Als in der Winterpause nach sechs Neuzugängen beim FC Augsburg alle Transferhandlungen schon abgeschlossen schienen, schlug der Fußball-Bundesligist wenige Stunden vor dem Schließen des Transferfensters noch einmal zu. Am Abend des 31. Januars wurde die Verpflichtung des portugiesischen U20-Kapitäns Renato Palma Veiga verkündet. Er wurde mit Kaufoption für ein Jahr bis zum 31. Dezember 2023 von Sporting Lissabon für 200.000 Euro ausgeliehen. Als "flexibel einsetzbarer Defensivspieler, der mit seiner Körpergröße, seiner Zweikampfführung und seinem starken linken Fuß unseren Kader sinnvoll verstärkt", wie der Verein damals in seiner Pressemitteilung ankündigte.
Wie flexibel Renato Veiga ist, konnte der 19-jährige Portugiese dann auch gleich bei seinem ersten Einsatz für den FC Augsburg unter Beweis stellen. Trainer Enrico Maaßen hatte sich dafür entschieden, ihn in der Auswärtspartie gegen den FSV Mainz 05 gleich in der Startelf als linken Verteidiger zu bringen – für den wegen muskulärer Probleme ausgefallenen Mads Pedersen. Eine Position, die weder bei Sporting noch in der U20-Nationalmannschaft der bevorzugte Einsatzort des zentralen Mittelfeldspielers war.
In Portugal spielte FCA-Neuzugang Renato Veiga hauptsächlich als Sechser
Bisher war der 1,90 Meter große Nationalspieler hauptsächlich auf der Sechser-Position zuhause, doch dort gibt es beim FCA mit Arne Engels, Elvis Rexhbecaj, Niklas Dorsch und auch Julian Baumgartlinger derzeit etabliertere Kandidaten. Deshalb also hinten links, auch wenn Maaßen mit dem Kroaten David Colina in der Winterpause zusätzlich noch einen gelernten linken Verteidiger dazubekommen hatte.
Warum erhielt dann Veiga ausgerechnet im erwartet schweren Auswärtsspiel gegen Mainz, das der FCA aufgrund einer kollektiv schlechten Leistung mit 1:3 verlor, den Vorzug? "Ja, Renato ist eigentlich ein Sechser, aber ich finde, er hat es heute auf der linken Verteidigerposition sehr ordentlich gemacht. Es ging uns darum, dass wir die langen Bälle mit ihm verteidigen, dass wir einen großen Spieler mehr für Standards offensiv wie defensiv auf den Platz bekommen", begründete Maaßen seine überraschende Personalentscheidung.
Renato Veiga erinnert mit dunklem Lockenkopf an Ex-FCA-Spieler Caiuby
Spürbar war, dass sich junge Portugiese, der mit seinem dunklen Lockenkopf optisch dem Brasilianer Caiuby ähnelt, erst noch an Tempo und Zweikampfhärte in der Bundesliga gewöhnen muss. Trotzdem lieferte er eine solide Premiere ab, wenn auch mit deutlich Luft nach oben: mit 38 Ballaktionen und 20 Pässen, von denen 65 Prozent ankamen. Er gewann 57 Prozent seiner Zweikämpfe und absolvierte bis zu seiner Auswechslung in der 62. Minute (für ihn kam David Colina) ein Laufpensum von acht Kilometern. Und Veiga unterliefen weniger grobe Schnitzer als seinen Defensivkollegen Uduokhai und Gumny, deren individuelle Fehler zwei Gegentore einleiteten.
Entsprechend zufrieden zeigte sich auch Jeffrey Gouweleeuw mit der Premiere des Neuzugangs in seiner Vierer-Abwehrkette. "Er hat es im Training gut gemacht und sich schnell angepasst an die Mannschaft. Natürlich ist das nicht direkt das einfachste Spiel in Mainz. Aber ich glaube, er hat das ganz gut gemacht und er bringt auch eine ganz gute Körperlichkeit und Robustheit mit trotz seines Alters", sagte der FCA-Kapitän.
Nach Absitzen einer Rotsperre bekommt Renato Veiga beim FC Augsburg sofort Spielpraxis
Dabei fehlt Renato Veiga bisher eigentlich die Erfahrung im Liga-Alltag der Profis. In Lissabon stand er nicht einmal mit der ersten Mannschaft auf dem Platz, gehörte lediglich dreimal ohne Einsatz zum Kader. International hat Veiga 13 Spiele in der Youth League, sechs in der portugiesischen U19 und vier in der U20 auf dem Konto. In seinem letzten Spiel für die B-Mannschaft von Sporting Lissabon hatte er sich eine Rote Karte eingefangen und musste erst noch eine Sperre absitzen, bevor Maaßen ihn einsetzen konnte.
Doch wie schon bei Arne Engels schenkte der Coach auch in diesem Fall seinem jungen Talent sofort das Vertrauen und die Spielpraxis. Noch nicht mit dem ganz so durchschlagenden Erfolg wie bei Engels. Doch Maaßen hat nun, sollte auch Pedersen zum Hoffenheim-Spiel am Freitagabend (20.30 Uhr) wieder fit sein, in dieser verletzungsanfälligen Saison endlich auch auf der linken Verteidigerposition wieder die Qual der Wahl.