Das Spiel war schon einige Minuten vorbei, aber Michael Ströll war immer noch außer sich. „Ich glaube, ich bin im falschen Film“, sagte der Geschäftsführer des FC Augsburg. Und bezog sich damit auf eine Szene kurz vor Schluss der Partie zwischen seinem FCA und Werder Bremen. Mittelfeldmann Elvis Rexhbecaj hatte geflankt, im Strafraum berührte der Bremer Anthony Jung den Ball mit dem ausgestreckten Arm – aus Sicht der Augsburger ein klarer Elfmeter beim Stand von 2:2. Da es bei diesem Ergebnis blieb, fühlten sie sich um zwei Punkte betrogen. Nicht zuletzt deshalb, weil sich Schiedsrichter Sascha Stegemann das Ganze sogar an der Seitenlinie selbst anschaute. „Es geht jetzt wieder nur darum, zu rechtfertigen, wieso das kein Elfmeter war“, befand Ströll.
Die Szene war der große Aufreger des Spiels. Bei 30 Grad lieferten die beiden Teams am ersten Bundesliga-Spieltag deutlich mehr ab als einen lauen Sommerkick und zeigten in der mit 30.660 Zuschauern ausverkauften WWK-Arena teils ansehnlichen Offensivfußball. Bei den Hausherren lag das nicht zuletzt daran, dass das neue Sturmduo aus Neuzugang Samuel Essende und Phillip Tietz seine Sache gut machte. Vor allem Essende stellte die Bremer mit seiner Körperlichkeit und Kopfballstärke immer wieder vor Probleme, per Kopf erzielte er die zwischenzeitliche 2:1-Führung. „Essende hat das heute überragend gemacht“, bekam der 1,92-Mann ein Extralob von Trainer Jess Thorup.
Drei Neuzugänge in der Startelf beim FCA Augsburg gegen Bremen
Coach Thorup vertraute letztlich auf die Elf, die am vergangenen Wochenende im DFB-Pokal Regionalligist Viktoria Berlin mit 4:1 geschlagen hatte. Das bedeutete, dass mit Nediljko Labrovic im Tor, Dimitrios Giannoulis als Linksverteidiger und Essende drei Neuzugänge in der Startelf standen. Dass Thorup mit einer Viererkette und Mittelfeldraute spielen ließ, sollte noch für Diskussionen sorgen.
Bei Bremen war an diesem Tag Mitchell Weiser der beste Mann. Giannoulis bekam den ehemaligen Bayern-Akteur auf seiner linken Seite kaum in den Griff. Beide Gegentreffer gingen von der rechten Seite der Bremer aus, zweimal waren Flanken von Weiser der Ausgangspunkt für Durcheinander in der FCA-Defensive. Zu allem Überfluss wirkte das 0:1 durch Felix Agu (12.) haltbar. Dass Rexhbecaj mit einem Treffer der Marke Tor des Monats nur kurz danach den Ausgleich erzielte, war auch angesichts der hohen Temperaturen äußerst wichtig.
FCA-Coach Thorup stellt nach einer Stunde auf Dreierkette um
Insgesamt war es ein ausgeglichenes Match, es ging hoch und runter. Einzig in einer Phase direkt nach der Halbzeit konnte Bremen den FCA tatsächlich dauerhaft unter Druck setzen. Folge war der Ausgleich durch Justin Njinmah, vorbereitet durch eine Weiser-Flanke, bei der Giannoulis nicht gut aussah. Thorup reagierte, brachte Maximilian Bauer für Tietz und stellte auf eine Dreierkette um. Kapitän Rexhbecaj deutete an, dass diese Entscheidung auch von der Mannschaft forciert wurde. „Vielleicht hätten wir damit früher zum Trainer gehen sollen.“ Der räumte nach der Partie ein, mit der Entscheidung zu lange gezögert zu haben. „Das war im Nachhinein betrachtet etwas zu spät.“
Tatsächlich war der FCA nach der Umstellung bis zum Ende überlegen. Dass es am Schluss nicht zu einem Sieg reichte, lag auch daran, dass Schiedsrichter Stegemann einem Essende-Treffer wegen eines vermeintlichen Handspiels die Anerkennung verweigerte (69.). Zusätzliche Brisanz erhielt diese Entscheidung, weil nur wenige Minuten später der Bremer Jung ebenfalls den Ball mit der Hand spielte – aber nichts passierte.
FIFA-Schiedsrichter Brych gab kurz vor Spiel Schulung
Thorup fand nach dem leistungsgerechten Remis klare Worte. „Der Schiedsrichter hat uns heute zwei Punkte gekostet.“ Stegemann rechtfertigte sich nach dem Spiel, dass die „Unnatürlichkeit der Bewegung“ gegen die Intention des Spielers stehe. Laut ihm ging es Jung „ausschließlich darum, den Ball mit dem Fuß zu klären, der Arm schwingt im Prinzip wie bei einem Hürdenläufer nebenher“. Gesteigert wurde der Unmut bei den Augsburgern noch aus einem anderen Grund. Erst vor wenigen Tagen fand nämlich noch eine Schulung mit FIFA-Schiedsrichter Felix Brych statt. „Ich verstehe es einfach nicht, da hieß es noch, die Vergrößerung der Körperfläche sei bei einem Handspiel entscheidend“, zeigte Sportdirektor Marinko Jurendic Unverständnis ob der Regelauslegung Stegemanns. „Wir werden nicht drumherum kommen, in diesem ganzen Regelwerk endlich Klarheit zu schaffen.“
FC Augsburg - SV Werder Bremen 2:2 (2:1)
0:1 Agu (12.), 1:1 Rexhbecaj (16.), 2:1 Essende (35.), 2:2 Njinmah (58.); Aufstellung FCA: FC Augsburg: Nedilijko Labrovic – Mads Pedersen, Jeffrey Gouweleeuw, Keven Schlotterbeck, Dimitrios Giannoulis (80. Marius Wolf) – Tim Breithaupt (59. Niklas Dorsch), Elvis Rexhbecaj, Arne Maier (59. Fredrik Jensen), Arne Engels (80. Steve Mounié) – Samuel Essende, Phillip Tietz (66. Maximilian Bauer), Zuschauer: 30.660
Ehrlich gesagt nerven diese nicht nachvollziehbaren Entscheidungen beim Handspiel im Strafraum. Handspiel sollte immer zu einem Elfmeter führen. Punkt! Und beim FCA Spiel hat die Hand soweit weg vom Körper einfach nichts zu suchen. Das muss ein Spieler auch wissen. Früher gab es rot und Elfmeter, jetzt hat man es ja schon auf gelb und Elfmeter abgeschwächt.
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