderspiel machen durfte", sagte der Linksverteidiger nach der Partie bei RTL. "Das ist ein ganz besonderer Tag, auch für meine Familie und Freunde." Gut möglich, dass die ihn nun häufiger im Kreise der Nationalmannschaft sehen.
Auf der von ihm bespielten linken Seite konkurriert er mit Marcel Halstenberg und Robin Gosens – erhebliche Qualitätsunterschiede lassen sich kaum feststellen. So nahm Max bei seiner Auswechslung in der 68. Minute sichtbar zufrieden die Glückwünsche des Bundestrainers entgegen. Er wird wohl in den kommenden Wochen und Monaten seinen Vater noch um einige Spiele distanzieren.
Für Felix Uduokhai vom FC Augsburg ist die Konkurrenz deutlich größer
Ob Felix Uduokhai hingegen bis zur EM im kommenden Jahr noch die Chance erhält, sein Länderspiel-Debüt zu feiern, ist fraglich. Der 23-Jährige war ebenfalls erstmals von Löw nominiert worden – kam allerdings nicht zum Einsatz. Ansonsten wäre er nach Ulrich Biesinger, Helmut Haller und André Hahn der vierte Spieler des FC Augsburg gewesen, der das Trikot mit dem Adler trägt.
Doch gegen Tschechien scheute Löw in der Schlussphase einen Wechsel, um dem Innenverteidiger zum Debüt zu verhelfen. Dabei hatte sich Uduokhai über weite Strecken der zweiten Halbzeit unweit der Seitenlinie aufgewärmt, letztlich konnte er das für ihn angefertigte Trikot mit der Nummer vier aber nicht einem größeren Publikum zeigen. Dass er es bei den kommenden beiden Spielen gegen die Ukraine und Spanien wird machen können, ist unwahrscheinlich. Mit Niklas Süle und Matthias Ginter rücken zwei weitere Innenverteidiger in den Kader.
Noch aber muss sich Uduokhai nicht grämen. Dass sich geduldiges Abwarten auszahlt, sieht er bei seinem ehemaligen Mannschaftskollegen Philipp Max.
Lesen Sie auch:
- Starkes Debüt und Assist von Philipp Max: Sieg gegen Tschechien
- Löw und Bierhoff ziehen Schlüsse - aber sind es die richtigen?
- Was Mario Götze noch zum DFB-Comeback fehlt
- Löw sieht Zeit für Reus-Comeback noch nicht gekommen
- Gündogan zur eigenen Corona-Infektion: Hat Denken verändert
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.