Am Ende kam Enrico Maaßen nach mehrmaligen Nachfragen dann so richtig ins Schwärmen: „Er hat absolute Mentalität. Er ist ein Teamplayer, gefährlich bei Standards offensiv, gut bei Standards defensiv. Er weiß, wo das Tor steht, kann ein Stadion mitnehmen, er ist ein guter Pressingstürmer. Er will den nächsten Schritt gehen, ist heiß auf den FCA.“ Doch der so hoch vom Trainer des FC Augsburg gelobte Spieler war beim gerade mit 6:0 (2:0) gewonnenen Testspiel des Bundesligisten gegen Türkspor Augsburg gar nicht im Einsatz, sondern saß mitten unter den rund 2700 Zuschauern auf der Tribüne: Phillip Tietz.
FCA-Neuzugang Phillip Tietz soll heute vorgestellt werden
Der 26-jährige Stürmer vom SV Darmstadt hatte am Dienstag den ersten Teil des obligatorischen Medizinchecks absolviert, der zweite folgt heute und im Laufe des Tages wird der FCA dann offiziell den Transfer verkünden. Für rund zwei Millionen Euro kommt der gebürtige Braunschweiger, um den FCA im Sturm zu verstärken. Es ist nach Patric Pfeiffer der zweite Neuzugang vom hessischen Bundesliga-Aufsteiger. Man könnte fast meinen, der FCA arbeitet hier nach der früheren Maxime des FC Bayern, die nationalen Gegner mit dem Wegkauf schwächen und sich selbst stärken.
Was Tietz da am Dienstagabend sah, war das übliche Szenario für den Saisonauftakt eines Bundesligisten, der sich in der Region seinen Zuschauern präsentieren will. Das hatte auf dem Platz nicht so viel mit der Bundesliga-Realität zu tun, in die der FCA am Wochenende 19./20. August mit dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach startet.
Tropische Bedingungen mit Temperaturen über 30 Grad
Alle Akteure auf den Platz hatten mit den tropischen Bedingungen und Temperaturen um 19 Uhr noch deutlich über 30 Grad zu kämpfen. Der Bayernligist Türkspor, der schon am 22. Juli mit dem Auswärtsspiel beim FC Gundelfingen in die Saison startet, tat sich da natürlich leichter. Gut eingestellt von seinem neuen Trainer, den Ex-FCA-Spieler Ajet Abazi, versuchte Türkspor tief gestaffelt das Ergebnis von Beginn an in Grenzen zu halten. Was auch bis rund 20 Minuten vor Schluss gelang. Vor allem dank des 40-jährigen Abwehr-Organisators Moustapha Salifou und den beiden gut aufgelegten Torhütern Batuhan Tepe und Felix Unger.
Der FCA war zwar überlegen, tat sich aber gegen die tapfer kämpfenden Türkspor-Amateure oft schwer. Erstens weil die Beine nach der ersten Trainingswoche und einer vormittäglichen Einheit in der Abendhitze einfach nicht immer so schnell konnten wie der Kopf. Zweitens weil der FCA mit seinen vielen Chancen sehr verschwenderisch umging. Am Ende stand dann aber auf der altehrwürdigen, per Hand betriebenen Anzeigetafel in der Rosenau nach Treffern von Fredrik Jensen (33.), Noah Sarenren Bazée (43.) und in der Schlussphase von Maurice Malone (71., 84.), Jozo Stanic (74.) sowie Nathanael Mbuku (84.) ein standesgemäßes 6:0.
FCA-Trainer Enrico Maaßen ist zufrieden
Beim sportlichen Fazit zeigte sich dann FCA-Trainer Enrico Maaßen, der auf die angeschlagenen Spieler und Nationalspieler verzichtet hatte, durchaus zufrieden: „Es war das Ende des ersten Blocks in der Vorbereitung. Wir sind sehr große Umfänge gefahren. Es war sehr sehr heiß heute, der Gegner hat tief sehr ordentlich verteidigt. Wir wissen alle, wie schwer es ist, eine tief stehende Mannschaft zu bespielen. Bei der Torchancenverwertung haben wir noch Luft nach oben. Hinten haben wir nichts zugelassen. Wir haben von der Struktur einiges gesehen, was wir uns vorgenommen haben.“
FCA-Neuzugänge spielten unauffällig
Auffällig war, dass das Offensivspiel des FCA breiter angelegt war. In der Defensive kam Türkspor kaum einmal in die gefährliche Zone. Die beiden Torhüter Tomas Koubek und Neuzugang Finn Dahmen (jeweils eine Halbzeit) mussten kein einziges Mal wirklich eingreifen. Auch die anderen eingesetzten Sommertransfers Tim Breithaupt, Sven Michel und Patric Pfeiffer hatten keine spektakulären Szenen.
Das stand für Maaßen an diesem Abend auch nicht im Vordergrund. Eines war ihm wichtiger: „Wir wollten unseren Fans hier etwas zurückgeben für die Unterstützung. Deshalb werden wir auch immer die Saisoneröffnung so gegen einen regionalen Gegner machen und uns im Anschluss viel Zeit für unsere Fans nehmen.“ Das taten die Spieler auch. Auch wenn es schwierig war, am schmalen Spielerabgang alle Autogramm- und Selfiewünsche zu erfüllen, gaben die FCA-Profis ihr Bestes. Zudem gab es auch ein gemeinsames Foto mit den Spielern und Verantwortlichen von Türkspor Augsburg, der mit diesem Spiel seinen 50. Geburtstag vom Vorjahr nachfeierte.
Robert Gumny wird am Mittwoch untersucht
Robert Gumny war hingegen nicht so richtig zum Feiern zumute. Der rechte Verteidiger musste schon nach sieben Minuten mit einer Verletzung am linken Sprunggelenk ausgewechselt werden. „Irgendetwas hat geknackst“, erklärte er nach dem Spiel und versuchte dabei tapfer zu lächeln.
Untersuchungen am Mittwoch werden Aufschluss über die Schwere der Verletzung geben.
FC Augsburg spielt am Samstag im Trainingslager gegen Besiktas Istanbul
Und auch Phillip Tietz blieb auf der Tribüne unbehelligt, denn noch kennt den neuen Stürmer kaum jemand. Das wird sich aber wohl bald ändern. Er wird, so sind die Planungen, am Freitag mit ins Trainingslager nach Schladming fahren. Am Samstag (15 Uhr) steht da in Kufstein der nächste Test gegen Besiktas Istanbul an. Türkspor muss im Pokal am Freitag (20 Uhr) beim Landesligisten Eintracht Karlsfeld antreten.
FC Augsburg:
1. Hälfte Koubek - Gumny (9. Koudossou), Pfeiffer, Winther, Pedersen - Breithaupt, Dorsch - Jensen - Sarenren Bazée, Michel, Cardona
2. Hälfte Dahmen - Iago, Stanic, Uduokhai, Veiga - Rexhbecaj - Maier, Kömür- Mbuku, Malone, Günther
Türkspor:
1. Hälfte Tepe - M. Salifou, Kurt, Mitterhuber, Abazi, Halilovic, Demir, Aydin, Katanic,Yarovoi, Cakin
2. Hälfte Unger, R. Salifou - Quarri, Ayverdi, Jaiteh, Albayrak, Mohamad, Hampel, Ademi, Can, Yalcin, Avan
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