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FC Augsburg: Felix Uduokhai: "Wollte mich nicht nach einem Jahr wegmogeln"

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Felix Uduokhai: "Wollte mich nicht nach einem Jahr wegmogeln"

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    Felix Uduokhai (links mit Sven Michel) hat sich beim FC Augsburg als Stammkraft in der Defensive zurückgekämpft. Am Samstag muss sich sein Team beim VfL Bochum beweisen.
    Felix Uduokhai (links mit Sven Michel) hat sich beim FC Augsburg als Stammkraft in der Defensive zurückgekämpft. Am Samstag muss sich sein Team beim VfL Bochum beweisen. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Herr Uduokhai, bei der Handball-EM ist aufgefallen, wie selten die Spieler mit dem Schiedsrichter diskutieren. Im Fußball ist das ganz anders. Warum?
    FELIX UDUOKHAI: Mein erstes Argument wäre, dass elf Spieler pro Mannschaft auf dem Platz sind. Da besteht nochmals mehr Potenzial für Emotionen. Aber im Ernst: In dieser Hinsicht sind die Handballer uns ein Stück weit ein Vorbild. Wir Fußballer können davon lernen.

    Auf dem Platz agieren Sie selbst sehr ruhig nach Entscheidungen und bestreiten Zweikämpfe ohne grobe Foulspiele. Die Gelb-Rote Karte gegen Wolfsburg war absolute Ausnahme. 
    UDUOKHAI: Nach ihren Analysen wissen die Schiedsrichter grob, welcher Spieler wie reagiert. Wenn ich Dinge anders gesehen habe, spreche auch ich den Schiedsrichter mal an, wenn ich die Begründung wissen will. Entscheidend ist aber, wie du dem Schiedsrichter begegnest. Dass du in Ruhe mit ihm kommunizierst. Damit bin ich bisher gut gefahren. Wenn fünf Spieler angestürmt kommen, ist klar, dass keine gute Konversation stattfindet. Da wird der Schiedsrichter lauter und wehrt sich. Manchmal bin auch ich in Rage und raste aus. War dann ein Wort zu viel dabei, sollte man sich entschuldigen und sich nach dem Spiel die Hand geben.

    In der laufenden Saison begegnen Sie etlichen Schiedsrichtern. Nach einer schwierigen Spielzeit standen Sie mit Ausnahme Ihrer Sperre in jedem Spiel in der Startelf. Wie erleben Sie persönlich Ihre Rückkehr zur Stammkraft?
    UDUOKHAI: Ich genieße es und bin echt glücklich darüber, dass ich fit und gesund bin. Ich bin ungemein dankbar, dass ich so viele Spiele am Stück absolviert habe. Als Verteidiger brauchst du drei, vier Spiele, bis du in den Rhythmus kommst. Mit jedem Spiel gewinne ich Schritt für Schritt mehr Vertrauen in meinen Körper und mein Spiel.

    Haben Sie etwas verändert vor dieser Spielzeit?
    UDUOKHAI: Ich habe in den letzten drei Jahren ein paar Sachen probiert mit Physiotherapie oder Extratraining, auch in der Ernährung. Wirklich verändert habe ich aber nichts Grundlegendes. Manchmal passieren Dinge, gibt es Entwicklungen im Leben, die man sich selbst nicht immer erklären kann.

    Welche Rolle nimmt dabei Trainer Jess Thorup ein?
    UDUOKHAI: Er ist ein sehr guter Trainer, es macht wirklich Spaß, unter ihm zu trainieren. Er strahlt Autorität aus, hat einen Plan und gibt die Richtung vor. Wenn du merkst, die Vorgaben funktionieren auf dem Platz und du hast damit Erfolg, wächst automatisch das Vertrauen. Deshalb sind alle motiviert, so weiterzumachen.

    Nach konstruktiven Gesprächen mit der Vereinsführung entschloss sich Felix Uduokhai für eine Vertragsverlängerung beim FC Augsburg.
    Nach konstruktiven Gesprächen mit der Vereinsführung entschloss sich Felix Uduokhai für eine Vertragsverlängerung beim FC Augsburg. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Habt ihr einfach einen Trainer mit Erfahrung gebraucht?
    UDUOKHAI: In der Situation, in der wir waren, ja. Der Trainer wusste, welche Hebel man betätigen muss, ohne alles umzukrempeln und neu zu erfinden. Er gibt einen Rahmen vor, indem wir uns frei bewegen können. Das tut uns richtig gut.

    Im Sommer lehnten Sie eine Vertragsverlängerung ab, kurz darauf unterschrieben Sie doch. Was waren die Hintergründe?
    UDUOKHAI: Ich konnte mir vorstellen, noch mal ein neues Kapitel in meiner Karriere aufzuschlagen, weil ich mir die Spielzeit anders vorgestellt hatte. Das habe ich gegenüber dem Klub klar kommuniziert. Mit Marinko Jurendic (Sportdirektor, d. R.) hatte ich dann aber gute Gespräche. Er hat mir aufgezeigt, wie der Plan mit mir aussehen könnte. Im Nachhinein bin ich dankbar, dass der FCA die Tür nochmals geöffnet hat.

    Sie haben den Vertrag bis Sommer 2025 verlängert, hätten diesen aber auch einfach auslaufen lassen können.
    UDUOKHAI: Wir haben eine gute Lösung für beide Seiten gefunden, die allen Planungssicherheit gibt. Ich wollte nicht zocken und mich nach einem Jahr wegmogeln.

    Aber Sie haben schon darauf spekuliert, dass noch ein gutes Angebot eines anderen Klubs kommt, oder?
    UDUOKHAI: Nach den offenen Gesprächen habe ich angefangen, die sportliche Situation zu überdenken. Vor allem die Außensicht und das konstruktive Feedback von Jurendic haben mir geholfen. Der Blick nach vorne hat mich überzeugt.

    In diesem Sommer wartet auf Sie die identische Situation, erneut läuft der Vertrag ein Jahr später aus.
    UDUOKHAI: Darüber mache ich mir keine Gedanken. Im vergangenen Jahr habe ich festgestellt, wie wenig Sinn das macht und wie schnelllebig der Fußball ist. Da kann so viel passieren. Zum ersten Mal in meiner Profikarriere habe ich auch schon Urlaub gebucht. Als Fußballer denkst du oft von Woche zu Woche.

    Reizt Sie ein Wechsel ins Ausland?
    UDUOKHAI: Ich will das nicht ausschließen. Man kann kaum bessere Bedingungen haben, als als Profifußballer diesen Schritt zu gehen und diese Erlebnisse und Erfahrungen mitzunehmen.

    Nach einer schwierigen ersten Phase hat sich der FCA unter Thorup stabilisiert. Wie nehmen Sie Ihre Mannschaft gerade wahr?
    UDUOKHAI: Nach dem Trainerwechsel gab es eine gewisse Euphorie durch die Art und Weise, wie wir spielen, und durch die Erfolge entstand eine Grundpositivität in Verein, Stadt und Umfeld. Derzeit befinden wir uns in einer sehr spannenden Phase. Wir müssen wachsam, zugleich aber auch angriffslustig sein.

    Als Abwehrspieler muss Felix Uduokhai einiges einstecken: Hier klopft ihn Manuel Neuer ab, nachdem Uduokhai von einem Schlag des Bayern-Keepers zu Boden gegangen war.
    Als Abwehrspieler muss Felix Uduokhai einiges einstecken: Hier klopft ihn Manuel Neuer ab, nachdem Uduokhai von einem Schlag des Bayern-Keepers zu Boden gegangen war. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Das Spiel in Bochum wird ganz anders als das Spiel zu Hause gegen den FC Bayern. Auf was stellen Sie sich ein?
    UDUOKHAI: Die Bochumer werfen in ihrem Stadion alles rein. Sie bringen bestimmte Tugenden auf den Platz. Dieses Team weiß, was es kann und was es nicht kann. Das wird ein richtiger Fight.

    Mittelfristig sieht sich der FCA in den Top Ten. Wie stehen Sie zu dieser Zielsetzung?
    UDUOKHAI: Der Verein gibt die Richtung vor. Ich finde diese Ambitionen gut. Wir sind diejenigen, die es auf dem Platz umsetzen wollen.

    Sie spielen Ihre fünfte Saison in Augsburg. Immer gegen den Abstieg. Warum ist in dieser Spielzeit mehr möglich als Zittern bis zum Schluss?
    UDUOKHAI: Wissen kann man es natürlich nie, man muss vorsichtig sein. Aber ich habe ein anderes Gefühl, wenn ich in die Kabine komme. Nach etlichen Jahren im Abstiegskampf ist die Lust spürbar, mehr zu erreichen. Unser Ziel sind die Top Ten.

    In den vergangenen Jahren war der Klub zurückhaltender, sprach stets vom Klassenerhalt. Die Spieler trauten sich nicht, andere Ziele auszugeben.
    UDUOKHAI: Auch jetzt genießt der Klassenerhalt oberste Priorität. Aber wir sind ambitioniert und sagen das auch klar. Dafür müssen wir aber auch auf dem Platz arbeiten.

    Letzte Frage. Am Wochenende findet in Augsburg eine Kundgebung gegen Rechtsextremismus statt. Auch der FCA ruft zur Teilnahme auf. Wie intensiv beschäftigen Sie sich als Profi mit solchen politischen Themen?
    UDUOKHAI: Es ist schwer, das Weltgeschehen kurz zusammenzufassen. Der Nahost-Konflikt und der Krieg in der Ukraine, die Wahlen in den USA, die vielen Landtagswahlen und der Umgang mit der AfD in Deutschland. Das betrifft in irgendeiner Form immer das eigene Leben, deshalb schaut man natürlich genauer hin. Wichtig ist, dass sich jeder eine Meinung bildet. Ob er diese sofort und immer über irgendwelche Kanäle kommunizieren muss, stelle ich mal infrage. Letzten Endes gibt mir mein Glaube Rückhalt, Ruhe und Vertrauen. Alles liegt in Gottes Hand.

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