Tomas Koubek bremste seinen Kollegen kurz aus. Finn Dahmen fuhr gerade mit seinem Rad vom Trainingsplatz zurück zum Stadion, als ihn Koubek anhielt. Ob er denn sein Fahrrad haben könne, fragte der Tscheche und schmunzelte. Seines hatte ein anderer Spieler des FC Augsburg nach der Trainingseinheit am Freitagmorgen mitgenommen – ohne zu fragen. "Jetzt bin ich richtig sauer", sagte Koubek und lachte. Die Stimmung war gut, Dahmen hätte seinem Konkurrenten sogar das Fahrrad überlassen. Koubek aber marschierte schon davon, der Weg zur Kabine ist nicht weit.
Dahmen und Koubek konkurrieren um Stammplatz im FCA-Tor
Dahmen und Koubek werden wohl um den Platz im Tor beim FC Augsburg in der neuen Bundesliga-Saison konkurrieren. Der 25-jährige Dahmen war im Sommer aus Mainz gekommen, ein wenig enttäuscht, weil ihm dort nicht die erhofften Spielzeiten ermöglicht wurden. Hinter Robin Zentner war er die Nummer zwei und durfte nur ran, wenn sein Konkurrent fehlte. Im letzten Saisonspiel in Dortmund, als die Mainzer der Borussia ein folgenreiches Unentschieden abtrotzten, war Dahmen einer der Gründe für das BVB-Scheitern auf der Zielgeraden des Meisterkampfes.
Auch Koubek kennt die Rolle als Reservist. In den vergangenen Jahren hatte er die in Augsburg hinter Rafal Gikiewicz. Als der Pole im Endspurt der vergangenen Saison allerdings verletzt ausfiel, zeigte der Tscheche bei etlichen Einsätzen seine Qualitäten. Das weckte zum einen in ihm den Hunger nach mehr, zum anderen taucht er nun vermehrt auf den Zetteln anderer Vereine auf. Ein Wechsel des Tschechen im Sommer ist nicht ausgeschlossen. Bislang sei ihm dazu nichts bekannt, so FCA-Trainer Enrico Maaßen.
FCA-Bosse sehen bei Dahmen viel Potenzial
Beim Trainingsauftakt am Donnerstag war Maaßen gefragt worden, ob Dahmen denn als neue Nummer eins verpflichtet wurde, da er ja auch auf seinen Trainingsklamotten bereits diese Zahl trage. "Nee, sowas steht nirgendwo drauf. Es geht immer um Leistung", antwortete der FCA-Coach und versprach den beiden Torhütern einen fairen Zweikampf. Dahmen also muss sich beweisen. Wobei Maaßen betonte, dass "wir bei Finn natürlich viel Potenzial sehen, sonst hätten wir ihn nicht zu uns geholt". Technisch agiere er sehr sauber, sowohl in den torwartspezifischen Aktionen als auch mit dem Ball am Fuß. "Wir können uns auf ihn freuen", sagte Maaßen.
Jetzt liegt es auch am neuen Torwarttrainer Marco Kostmann, die vorhandenen Fähigkeiten noch weiter zu verfeinern. Schon an den ersten beiden Trainingstagen arbeitete der 57-Jährige intensiv mit den Torhütern. Neben Dahmen und Koubek standen Marcel Lubik und der von der U23 kurzfristig nach oben gezogene Benjamin Leneis auf dem Platz. Kostmann war recht kurzfristig zum FCA gewechselt, nachdem der eigentliche Wunschkandidat Matthäus Witt wegen persönlicher Gründe hatte absagen müssen. Eine Notlösung aber sei der ehemalige Bielefelder keineswegs. "Er war damals noch nicht auf dem Markt, als wir uns mit Witt beschäftigt haben. Jetzt gab es die Möglichkeit", sagte Maaßen. Die Gespräche seien gut gewesen, eine Einigung erfolgte rasch.
Finn Dahmen war an den ersten beiden Trainingstagen ein bei den Fans gefragter Spieler. Immer wieder musste er Autogramme geben und für gemeinsame Bilder posieren. Während der ersten Einheit am Donnerstag kam sogar ein junger Fan direkt auf den Platz gelaufen, um Dahmen um eine Unterschrift zu bitten. Der vertröstete ihn auf später.
Pepi-Transfer nach Eindhoven ist offiziell
Einige Fans stellten sich die Frage, ob Dahmen denn für einen Bundesliga-Torhüter groß genug sei. "Was, das ist Dahmen? Der ist aber klein", war von vielen zu hören. Im Internet variieren die Größenangaben zwischen 1,86 und 1,88 Meter. Im Vergleich zu seinem 1,98-Meter-Konkurrenten Koubek wirkt der 25-Jährige tatsächlich etwas schmächtig, hat aber in Sachen Beweglichkeit und Schnelligkeit Vorteile. "Ich fühle mich schon sehr wohl hier in Augsburg", sagte Dahmen am Freitag. Er habe sich schnell eingelebt. Eine Wohnung hat er in Haunstetten, nicht weit von der WWK-Arena, gefunden.
Nie richtig wohlgefühlt hat sich dagegen Ricardo Pepi in Augsburg. Der 16-Millionen-Einkauf aus den USA ist seit Freitag auch offiziell an die PSV Eindhoven transferiert worden, wie der FCA in einer Pressemitteilung bestätigte. Damit ist das vollzogen, was schon länger bekannt war. Nach Informationen unserer Redaktion liegt die Ablösesumme bei rund elf Millionen Euro, der FCA soll zudem 20 Prozent an einem möglichen Weiterverkauf verdienen.
Enrico Maaßen hatte nur kurze Zeit mit dem US-Amerikaner gearbeitet, der in der vergangenen Saison zum FC Groningen ausgeliehen war. "So junge Spieler brauchen ein Stück weit Zeit, um sich zu akklimatisieren. Das ist ein neuer Kontinent für ihn gewesen. Bei ihm war schon richtig Druck auf dem Kessel, auch aufgrund der Ablöse", sagte der Trainer. Das Kapitel Pepi beim FCA ist also erst einmal beendet. Finn Dahmen dagegen möchte ein neues schreiben.