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FC Augsburg: Hofmann geschwächt, Reuter & Ströll mächtig

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Der geschwächte Ex-Präsident, das mächtige Duo – und eine unruhige Zukunft

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    Die Umstände, die zum Rücktritt von Klaus Hofmann (rechts) führten, bleiben ein viel diskutiertes Thema.
    Die Umstände, die zum Rücktritt von Klaus Hofmann (rechts) führten, bleiben ein viel diskutiertes Thema. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)

    Es ist schwer vorstellbar, dass der FC Augsburg in den nächsten Tagen zur Ruhe kommen wird. Dafür ist zu viel passiert. Und dafür wird noch zu viel passieren. Immer deutlicher werden die Hintergründe, die zu den Abschieden von Präsident Klaus Hofmann und Trainer geführt haben. Sie sind die Verlierer eines Machtkampfs, den die Geschäftsführer Stefan Reuter (Sport) und Michael Ströll (Finanzen) vorerst für sich entschieden haben.

    Rückblick: Als Klaus Hofmann, 54, am Donnerstagvormittag der Mannschaft auf dem Trainingsplatz nahe der Arena einen Besuch abstattete, war er noch der starke Mann beim FCA. Vorstandsvorsitzender des Vereins (e.V.), zusammen mit Reuter und Ströll Geschäftsführer der KGaA, in der die Profi-Abteilung ausgegliedert ist. Und Chef der Hofmann-Investoren GmbH, die 99 Prozent der KGaA-Anteile hält. Persönlich wollte sich Hofmann von Jan Moravek, 32, verabschieden, dessen Vertrag ausläuft. Ob er verlängert wird? Eher unwahrscheinlich. Der verletzungsanfällige Mittelfeldspieler war einer von Hofmanns Lieblingsspielern. Wie er, war Moravek 2012 zum FCA gekommen.

    Hofmann plante, beim FC Augsburg eine Vertrauensperson an entscheidender Stelle zu installieren

    Danach stand noch ein schwieriges Treffen in der Geschäftsstelle an, wie aus dem Umfeld des Unternehmers zu hören war. Hofmann, gesundheitlich angeschlagen, mit einem Entzündungsherd, der im gesamten Körper ausstrahlt, wollte beim FCA kürzertreten. Seit seinem Einstieg vor zehn Jahren war zwar der FCA stets seine Herzensangelegenheit gewesen, Priorität hatte aber immer sein Unternehmen, der international erfolgreiche Brandschutz-Gigant Minimax/Viking mit über einer Milliarde Euro Umsatz pro Jahr.

    Hofmann plante, Verantwortung im FCA-Konstrukt abzugeben und eine Vertrauensperson an entscheidender Stelle zu installieren. Priorisierter Kandidat soll Armin Veh gewesen sein. In welcher Rolle, war wohl zu Beginn der Gespräche offen. Schon im Herbst stand Veh unmittelbar vor dem Einstieg beim FCA, nach Informationen unserer Redaktion war dies aus seiner Sicht aber der falsche Zeitpunkt, um etwas bewirken zu können. Der Kicker hatte in diesem Zusammenhang von Plänen berichtet, neben Veh den ehemaligen technischen Direktor Stephan Schwarz als Reuter-Nachfolger einzusetzen. Auch Ex-Kapitän Daniel Baier sollte eingebunden werden. Zur Umsetzung des Plans kam es aber nie.

    Armin Veh soll kurz vor einem Engagement beim FC Augsburg gestanden haben.
    Armin Veh soll kurz vor einem Engagement beim FC Augsburg gestanden haben. Foto: Patrick Seeger, dpa

    Nun soll Hofmann versucht haben, Veh vor der kommenden Saison als Geschäftsführer in der KGaA neben Ströll, 37, und Reuter, 55, einzusetzen. Veh hätte in sportlich bedeutenden Entscheidungen wie Trainer oder Transfers mitentschieden, schon die Weinzierl-Nachfolge wäre in seinen Bereich gefallen.

    Das mächtige Duo Ströll/Reuter soll sich aber gegen Veh gewehrt haben. Warum Hofmann sich daraufhin zurückzog und stattdessen Reuter bleiben durfte, begründete die Bild mit einem Druckmittel. Hofmann soll mit WhatsApp-Nachrichten aus einem privaten Chatverlauf konfrontiert worden sein. Außerdem sollte Hofmann zugleich die Anteile der Investoren GmbH verkaufen und als Präsident zurücktreten.

    Reuter und Ströll zu Bild-Bericht: "Mehr als bedenklich"

    Nach Informationen unserer Redaktion eine unrichtige Darstellung. Der Wahrheitsgehalt lässt sich allerdings schwer überprüfen. Der FCA sah sich jedenfalls genötigt, auf den Bild-Bericht zu reagieren. Reuter und Ströll ließen sich in einer Pressemitteilung so zitieren: „Es ist mehr als bedenklich, wenn derartige Fehlinformationen gestreut werden. Vor allem beim Thema Gesundheit gilt es, den Wunsch von Klaus Hofmann nach Privatsphäre ohne Wenn und Aber zu respektieren.“ Ergänzt wurden diese Sätze mit Aussagen von Klaus Hofmann: „Mein Rücktritt hat nichts mit angeblich gehackten Nachrichten oder sonstigen Spekulationen zu tun, sondern ausschließlich die von mir genannten gesundheitlichen Gründe.“

    Sein körperlicher Zustand war tatsächlich der Hauptgrund für seinen Rückzug. Aber wohl nicht der Alleinige. Wie aus dem FCA-Umfeld zu hören ist, soll Hofmann klar signalisiert worden sein, dass er für Veh in den entscheidenden Gremien des Vereins keine Unterstützung bekommen würde. Daraufhin zog Hofmann einen Schlussstrich und trat als Präsident sowie als KGaA-Geschäftsführer zurück. Hofmann wird dem FCA als Geschäftsführer der Investoren GmbH erhalten bleiben, doch unmittelbaren Einfluss kann er nicht mehr nehmen. Personelle Entscheidungen und das operative Geschäft des Bundesligisten liegen allein in der Verantwortung von Reuter und Ströll.

    Ströll: "Der FC Augsburg ist unabhängig"

    Letzterer hatte auf der Saisonabschlussfeier im Kongress am Park vor Sponsoren, Mitarbeitern und Mannschaft nochmals betont: „Der FC Augsburg ist unabhängig.“ Denn: Solange der Klub kein frisches Geld benötigt und keine Kapitalerhöhung erforderlich ist, bleibt Hofmann in der Beobachterrolle. Der gebürtige Buchloer Hofmann und Trainer Markus Weinzierl zogen Konsequenzen aus den jüngsten Entwicklungen. Verlassen wird den FCA nach Informationen unserer Redaktion ebenso Spieler-Legende Daniel Baier nach einem Jahr in der Scouting-Abteilung. Der 37-jährige Ex-Kapitän wechselt zum VfL Wolfsburg.

    Der Abgang Hofmanns ist bislang der spektakuläre Endpunkt einer Entwicklung von Jahren. Vor allem nach dem Tod des ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Bircks im November 2018 kühlte das Verhältnis von Hofmann zu Ströll und Reuter zusehends ab. Mancher beschreibt die Atmosphäre als eisig. Auch,weil Hofmann angesichts ausbleibender sportlicher Weiterentwicklung gereizter und ruppiger in internen Diskussionen reagierte. Die Kommunikation der handelnden Personen untereinander wurde immer schwieriger.

    Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast "Viererkette" an:

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