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FC Augsburg: Neuzugang Patric Pfeiffer: Ein Hoffnungsträger in der Warteschleife

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Neuzugang Patric Pfeiffer: Ein Hoffnungsträger in der Warteschleife

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    Patric Pfeiffer soll beim FC Augsburg die Innenverteidigung verstärken. Doch der  Neuzugang aus Darmstadt darf vorerst nicht spielen.
    Patric Pfeiffer soll beim FC Augsburg die Innenverteidigung verstärken. Doch der Neuzugang aus Darmstadt darf vorerst nicht spielen. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Diese eine Szene vom letzten Spieltag der vergangenen Saison lässt Patric Pfeiffer nicht los. Erst vor kurzem hat er sie sich wieder angesehen. Und wieder kann er es nicht fassen, dass er in seinem letzten Spiel für den SV Darmstadt 98 gegen die SpVgg Fürth so hart bestraft wurde. Die Darmstädter standen als Aufsteiger bereits fest, es ging nur noch darum, wer Zweitliga-Meister wird. Darmstadt oder Heidenheim. Es lief die 30. Minute, als Pfeiffer im Mittelfeld nach einem Kopfballduell mit seinem Gegenspieler Ragnar Arche zu Boden ging und wie eine Schildkröte auf dem Rücken lag. Er holte mit den hochgehobenen Beinen Schwung und traf Arche dabei am Oberkörper. Schiedsrichter Nicolas Winter schaute sich die Szene am Bildschirm an und gab Pfeiffer anschließend die Rote Karte. 

    Pfeiffer geht mit drei Bundesliga-Spiele Sperre in der neuen Saison

    Dass Darmstadt mit 0:3 verlor und damit die Meisterschaft noch an Heidenheim verlor, spielt längst keine Rolle mehr. Dass Pfeiffer für die Tätlichkeit, die aus seiner Sicht keine war, drei Meisterschaftsspiele Sperre vom DFB bekam, schon. Vor allem für den FC Augsburg. Denn Pfeiffer wird nach seinem Wechsel dem FCA zum Saisonstart gegen Gladbach, Bayern und Bochum fehlen. Damit muss er selbst länger als geplant auf sein Bundesliga-Debut warten. „Es war ein Zweikampf, wir fallen, meine Füße sind in der Luft, ich will schnell wieder aufstehen und er läuft in mich rein. Ich treffe ihn, aber ich denke nicht, dass man da eine Rote Karte geben muss. Der FCA hat noch versucht, die Dauer der Sperre zu verringern, aber das gelang nicht“, erzählt Patric Pfeiffer seine Sicht der Dinge. 

    Er sitzt in der Lobby des FCA-Mannschaftshotels in Schladming. Am Vormittag hatte FCA-Trainer Enrico Maaßen über zwei Stunden auf dem feinen Trainingsplatz des SV Union Haus vor allem die Offensiv- und Defensiv-Abläufe üben lassen. Pfeiffer und Felix Uduokhai als ein Innenverteidiger-Duo, das andere bildeten Frederik Winther und Maximilian Bauer. 

    Sind Maximilian Bauer und Frederik Winther das Innenverteidiger-Duo beim FC Augsburg für den Bundesliga-Start?

    Bauer und Winther haben, Stand heute, gute Chancen, als Innenverteidiger-Duo Nummer eins in die Bundesliga zu starten. Uduokhai soll noch verkauft werden, nachdem er seinen Vertrag (bis 2024) nicht verlängern will. Der FCA sucht bereits nach einem Uduokhai-Ersatz, ob man fündig wird? Jeffrey Gouweleeuw fällt nach einer OP ein paar Wochen aus. Wie schnell er wieder fit wird, nachdem ihm der Verein mitgeteilt hat, dass sein Vertrag, der 2024 ausläuft, nicht verlängert wird? Pfeiffer ist gesperrt.

    „Ich muss damit rechnen, dass ich ein paar Spiele nicht spielen werde. Aber, da ich weiß warum, geht es. Für mich beginnt die Saison dann eben am vierten Spieltag“, stellt sich Pfeifer darauf ein, dass er sich nach seinem Blackout in der Hierarchie nach oben kämpfen muss.

    Patric Pfeiffer wird in Hamburg geboren, doch beim HSV sieht er keine Zukunft

    Kämpfen – das hat Pfeiffer von klein auf gelernt. Als Sandwich-Kind, er hat eine ältere Schwester und einen jüngeren Brüder, wächst er im Hamburger Stadtteil Steilshoop auf. Nicht gerade die Elbchaussee. Seine Eltern, die aus Ghana kamen, erziehen ihn und seine Geschwister sehr christlich. Der Glauben spielt im Leben von Pfeiffer eine große Rolle. Er liest viel in der Bibel. „Der Glaube gibt mir Kraft und Stärke“, sagt er.

    Beides braucht er auf seinem Weg in die Bundesliga. Früh wechselt er in den Nachwuchs des HSV. Mit 18 unterschreibt er seinen ersten Profivertrag. Er gilt als das Innenverteidiger-Talent des HSV. Doch er ist zur falschen Zeit am falschen Ort. Der HSV steigt aus der Bundesliga ab, die Verantwortlichen wollen sofort wieder zurück. Sie rüsten auf. Seine Konkurrenten heißen Rick van Drongelen, Gideon Jung, David Bates, Kyriakos Papadopoulos, Leo Lacroix. Da bleibt kein Platz mehr für ein Hamburger Eigengewächs. Zumal die Trainer schneller wechseln, als Pfeiffer schauen kann. 

    Er wird trotz 1,95 Meter Größe an den Rand gedrängt. „Es fanden viele Trainerwechsel bei den Profis statt. Der eine hat meine Qualitäten geschätzt, der andere nicht so. Am Ende war es eine Kopfsache bei mir. Mal war ich bei den Profis dabei, mal bei der U23. Ich wusste nicht, wo ich stehe“, beschreibt Pfeiffer seine Situation. „Dann war auch zu viel Unruhe im Verein. Wir waren gerade aus der Bundes- in die 2. Liga abgestiegen. Der HSV wollte direkt wieder zurück und hat sehr viele Innenverteidiger geholt. Ich hatte sechs oder sieben Konkurrenten, dann kam wieder ein neuer Trainer, da habe ich gesagt, ich muss was anderes ausprobieren.“

    Auch beim SV Darmstadt muss FCA-Spieler Pfeiffer kämpfen

    Er wechselt 2019 zum Zweitligisten SV Darmstadt 98. Unterschreibt einen Vier-Jahres-Vertrag. Aber auch da braucht es Zeit. Insgesamt zwei Jahre, ehe sich der neben dem Platz eher zurückhaltende Hüne zum Stammspieler entwickelt. „Es war mein erster Schritt aus Hamburg heraus. Ich habe erstmals alleine gewohnt. Ich musste selbstständiger werden, spielte in den ersten beiden Jahren nicht so viel, musste mich erst herankämpfen. Ich habe dabei gemerkt, wenn ich viel spiele, dann entwickle ich mich weiter. Das hat mich geprägt.“

    Patric Pfeiffer (links) im Zweikampf mit Ermedin Demirovic.
    Patric Pfeiffer (links) im Zweikampf mit Ermedin Demirovic. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Im dritten Jahr startet er dann durch, wird zu einem der stärksten Verteidiger der zweiten Liga. Und zu einem Objekt der Begierde. Obwohl er mit Darmstadt den Aufstieg feiert, bleibt es bei seinem Entschluss, seinen Vertrag zum Saisonende auslaufen zu lassen. Er kann ablösefrei wechseln. 

    Der FCA steht da als neuer Verein bereits fest. „Der FCA hat sich als Erstes gemeldet und die Verantwortlichen haben sich sehr um mich bemüht. Wir haben unter anderem viel telefoniert, auch Whatsapp-Nachrichten geschrieben. Das hat mir imponiert.“ Die Hartnäckigkeit, besonders von Trainer Enrico Maaßen, zahlt sich aus. 

    Maaßen hält viel von Pfeiffer, er passt optimal in sein Konzept, hoch zu verteidigen. Pfeiffer hat ein gutes Auge, ist kopfballstark, antizipiert schnell, spielt einen guten Pass und hat gelernt, sich zu wehren. „Neben dem Platz bin ich ein ruhigerer Typ. Auf dem Platz kann ich aber schon ein ekliger, aggressiver Typ sein. Ich will einfach jedes Spiel gewinnen, auch im Training.“ Er orientiere sich an Virgil van Dijk, „weil er physisch stark ist, von hinten alles dirigiert und auch noch Tore schießt“.

    Patric Pfeiffer hat keinen ghanaischen Pass

    Beim FCA unterschreibt er einen Vier-Jahres-Vertrag – hier sieht er die besten Chancen, sich seinen Traum von der Bundesliga und vielleicht vom Nationalspieler zu erfüllen. Vor kurzem hatte der Fußball-Verband Ghanas bekannt gegeben, dass Pfeiffer für das Heimatland seiner Eltern auflaufen wird. Doch da waren die afrikanischen Funktionäre etwas zu optimistisch: „Die Darstellung, dass ich für Ghana spiele, ist nicht ganz korrekt. Ich habe keinen ghanaischen Pass und deshalb habe ich noch kein Spiel gemacht. Darum bin ich auch weiterhin offen, könnte auch für die deutsche Nationalmannschaft spielen“, sagt Pfeiffer. Unrealistisch für einen, der noch keine Bundesliga-Minute gespielt hat? Vielleicht, aber man kann auch mal bei Mergim Berisha nachfragen. 

    Patric Pfeiffer ist hungrig auf Erfolg mit dem FCA, denkt aber auch an Darmstadt

    Doch Pfeiffer ist kein Träumer, er weiß, dass harte Arbeit auf ihn wartet. „Ich will erst einmal hier alles aufsaugen, mich an die Abläufe, an die Spieler, an die Trainer gewöhnen. Und wenn ich dann spiele, will ich in der Bundesliga funktionieren.“ Das hofft er auch von seinem neuen Team. „Wir sind eine junge, hungrige Mannschaft. Wenn wir an uns glauben und an das, was der Trainer mit uns vorhat, dann können wir viel erreichen. Was, darauf will ich mich nicht festlegen.“ Aber auch an Darmstadt denkt der feinfühlige Innenverteidiger: „Ich hoffe, dass sie es packen, in der Liga zu bleiben.“

    In Augsburg hat er schon eine Wohnung in Göggingen gefunden, jetzt fehlen nur noch die Möbel, dann kann er umziehen. Seine Familie in Hamburg besucht er so oft wie möglich. „Die Familie ist mir sehr wichtig. Ich versuche oft in Hamburg bei meiner Familie zu sein, wenn mal frei ist, denn Hamburg ist meine Heimat.“ Dort ist die Familie umgezogen, nach Meiendorf, ein ruhiges, grünes Wohnviertel, weg von Steilshoop, auch wenn die Süddeutsche Zeitung 2017 fast schon eine Liebeserklärung an diesen Stadtteil schickte. Sie titelte: Hamburg-Steilshoop: rau, hart, herzlich. Es könnte die Beschreibung des Fußballers Patric Pfeiffer sein.

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