Die Band spielte gerade die letzten Takte im Augsburger Kurhaus, als FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter den Ansatz für den zu Ende gegangenen Neujahresempfang für Sponsoren erklärte. Den "engsten Partnern" wolle man auch einen Einblick gewähren, was gerade beim Bundesligisten vor sich geht. Tatsächlich bekamen die rund 150 geladenen Gäste einen Eindruck dessen, was gerade beim FC Augsburg vor sich geht. Die Kurzform: viel. Der FCA bastelt an seinem Kader und gibt sich selbstbewusst wie selten. Bald soll der fünfte Neuzugang in diesem Winter in Augsburg vorstellig werden.
Der Name, den Augsburgs Sportgeschäftsführer an diesem Abend den Sponsoren des Klubs präsentierte, ist klangvoll: Kelvin Yeboah, Neffe des einstigen Bundesliga-Torschützenkönigs Anthony Yeboah, wird künftig für den FC Augsburg auf Torejagd gehen. Den 22-Jährigen beschreibt Reuter als "schnellen Stürmer, der auf unterschiedlichen Positionen spielen kann". Dass er bei seinem aktuellen Verein, dem CFC Genua, noch keinen Saisontreffer markiert hat, sieht Reuter entspannt: "Ich weiß, wie schwer es für junge Stürmer in Italien ist, Tore zu erzielen. Ich könnte mir vorstellen, dass er sich in Deutschland leichter tut." Sein Onkel Anthony Yeboah kam für Frankfurt und den HSV in 223 Bundesligaspielen auf 96 Tore, Kontakt zum Ex-Starstürmer hatte Reuter erst kürzlich: "Er hat mir gesagt, dass er bald mal Augsburg besuchen will. Jetzt hat er einen Grund mehr."
Irvin Cardona wird den FC Augsburg 500.000 Euro kosten
Doch damit nicht genug: Nach Informationen unserer Zeitung ist die nächste Verpflichtung so gut wie sicher. Dabei handelt es sich um den Franzosen Irvin Cardona von Stade Brest. Der 25-Jährige wird in Augsburg einen Vertrag bis 2027 unterschreiben und für 500.000 Euro vom Tabellen-17. der Ligue 1 losgeeist. Cardona, der neben der französischen auch die maltesische Staatsbürgerschaft hat, ist ehemaliger U20-Nationalspieler Frankreichs. Der Mittelstürmer, der auch auf den Flügeln spielen kann, kommt bei seinem aktuellen Klub nur wenig zum Zug und wartet noch auf eine Torbeteiligung in der aktuellen Saison. Bis zum Abend waren zwar weder der Vertrag mit Yeboah noch der mit Cardona unterzeichnet, beide Deals gelten aber als sicher.
Ob es dabei bleibt? Wenn es nach Trainer Enrico Maaßen geht, nicht. Er formuliert einen eindeutigen Wunsch: "Wir wollen noch was auf der Sechs machen." Was das Anforderungsprofil des neuen defensiven Mittelfeldspielers sein soll – dazu hat Maaßen klare Vorstellungen: "Wir wollen noch jemand haben, der eine gewisse Größe mitbringt und den Part der tiefen Sechs spielt."
FCA-Trainer Enrico Maaßen will noch einen defensiven Mittelfeldspieler
Dazu könne "man in Deutschland bleiben", so der Trainer auf Nachfrage. Hört sich in der Summe nach Kriterien an, die exakt auf den 20-jährigen Tim Breithaupt vom Karlsruher SC passen. Der 1,92 Meter große Profi, der beim KSC noch einen Vertrag bis 2024 hat, wird seit längerem mit dem FCA in Verbindung gebracht.
Die Transferoffensive mag nicht so richtig zum Abstiegskampf passen, in dem sich der FCA befindet. Tatsächlich peilt das einstmals kleine Augsburg größere Ziele an, wie Finanz-Geschäftsführer Michael Ströll unumwunden sagte: "Nach zwölf Jahren Bundesliga haben wir ein Fundament gebaut." Bei der Infrastruktur habe der Verein ein Level erreicht, mit dem man sich vor niemandem verstecken müsse. Die Folge: "Die Top Ten der Bundesliga sind mittelfristig das Ziel", so Ströll. "Wir wollen nicht jedes Jahr gegen den Abstieg spielen."
Niederlechner wird den FCA verlassen, Gruezo und Cordova wohl auch
Und das, auch wenn es mit dem aktuellen Budget und in der aktuellen Saison natürlich nur ein Ziel geben könne, so der Finanzchef der Augsburger: den Klassenerhalt. Als aktueller 14. der Tabelle, mit nur einem Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz, scheint Augsburg gut damit beraten zu sein, sich darauf zu konzentrieren. Nicht mehr dabei mithelfen wird Florian Niederlechner, für den nun der Weg frei war, schon jetzt und nicht erst im Sommer zu Hertha BSC Berlin zu wechseln.
Am Dienstagmorgen traf der 32-Jährige in der Hauptstadt ein. Dass man ihn an einen direkten Konkurrenten verliere - keine ideale Situation im Abstiegskampf. Angesichts der Entwicklung sei ein Abschied aber nun die beste Lösung gewesen, so Reuter: "Es ist wesentlich, dass alle, die an Bord sind, den vollen Fokus auf den Verein haben. Florian hat selbst gesagt, dass er sich da schwer tut." Bei Carlos Gruezo, einem zweiten Stammspieler der Hinrunde, deutet alles auf einen Wechsel in die US-Liga MLS hin. Vor dem Abgang steht auch Stürmer Sergio Cordova, der zuletzt in die MLS verliehen war.
Es gibt aktuell wirklich einiges zu erzählen beim FC Augsburg.