Als Mergim Berisha am Sonntag um 15.26 Uhr den Rasen der WWK-Arena im Trikot des FC Augsburg betrat, waren alle Objektive der Fotografen und der Fernsehkameras auf den Neuzugang gerichtet. Gerade mal fünf Tage nach seiner ersten Trainingseinheit stand der 24-jährige Stürmer im wichtigen Spiel gegen Hertha BSC in der Startelf.
FCA-Neuzugang Berisha in der Startelf - doch das hilft nur phasenweise
Er sollte die FCA-Offensive, neun Schüssen auf das gegnerische Tor bedeuteten bis Sonntag Tiefstwert der Liga, in Gang bringen. Und das versuchte er bei der bitteren 0:2 (0:1)-Niederlage gegen die Berliner gleich. Doch am Ende blieb es bei guten Ansätzen. Zusammen mit Eredim Demirovic bildete er die Augsburger Doppelspitze. „Wir wollen den Überraschungsmoment nutzen. Er hat sehr gut trainiert“, erklärte FCA-Trainer Enrico Maaßen seine Entscheidung für Berisha und gegen Florian Niederlechner.
Mit Berisha auf dem Platz zeigte sich der FCA von Beginn an deutlich mutiger als in den vorausgegangenen Partien. Denn da war auf einmal einer vorne, der anspielbar ist, der einen Ball festmachen kann und auch ein körperliches Laufduell für sich entscheiden kann.
In der 23. Minute spielte aber sein Partner Eredim Demirovic die Hauptrolle. Er setzte sich gegen Filip Uremovic durch, der ihn dann als letzter Berliner im Ringerstil platzverweisverdächtig zu Boden zog. Doch Schiedsrichter Harm Omers aus Bremen beließ es bei einer Gelben Karte. Den Freistoß setzte Berisha dann in die Mauer. Es war der Beginn einer kurzen Drangphase des FCA mit einem Schuss von Berisha (27.) an den Außenpfosten als Höhepunkt.
Hertha hielt aber dagegen. Dort saß der Ex-Augsburger Marco Richter nur auf der Ersatzbank. Doch war das für den 24-Jährigen gebürtigen Friedberger schon ein Erfolg. Denn Anfang Juli wurde bei ihm Hodenkrebs festgestellt. Zum Glück frühzeitig. Und so war nach einer schnellen Operation keine Chemotherapie nötig und er konnte beim 0:1 gegen Dortmund in der Vorwoche schon sein Comeback feiern. Gegen seine Stürmerkonkurrenten Chidera Ejuke oder Dodi Lukebakio reicht es noch nicht.
Warum, das deuteten die beiden Berliner Offensivspieler mit schnellen immer wieder mit gefährlichen Nadelstichen gegen die FCA-Abwehr an, in der verletzungsbedingt Iago fehlte, an. Wie in der 35. Minute als Ejuke, Leihspieler von ZSKA Moskau, nur um Zentimeter am langen Pfosten vorbeizielte. Doch wie beim FCA hadert auch hier Neu-Trainer Sandro Schwarz mit der Effizienz seiner Spieler. Das große Manko der Herthaner liegt in der Chancenverwertung. Und so sahen die 25.789 Zuschauer in den ersten 45 Minuten zwar ein interessantes Spiel, aber eben keine Tore.
Das änderte sich in der 57. Minute, aber nicht zur Freude der FCA-Fans. Marvin Plattenhardt hatte im Mittelfeld alle Zeit der Welt bei seiner Flanke und Dodi Lukebakio kam gegen Mads Pedersen frei zum Kopfball und erzielte die 1:0-Führung für die Gäste. Warum gerade der 1,74 Däne gegen den 1,87 Meter großen Belgier ins Luftduell gehen musste und warum Plattenhardt so unbedrängt flanken durfte, wird wohl in der Analyse aufgearbeitet werden müssen. Das werden aber nur zwei Punkte auf der langen Mängelliste sein.
FCA zu Hause im Rückstand: Alles was das Team probierte, misslang
Wieder lagen die Augsburger zu Hause im Rückstand. Gegen Freiburg und Mainz setzte es Niederlagen. Sollte das dritte Heimspiel in Folge verloren gehen? Es sollte. Denn das Gegentor wirkte wie ein Magenschwinger. Die Fans hofften wenigstens auf ein Aufbäumen, doch auch das blieb bis auf ein paar wenige Szenen aus. Zwar hatte der eingewechselte Ruben Vargas (er war für den angeschlagenen Arne Maier in der Halbzeit gekommen) noch eine gefährliche Aktion, doch danach tat sich der FCA immer schwerer gegen die Berliner. Dort war Richter für Ejuke in der 69. Minute gekommen.
FCA-Fans verabschieden das Team mit einem gellenden Pfeifkonzert
Auch Maaßen reagierte. Für Ermedin Demirovic und Mergim Berisha kamen in der 74. Minute Florian Niederlechner und Andre Hahn. Der so hoffnungsvoll begonnene erste Arbeitstag von Berisha endete somit glanzlos. Genauso wie das Spiel für den FC Augsburg. Alles was die Augsburger Profis probierten, misslang. Zudem ergaben sie sich ihrem Schicksal. Und so wurden die FCA-Spieler mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabine verabschiedet.
Auf der anderen Seite feierte Marco Richter mit seinen Kollegen ausgiebig vor dem Gäste-Block. Da wurde nämlich eine der Geschichten fertig erzählt, die man eigentlich gerne erlebt. Wenn man in dieser Situation nicht gerade FCA-Fan ist. Denn das 2:0 (90.+3) für die Hertha erzielte – genau Marco Richter. Uneigennützig hatte Davie Selke bei einem Konter quer gelegt. Beim FCA hingegen ist die Stimmung am Tiefpunkt.. Man fährt nun mit gerade mal drei Toren und drei Punkten als Tabellen-16. am Freitag zu Werder Bremen. Nach der
FC Augsburg Gikiewicz – Gumny, Gouweleeuw, Bauer – Caligiuri, Gruezo (37. Baumgartlinger), Pedersen – Maier (46. Vargas), Rexhbecaj (82. Petkov) - Demirovic (74. Niederlechner) , Berisha (74. Hahn)
Hertha BSC Christensen - Kenny, Uremovic, Kempf, Plattenhardt - Sunjic, Tousart, S. Serdar - Lukebakio (83. Dardai), Kanga (83. Selke), Ejuke (69. Richter)
Tor 0:1 Lukebakio (57.) 0:2 Richter (90.#+3) Schiedsrichter Osmers (Bremen) Zuschauer 25.789