Womöglich ist Trainer Enrico Maaßen ganz froh, dass er nicht gleich wieder ein so bedeutungsschwangeres Spiel bestreiten muss. Eine einschneidende Erkenntnis aus der vergangenen Spielzeit war ja, dass der FC Augsburg vor allem in den Begegnungen mit Kontrahenten auf Augenhöhe zu wenig Punkte geholt hatte. Dass er gegen Bochumer oder Stuttgarter enttäuschte, während er den Bayern oder Unionern trotzte. Das nächste Heimspiel, in einer Woche gegen Mainz 05, ist erneut eine solche Partie, an der sich Maaßen messen lassen muss. Zuvor jedoch darf sich der FCA in seine Wohlfühlrolle als Außenseiter begeben. Bei RB Leipzig erwartet keiner, dass die Augsburger zwingend punkten (Samstag, 15.30 Uhr/Sky).
Maaßen dürfte letztlich egal sein, wo und gegen wen Zählbares herausspringt. Nach dem dürftigen Auftritt gegen den VfL Bochum, der mehr Fragen als Antworten zum Leistungsvermögen der FCA-Mannschaft lieferte, wächst der Druck auf den Trainer. Seine defensive Herangehensweise beim 2:2 hatte dem 39-Jährigen reichlich Kritik eingebracht. Ein Erfolg hingegen würde ihm vor dem Heimspiel gegen Mainz eine ruhige Arbeitswoche bescheren. Ähnlich wie in der vergangenen Saison, als Augsburg überraschend in Leverkusen siegte. Damals eine Premiere. Obendrein siegte der FCA auch im Rückspiel.
In acht Auswärtsspielen bei RB Leipzig hat der FC Augsburg einen Punkt geholt
Leverkusen offenbarte sich über ein Jahrzehnt als Angstgegner, inzwischen haben sich die Leipziger diesen Status erarbeitet. Vor sechs Jahren gelang der bislang einzige Sieg gegen RB, in Leipzig hat der FCA in acht Partien lediglich einen Punkt geholt. Maaßen bemüht sich um Zuversicht: "Wir wissen, dass wir gegen sehr gute Mannschaften schon sehr gute Spiele gezeigt haben. Auf dem Tableau sieht es sehr klar aus. Aber ich finde, es ist nicht so klar."
Augsburgs Trainer kündigt an, sich die grausige Bilanz als Motivationshilfe zunutze machen zu wollen. Vor einem Jahr, also vor dem Spiel in Leverkusen, hätte er diese thematisiert und gute Erfahrungen gemacht. Mit einem Lächeln sagt er: "Dann mache ich es jetzt auch so gegen Leipzig." Motivation allein wird indes nicht reichen, um den Leipzigern und dessen Trainer Marco Rose, 47, beizukommen. Zwar fehlen mit Abwehrchef Willi Orban und Dani Olmo (beide verletzt) bedeutende Stützen im Mannschaftsgerüst, doch die Qualität des Pokal- und Supercupgewinners bleibt beeindruckend. "Bei uns wird es nur so gehen, dass wir als Kollektiv funktionieren und einen mutigen Ansatz wählen", betont Maaßen. "Wir brauchen eine gute Balance zwischen Fußball spielen und langen Bällen, zwischen tiefem Verteidigen und hohem Pressing."
Die Partie gegen Bochum sei aufgearbeitet, meint Maaßen. Schlüsse habe er gezogen, die sich in Veränderungen zeigen sollen. Personell, aber auch taktisch. In der Länderspielpause arbeitete Maaßen mit seinem Team an grundlegenden Dingen, allen voran defensiver Stabilität. Ein Baustein könnte Abwehrkoloss Patric Pfeiffer sein, der nach abgelaufener Rot-Sperre erstmals für den FCA in der Bundesliga auflaufen darf. Hinzu gesellt sich der Schweizer Kevin Mbabu, der auf der rechten Seite für Augsburg debütieren dürfte. Aushilfe Arne Engels, das bestätigte Maaßen, wird künftig wieder im Zentrum seinem Kerngeschäft nachgehen. Zurück in die Startelf könnte zudem Arne Maier rücken. Für Pfeiffer, Engels und Maier müssten wohl Maximilian Bauer, Elvis Rexhbecaj und Ruben Vargas weichen. Erwartungsgemäß bleibt Maaßen bezüglich seiner Formation im Vagen. Sagt lediglich, man werde "Anpassungen vornehmen".
Unabhängig vom Personal, das auf dem Rasen steht, kündigt Maaßen eine andere Spielauffassung an. Das Dasein als Außenseiter soll selbstbewusst interpretiert werden. "Wir müssen überzeugt sein, dass wir drei Punkte holen können. Frech und forsch dort auftreten, ist das Ziel." Ob sich dies umsetzen lässt, wird Stefan Reuter vor Ort auf der Tribüne mitverfolgen. Anfang der Woche hatte er überraschend seinen Rückzug erklärt. Künftig agiert er nicht mehr als Sport-Geschäftsführer in leitender Funktion, sondern steht dem FCA beratend zur Seite. Wie etwa Reuters ehemaliger Mitspieler Matthias Sammer bei Borussia Dortmund. Maaßen betont, dass er stets von den Erfahrungen Reuters profitiert habe. "Wir haben ein inniges Verhältnis und sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet." Künftig jedoch wird Sportdirektor Marinko Jurendic wichtigste Ansprechperson für Maaßen sein. Letztendlich ist es auch Jurendic, der mitbestimmt, wer den FCA trainiert.
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