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FC Augsburg: Gikiewicz hält gegen FC Bayern alles & spricht von Abschied

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FCA-Keeper Gikiewicz hält gegen Bayern alles und spricht dann von Abschied

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    Rafal Gikiewicz zeigte gegen den FC Bayern eine überirdische Leistung. Danach sprach er vom Abschied.
    Rafal Gikiewicz zeigte gegen den FC Bayern eine überirdische Leistung. Danach sprach er vom Abschied. Foto: Ulrich Wagner

    "Gikiewicz, Gikiewicz, Gikiewicz", dröhnte es am späten Samstagabend von der Ulrich-Biesinger-Tribüne. Die glückseligen Fans des FC Augsburg feierten ihren Helden, der den 1:0 (0:0)-Sieg gegen den FC Bayern München mit seinen weiß-blauen Torwarthandschuhen festgehalten hatte. Und Gikiewicz nahm die Huldigungen entgegen. Der 34-jährige Pole ist auf dem Platz ein Fußball-Profi wie ihn die Fans lieben. Mit Gefühlen, Emotionen und seit ein paar Wochen mit überragenden Leistungen.

    Den 1:0-Auswärtssieg vergangene Woche gegen Werder hatte er mit einem gehaltenen Elfmeter in der Nachspielzeit gesichert. Und auch beim ersten Erfolg in der WWK-Arena in dieser Saison nach drei Heimspielniederlagen in Folge hatte er am Samstag maßgeblich seine Finger im Spiel.

    Die Parade gegen Manuel Neuer war die Schlusspointe von Gikiewicz

    Es liefen die letzten Sekunden der vierminütigen Nachspielzeit, Gikiewicz und seine Mitspieler hatten die 1:0-Führung aus der 59. Minute durch Mergim Berisha, es war der erste Treffer des Neuzugangs im FCA-Trikot und in der Bundesliga überhaupt, aufopferungsvoll verteidigt, als die Bayern-Fans unter den 30.660 Zuschauer den Torjubel schon auf den Lippen hatten.

    Bayern-Torhüter Manuel Neuer war aus Verzweiflung über seine Stürmer zum zweiten Mal innerhalb Minuten bei einer Ecke im Augsburger Strafraum aufgetaucht. Denn alles, was die Bayern-Stars vorher versucht hatten, hatte der Hexer im Augsburger Tor vereitelt. Egal ob Sadio Mané (14./55.), Leroy Sané (17./72.), Leon Goretzka (54.), oder wer auch immer es versuchte, Gikiewicz war auf dem Posten.

    Jetzt versuchte es der Bayern-Keeper also selbst. Den ersten Kopfball hatte Neuer noch über das Tor gesetzt, doch mit dem zweiten schien er den Ausgleich für die Münchner zu erzielen. Er platzierte ihn wuchtig, doch mit einem Reflex parierte Gikiewicz. Danach war Schluss. Noch auf dem Spielfeld unterhielten sich Gikiewicz und Neuer. "Er hat mich gefragt, warum ich den gehalten habe", erzählte der Augsburger später in der Mixed-Zone. Das Trikot von Manuel Neuer bekam er aber nicht. Das hatte sich schon Mitspieler Florian Niederlechner gesichert. "Aber er hat mir versprochen, er schickt mir eines morgen oder übermorgen", freute sich Gikiewicz.

    FCA-Keeper Gikiewicz über seinen Trainer: "Enno hat dicke Eier"

    Die Gratulationen für seine überragende Vorstellung hörte er gerne, aber er gab das Lob umgehend weiter. An seine Mitspieler ("Bayern hat Gnabry, Sané, Müller, Musiala – aber die Namen spielen nicht, wir spielen elf gegen elf. Es war eine wirklich gute Teamleistung."), aber vor allem auch an seinen Trainer Enrico Maaßen. Der hatte nach dem 0:2 gegen Hertha BSC sein Spielsystem von viel Ballbesitz auf schnörkellosen Fußball mit weiten Bällen nach vorne und vier Stürmern umgestellt.

    "Enno hat dicke Eier. Wir spielen in Bremen und auch heute mit vier Stürmern, da musst du wirklich dicke Eier haben", lobte Gikiewicz seinen Vorgesetzten. "70 Prozent aller Trainer lassen gegen Bayern tief stehen und 90 Minuten den Bus parken. Er hat aber gesagt: Scheiß egal, wir können 4:0 oder 5:0 verlieren, aber wir haben auch eine Chance, das Spiel zu gewinnen und wir haben es geschafft."

    Gikiewicz: "Vielleicht war es mein letztes Heimspiel gegen Bayern"

    Mit neun Punkten nach sieben Spielen und seinen herausragenden Leistungen könnte Gikiewicz nun entspannt in die Länderspielpause gehen. Doch der 34-Jährige hat die Kritik an ihm zu Beginn der Saison und vor allem das Buhlen von Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter um den Mainzer Torhüter Finn nicht vergessen. Die sportliche Leitung des FCA hatte versucht, den 24-Jährigen Dahmen als neuen Herausforderer vom FSV Mainz 05 abzuwerben, war aber damit gescheitert. "Schauen wir, was passiert am 14. November. Da ist das letzte Spiel der Vorrunde und dann können sie einen Jungen holen, denn ich bin zu alt, das habe ich auch gelesen", polterte Gikiewicz los. Und legte nach. "Ich habe bis Sommer 2023 Vertrag und ich versuche, jedes Spiel mit den Jungs und im FCA-Trikot zu genießen. Was im Sommer passiert, weiß ich noch nicht. Ich will aber nach meiner Zeit in Augsburg vor dem Spiegel stehen und sagen, ich habe alles gegeben. Vielleicht war es auch mein letztes Spiel gegen die Bayern zu Hause", deutete er sogar einen möglichen Abschied im Sommer an. Das Heimspiel im Pokal gegen die Bayern am 19. Oktober hatte er da wohl nicht bedacht. Egal.

    Finn Dahmen galt in der Sommerpause als Kandidat beim FC Augsburg.
    Finn Dahmen galt in der Sommerpause als Kandidat beim FC Augsburg. Foto: Torsten Silz, dpa

    Damit eröffnete er den Vertragspoker aus einer strategisch günstigen Position. Ob er denn nicht gerne bleiben würde, wurde er dann auch gefragt. "Schauen wir, was Stefan Reuter macht. Ich bin nur ein kleiner Spieler und es ist kein Wunschkonzert."

    FCA-Manager Stefan Reuter versuchte, die Wogen zu glätten

    Der Sport-Geschäftsführer selbst versuchte, die Wogen zu glätten: "Rafa ist, seit er hier ist, mit tollen Leistungen ein extrem wichtiger Rückhalt für die Mannschaft. Ein großes Kompliment, was er die letzten Wochen rausholt, das ist sensationell." Die Kritik, so Reuter weiter, sei von außen gekommen. Beim FCA sei Gikiewicz unumstritten. Das Werben um Dahmen verteidigte Reuter aber: "Wir haben 27 Spieler im Kader. Es gibt ein Leistungsprinzip und der Trainer wird nach bestem Wissen und Gewissen aufstellen, aber es ist unsere Aufgabe, dass wir uns grundsätzlich mit dem Spielermarkt beschäftigen."

    Über die Zukunft von Gikiewicz wollte er sich aber wenige Minuten nach dem Erfolg gegen die Bayern nicht beschäftigen: "Wir werden uns zu gegebener Zeit mit Rafa hinsetzen und sprechen, wie es weiter geht." Die Fans hatten ihre Meinung am Samstag lautstark geäußert. Gikiewicz fühlte sich geehrt: "Aber die Zuschauer geben mir keinen neuen Vertrag."

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