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FC Augsburg: Jubeln mit Abstand: Wie FCA-Fans die Rückkehr ins Stadion erlebten

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Jubeln mit Abstand: Wie FCA-Fans die Rückkehr ins Stadion erlebten

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    In Grüppchen und mit Abstand: Beim 2:0-Erfolg gegen Borussia Dortmund kehrten die FCA-Fans in Teilen zurück ins Stadion.
    In Grüppchen und mit Abstand: Beim 2:0-Erfolg gegen Borussia Dortmund kehrten die FCA-Fans in Teilen zurück ins Stadion. Foto: Ulrich Wagner

    Samstagnachmittag. Zweiter Bundesligaspieltag. In der Unterführung der B17 suchen drei Freunde Schutz. Oben, auf der Bundesstraße, donnern Autos, unten, flankiert von Beton, pfeift der Wind. Sechs Grad Außentemperatur tun ihr übriges. Zumindest prasselt hier kein Regen auf das Trio nieder. Die Brüder Sebastian, 40, und Dominik Semsch, 37, sowie Sebastian Stenger, 33, kennen den Weg. Mit der Straßenbahn sind sie von Augsburgs Zentrum an dessen südlichen Rand gefahren, sie schlendern Richtung Arena, jetzt machen sie kurz Pause.

    Vor sieben Monaten sind sie zum bislang letzten Mal hier gelaufen, vor sieben Monaten haben sie zum letzten Mal ein Heimspiel des FC Augsburg im Stadion verfolgt. Automatismen greifen, wenn die drei mit Flasche Bier in der Hand zur Arena trotten. Und doch ist vieles anders an diesem Septembersamstag.

    Geisterspiele sind in Augsburg vorbei - vorerst

    Dunkelgrüne Banner rund ums Stadion zeugen davon. Das Motto „Augsburg hält zusammen“ hat ein findiger Werbetexter zu „Augsburg hält Abstand“ umformuliert. Unter den Lettern stilisieren weiße Symbole die üblichen Hygieneregeln, die inzwischen Alltagsbegleiter sind.

    Es ist das Ende der sogenannten Geisterspiele in Augsburg. Ob der Spuk wirklich ein Ende hat oder demnächst zurückkehrt, vermag niemand zu sagen. Das Corona-Virus hat wenig von seinem Schrecken eingebüßt. Infektionszahlen steigen, Bundesligaspiele in München, Köln und Schalke wurden kurzfristig vor leeren Rängen angepfiffen. Politik und Deutsche Fußball-Liga (DFL) haben sich dennoch auf einen sechswöchigen Probebetrieb mit 20-prozentiger Auslastung der Zuschauerkapazität eingelassen. In Augsburg bedeutet das: 6000 statt 30.660 Zuschauer.

    Stadion-Tickets beim FC Augsburg gibt es aktuell nur für Dauerkartenbesitzer

    Wie sich das auswirkt, ist unübersehbar: Jeden Fan umgibt viel Raum. Keine Spur von Trubel, bereits die Anreise verläuft stressfrei, ohne Zeitdruck. Sich am Königsplatz in die Straßenbahn zu drängen – unnötig. Und unmöglich. Ordner achten darauf. Für die Brüder Semsch und ihren Kumpel ein netter Nebeneffekt. Wann konnten sie schon derart entspannt eine Stunde vor Anpfiff zur Arena fahren? Noch dazu gegen Borussia Dortmund, einen äußerst attraktiven Gegner. Der Champions-League-Teilnehmer bringt stets zahlreichen Anhang mit, diesmal tragen lediglich die Ordner schwarz-gelb. Gästefans sind im DFL-Konzept verboten.

    Dauerkartenbesitzer Sebastian Semsch überlegte nicht lange, ob er sich für das Spiel eins nach Corona ein Ticket kaufen sollte. Die Verbundenheit ist groß, seit der 2. Liga ist er Anhänger des FCA. „Für mich war klar: Wenn ich Karten bekomme, gehe ich hin“, betont er. Bruder und Kumpel nicken. Gesundheitliche Bedenken hegte keiner von ihnen, schließlich würden sie alle zusammensitzen.

    Mit 6000 Zuschauern war das Stadion des FC Augsburg sogar ausverkauft - 24.000 Plätze mussten frei bleiben.
    Mit 6000 Zuschauern war das Stadion des FC Augsburg sogar ausverkauft - 24.000 Plätze mussten frei bleiben. Foto: Ulrich Wagner

    Was weniger zu spüren ist, ist die fiebrige Anspannung, die unbändige Vorfreude, die Fußballfans auf den letzten Metern zum Stadion befällt. Das hat mit dem nasskalten Wetter zu tun, aber auch mit den Rahmenbedingungen. Schon hunderte Meter von den Einlässen entfernt fordern bemützte und maskierte Ordner freundlich, aber bestimmt auf, den Mund-Nasen-Schutz anzulegen; kleinste Grüppchen werden aufgespalten. Dass sich in der kurzen Schlange vor dem FCA-Fanshop nicht jeder an den Abstand hält, will aber niemanden stören.

    Zuschauer kehren zurück in der Bundesliga: Kein Alkohol im Stadion

    Die gastgebenden Klubs dürfen weder Alkohol ausschenken, noch sonstiges Rahmenprogramm bieten. Entsprechend wenig Betrieb herrscht an den Eingängen, Bezahlkartenladestationen, Kiosken und in den Toiletten. Das vermummte Catering-Personal hinter den Plexiglasscheiben verbringt weitestgehdend einen ruhigen Nachmittag. Kurz nach Spielschluss sind die Rollläden bereits unten. Sie signalisieren jedem Fan: Bitte nach Hause gehen.

    Dennoch kehrt ein Stück Normalität zurück. Der Kids-Club darf zwar auf dem Rasen keine Runde drehen, doch als um 15.20 Uhr die Vereinshymne erklingt, schwenken die Fans auf den weinroten Sitzen ihre rot-grün-weißen Fahnen und singen kräftig mit. Zuvor hatte der Augsburger Anhang die Nachnamen der FCA-Spieler gerufen und die Dortmunder gewohnt freundlich empfangen: mit Pfiffen und Buh-Rufen.

    Nach dem überraschenden, aber nicht weniger verdienten 2:0-Erfolg wird FCA-Trainer Heiko Herrlich sagen, es hätte sich angefühlt wie ein volles Stadion, ähnlich wird sich Matchwinner Daniel Caligiuri äußern. Tatsächlich beeindrucken die lärmenden 6000 – die die Akustik der steilen Tribünen zu lauten Fangesängen nutzen. „Steht auf, wenn ihr für Augsburg seid“ hallt es kurz vor der Pause durchs weite Rund, „Oh, wie ist das schön“ in der Nachspielzeit. Dann Abpfiff, Jubel, Ehrenrunde und Laola mit der Mannschaft.

    Vieles ist an diesem Tag in Augsburgs Arena anders, vieles aber auch wie immer. Als Corona noch nicht der Liga den Takt vorgab.

    Sie interessieren sich für alles rund um den FC Augsburg? Dann hören Sie doch auch in unseren Podcast mit Florian Niederlechner rein.

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