Am Samstag erledigte Florian Niederlechner seinen Job beim 3:0 (3:0)-Sieg des FC Augsburg im Testspiel gegen Grashoppers Zürich korrekt nach seiner Stellenbeschreibung. Der Stürmer bereitete in der 37. Minute mustergültig das 2:0 für Lukas Petkov vor. Er machte zwar selbst kein Tor, die erzielten Frederik Winther (27.) und Arne Maier (41.), doch Niederlechner kämpfte, ackerte wie immer. Und nach 62 Minuten war für den 32-Jährigen dann sein Arbeitstag beendet, er machte, wie abgesprochen, Platz für Franjo Ivanovic.
Florian Niederlechner spielt seit 2019 für den FCA
Seit Juli 2019 stürmt Niederlechner, der gebürtige Oberbayer, für den FCA, bestritt beim 2:2 bei Union Berlin sein 100. Bundesligaspiel, erzielte bisher 27 Tore. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus. Dann kann er den FCA ablösefrei verlassen. Und so, wie es scheint, kümmert sich der Familienvater bereits jetzt um seine sportliche Zukunft. Die scheint aber nicht beim FCA zu liegen, sondern beim Ligakonkurrenten Hertha BSC.
Wie die Bild-Zeitung berichtet, soll sich Niederlechner am Montag in Berlin einem Medizincheck unterziehen. Es soll sich dabei bereits um eine Vorbereitung für einen Wechsel im Sommer handeln.
Zwar hätte die Hertha, so schreibt die Bild, nichts dagegen, Niederlechner vielleicht schon in der Wintertransferperiode zu holen, das Fenster öffnet sich am 1. Januar, doch gibt es da zwei große Hindernisse. Erstens will sich die Hertha erst von Stürmer Davie Selke trennen. Der 27-Jährige habe seinen Wechselwunsch hinterlegt. Ob ein Transfer zustande kommt, ist ungewiss. Geht Selke jetzt nicht, kommt Niederlechner nach Angaben der Bild erst im Sommer.
Zweitens müsste Hertha mit dem FCA handelseinig werden, sollte der Wechsel schon im Winter über die Bühne gehen.
Der FCA lehnte schon einmal ein Angebot für Niederlechner ab
Und da würde Hertha wohl auf Granit beißen. Denn Niederlechner hatte im vergangenen Winter ein Angebot vom US-Profiverein Chicago Fire, doch der FCA lehnte einen Wechsel ab, weil Niederlechner im Abstiegskampf benötigt wurde. Niederlechner war schwer enttäuscht, hätte er in der Major League Soccer (MLS) doch einen Drei-Jahres-Vertrag erhalten. Eine langfristige und lukrative Perspektive, wichtig für den Familienvater. Doch Niederlechner war auch Sportsmann genug und ließ sich nicht hängen. Er erzielte in der Rückrunde zwei Treffer und bereitete vier vor. In dieser Saison traf er bisher vier Mal und ist ein fester Bestandteil im Team von Trainer Enrico Maaßen. Und trotzdem steckt der FCA als Tabellen-14. (mit 15 Punkten) auch in dieser Saison im Abstiegskampf. Ein Mitkonkurrent: Hertha BSC (15./14 Zähler). Ein Wechsel im Winter ist daher eher unwahrscheinlich.
„Ich kommentiere grundsätzlich keine Gerüchte“, erklärte Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter gegenüber unserer Redaktion. Ansonsten wollte er sich zur Causa Niederlechner nicht äußern.
Niederlechner sagte einen Termin in Augsburg am Montag ab
Der hätte am Montag auf dem Augsburger Christkindlesmarkt für einen guten Zweck Glühwein und Punsch ausschenken sollen, bat aber um einen Tausch wegen eines persönlichen Termins. Nach Informationen unserer Redaktion soll er aber am Sonntag versichert haben, dass er am Montag nicht in Berlin sei.
Auch der Berater des Stürmers, Ingo Haspel, erklärte gegenüber Sky, sein Klient werde „am Montag zu 100 Prozent nicht in Berlin sein.“ Haspel weiter: „Fakt ist, dass Florian einige Optionen für den kommenden Sommer hat. Wir haben noch keine finale Entscheidung getroffen, wo es für ihn hingehen wird.“ Dass Niederlechner und sein Berater ohne Wissen des FCA den Markt sondieren und eventuell Fakten schaffen für die Zeit nach dem FCA, ist Teil des Geschäfts. Der FCA bereitete so auch ohne Wissen von Union Berlin den Transfer von Rafal Gikiewicz vor oder den Wechsel von Maximilian Bauer (Greuther Fürth).
Alles ein Sturm im Wasserglas? Vielleicht. Trotzdem wird es am Dienstag, wenn der FCA wieder in die Trainingswoche startet, wohl ein persönliches Gespräch zwischen Trainer, Sport-Geschäftsführer und Niederlechner geben. Reden schadet sicherlich nicht.
FCA Gikiewicz (46. Koubek) – Pedersen (62. Framberger), Bauer (62. Oxford), Uduokhai, Winther – Baumgartlinger (62. Kömür), Rexhbecaj (82. Wessig), Maier, Petkov (62. Zehnter) – Demirovic (78. Müller), Niederlechner (62. Ivanovic) Tore: 1:0 Winther (27.), 2:0 Petkov (37.), 3:0 Maier (41.)