Um 17.22 Uhr geriet die Welt in der Allianz-Arena am Sonntag zum ersten Mal aus den Fugen. Es wurde so richtig laut, als Stadionsprecher Stephan Lehmann beim Verlesen der Münchner Aufstellung bei der Nummer neun angekommen war. „Welcome in Munich“, rief Lehmann in sein Mikrofon, „unsere neue Nummer neun Harry...“ – die Fans antworteten stimmgewaltig: „Kane“. Der zweite besondere Moment folgte um 18.09 Uhr.
Diesmal stand Kane gut elf Meter vom Tor entfernt, viele Fans zückten ihre Handys. Sie wollten den historischen Moment einfangen – Kanes erstes Heimtor für die Bayern (40.). Der Engländer trat nach einem Handspiel von Niklas Dorsch zum Strafstoß an und verwandelte. Mit der Folge der erneuten lautstarken Rufe seines Namens. Um 18.58 Uhr dann der dritte große Moment – Kane erzielte das 3:0 (69.). Der Engländer feierte beim 3:1-Heimsieg gegen den FC Augsburg eine perfekte Bundesliga-Heimpremiere. Bereits vor einer Woche hatte er beim 4:0-Erfolg in Bremen getroffen.
Regen in der Allianz Arena: Engländer Kane fühlt sich heimisch
Es regnete am späten Sonntagnachmittag, besser hätte die Begrüßung für einen Engländer wohl kaum sein können. Kane dürfte sich sofort heimisch gefühlt haben. Bis er allerdings richtig gewinnbringend am Ball war, dauerte es 40 Minuten. Weil der FC Augsburg ordentlich verteidigte und den Münchnern „auf den Sack“ ging, wie es Trainer Enrico Maaßen gefordert hatte. Und weil die Gastgeber technisch unsauber spielten. Viele Ballverluste waren die Folge, was den Augsburger Glauben an einen Auswärtssieg stärkte.
Die bis dahin beste Möglichkeit hatten auch die Gäste. Ermedin Demirovic kam in der 27. Minute freistehend zum Abschluss, verzog den Schuss aber, sodass der Ball am Tor vorbei trudelte. Irgendwie war diese Szene eine Initialzündung. Nur wenige Augenblicke später hatten auch die Münchner ihren ersten Abschluss durch Leon Goretka, dessen Schuss FCA-Torhüter Finn Dahmen beinahe durch die Hände gerutscht wäre.
Der FCA spielt in der Anfangsphase gegen den FCB ordentlich mit
Bayerns Auftritt war zunächst alles andere als glanzvoll, was sich in einem leichten Murren auf den Tribünen spiegelte. Die Erwartungshaltung in München ist eine andere. Da muss es schon eine ordentliche Show mit einem klaren Ergebnis sein. Da aber spielte der FCA lange Zeit nicht mit. In der 32. Minute hatten die Gäste allerdings Pech. Nach dem ersten gelungenen Spielzug der Münchner wehrte Dahmen den Schuss von Sané noch ab, allerdings genau auf Felix Uduokhai. Der Ball sprang vom Innenverteidiger knapp hinter die Linie. Mit viel Glück lagen die Münchner plötzlich vorne. Und es wurde vor der Pause noch besser. Nach einem Schuss von Joshua Kimmich sprang der Ball Niklas Dorsch an die Hand, nach Besichtigung der Bilder entschied Schiedsrichter Daniel Siebert auf Strafstoß. Kanes erster großer Moment war gekommen, er traf zum 2:0.
Es hätte das Duell der Mittelstürmer werden sollen. Zwischen Harry Kane und Mergim Berisha. Während der Münchner seine Tore zum Sieg beisteuerte, konnte der Augsburger diesmal im Duell mit den Bayern keine Werbung für sich machen. In dieser Form könnte es für Berisha schwer werden, in dieser Transferperiode noch einen neuen Verein zu finden.
Am Ende reicht es für den FCA gegen Bayern nur zu einem Ehrentreffer
FCA-Trainer Maaßen hatte seine Aufstellung im Vergleich zum 4:4 vor einer Woche gegen Mönchengladbach nicht verändert. Bei den Bayern überraschte, dass Thomas Müller nicht in der Startelf stand. In Minute 70 kam der Routinier aufs Feld, unmittelbar nach dem 3:0. Zuvor hatten Gnabry und Sané beste Chancen vergeben. Der FCA kam noch zum 1:3 durch Dion Beljo in der 86. Minute.
Am Sonntag war das erste große Interview mit Kane erschienen. In der Bild am Sonntag sprach er über sein Verhältnis zu Trainer Thomas Tuchel. „Als wir uns im Sommer getroffen haben, hat mich sofort seine Energie beeindruckt. Thomas Tuchel strotzt vor Ideen, er hat eine tolle Persönlichkeit. Es ist mir wichtig, zum Trainer eine gute Beziehung zu haben“, erzählte der Kapitän der englischen Nationalmannschaft. Von Tottenham Hotspur war Kane für 100 Millionen Euro nach München gewechselt. Ein Transfer, der in neue Dimensionen vorstößt. Der aber allen Beteiligten nutzen soll. Dem FC Bayern mit einem neuen, echten Mittelstürmer. Und Kane bei der Jagd nach Titeln. Bislang hat der 30-Jährige noch keinen wichtigen Pokal in die Höhe gehoben. „Diese ersten Pokale zu gewinnen, ist für mich sehr wichtig. Ich hoffe, dass das schon in dieser Spielzeit der Fall sein wird“, sagte Kane. Bislang sieht es gut aus. Zwei Spiele, zwei Siege, die Bayern sind in der Spur.
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