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FC Augsburg: FCA-Sportdirkektor Jurendic: "Wir haben uns eine gute Basis erarbeitet"

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FCA-Sportdirkektor Jurendic: "Wir haben uns eine gute Basis erarbeitet"

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    Marinko Jurendic wagte sich bei der Casino-Night des FC Augsburg an den Pokertisch.
    Marinko Jurendic wagte sich bei der Casino-Night des FC Augsburg an den Pokertisch. Foto: Christian Kolbert

    Herr Jurendic, waren Sie überrascht von der enttäuschenden Leistung des FC Augsburg in Mainz?
    MARINKO JURENDIC: Ein klares Ja. Ich war sehr enttäuscht nach dem Spiel. Wir wussten, was uns dort nach dem Trainerwechsel erwartet: Eine Mannschaft, die viel von den Grundtugenden wie Zweikämpfe und Emotionen leben wird. Und wir haben genau so gespielt, wie sich das die Mainzer erhofft haben. Es kann nicht sein, dass wir weniger laufen, weniger Sprints machen und weniger Zweikämpfe gewinnen. Das war ganz anders als gegen Leipzig, als wir beispielsweise bei den Sprints den Bundesliga-Topwert an dem Wochenende hatten.

    Mal wieder hat es der FCA verpasst, in einem richtungsweisenden Spiel einen großen Sprung zu machen.
    JURENDIC: Dass wir diesen Schritt nicht geschafft haben, ärgert mich sehr. Wir haben uns eine gute Basis erarbeitet und den Trend im Herbst gebrochen. Aber nach positiven Spielen konnten wir zuletzt nicht mit Punkten nachlegen. Wir hätten den Punkt gegen Leipzig mit einem Erfolg in Mainz vergolden können. Andererseits haben wir 17 Punkte geholt gegen Teams auf Augenhöhe, die gerade auf den Plätzen zehn bis 18 stehen. Wir haben aber keinen Ausreißer nach oben geschafft. Gegen die Top fünf der Liga haben wir aus bisher sieben Spielen zwei Punkte geholt. Es muss uns gelingen, bei den guten Auftritten gegen die Top-Teams auch mal einen Sieg einzufahren. 

    Fehlen in solchen Partien wie in Mainz Spieler, die in schwierigen Momenten die Mannschaft zusammenhalten?
    JURENDIC: In Mainz hat das gefehlt, vor allem in der Anfangsphase. Wenn der Plan nicht aufgeht, muss die Mannschaft enger zusammenrücken, mehr kommunizieren, sich ins Spiel arbeiten. Ich möchte nicht Einzelne nennen, in solchen Situationen muss jeder Verantwortung übernehmen. Mainz hat es vorgemacht und als Kollektiv gelöst. Am Sonntag gegen Freiburg ist ein neues Spiel und alle sind gefordert, eine Reaktion zu zeigen.

    Fakt ist, dass aus den vergangenen neun Spielen nur ein Sieg gelang. Und in der vergangenen Saison hatte der FCA zum gleichen Zeitpunkt einen Zähler mehr.
    JURENDIC: Man kann das schlecht vergleichen. In der vergangenen Rückrunde und den ersten Spielen dieser Saison gelangen saisonübergreifend in 18 Spielen zwei Siege. Wir haben in dieser Saison nach dem Trainerwechsel eine Serie hingelegt, die es so lange nicht gab und in sechs Spielen zwölf Punkte geholt. Dabei haben wir auch mal zwei Spiele in Folge gewonnen, was dem FCA in der Vergangenheit nicht sehr häufig gelungen ist. Damit haben wir den Turnaround geschafft. Stabilität und Konstanz in die Leistungen und Ergebnisse zu bringen, ist ein Prozess, in dem wir uns befinden.

    Für Stabilität kann auch ein starker Torwart sorgen. Finn Dahmen wirkte zuletzt aber nicht immer überzeugend.
    JURENDIC: Man darf nicht vergessen, dass Finn trotz seines Alters immer noch ein junger Bundesligatorwart ist, der erst 35 Bundesligaspiele bestritten hat und die erste Saison als Nummer eins spielt. Der FCA hat sich im vergangenen Sommer in voller Überzeugung für Finn Dahmen entschieden. Finn hat in dieser Saison zwar noch nicht zu null gespielt, aber auch das muss man in Relation setzen. Wir haben in zehn Spielen jeweils ein Gegentor kassiert, daraus haben wir 14 Punkte geholt. Klar wünscht sich jeder, dass die Null möglichst lange steht, die Mannschaft hat aber auch gezeigt, dass sie trotz Gegentoren Spiele gewinnen kann.

    Im Sommer gibt es Möglichkeiten, sich auf der Torwartposition zu verändern, da der Vertrag von Tomas Koubek ausläuft.
    JURENDIC: Mit ihm haben wir eine klare Kommunikation, wie wir ihn sehen und was die vertragliche Konstellation betrifft. Bei Tomas möchten wir zeitnah Klarheit haben. Momentan ist er eine gute Nummer zwei und bereit, wenn das Team ihn braucht. Finn hat oft in dieser Saison unser Vertrauen gerechtfertigt. Finn genießt auch das volle Vertrauen vom Trainer und von der Mannschaft, auch wenn er Hochs und Tiefs hat. Es war klar, dass er die Zeit für die Entwicklung braucht und diese auch bekommt. 

    Das schon. Aber es wäre ja fahrlässig, wenn Sie nicht alle Optionen prüfen würden.
    JURENDIC: Wir machen uns immer Gedanken, was jeder Spieler auf seiner Position erfüllen muss. Wir halten natürlich auch auf der Torwartposition die Augen offen, so wie auf jeder anderen Position. In der Länderspielpause wollen wir uns Zeit nehmen, um die nächsten Entscheidungen für den zukünftigen Kader zu treffen. Die Kaderplanung wird aber bis Sommer ein fortlaufender Prozess bleiben.

    Wo sind denn die Nischen, in denen der FCA Spieler findet, die andere Klubs nicht auf dem Radar haben?
    JURENDIC: Zunächst ist unser Nachwuchs im Fokus. Mit dem haben wir uns in den letzten Monaten intensiv beschäftigt und einige Top-Talente identifiziert. Da gibt es von der U23 bis zur U17 schon einen Pool an Spielern mit Bundesligapotenzial, die wir in die Perspektiv-Nische und das Talentmanagement aufgenommen haben. Ein gutes Beispiel, der den Weg zum Profiteam gemacht hat, ist Mert Kömür, der jetzt zweimal im Spieltagskader stand und nahe dran ist an ersten Bundesligaeinsätzen. Aber wir haben natürlich einige Fokusmärkte definiert, darunter die europäischen Top-Ligen, um eine gewisse Verlässlichkeit in die Spielerqualität zu bekommen. Priorität hat weiterhin unser heimischer Markt, die 1. und 2. Bundesliga, die Nachwuchsligen. Aber wir scouten in verschiedenen Ligen, um auch gut ausgebildete Spieler mit Entwicklungspotenzial, wie Arne Engels oder Dion Beljo, für den FCA zu finden.

    Es wird aber im Sommer sicher auch schmerzliche Abgänge geben?
    JURENDIC: Wir wissen natürlich, welche Verträge 2025 auslaufen, oder welche Spieler gerade einen Markt haben. Das sind Möglichkeiten für uns, Transfererlöse zu generieren. Mit solchen Erlösen können wir wieder in den Kader investieren. Diese Erlöse sind eine Grundbedingung, dass wir den Kader weiter verstärken. Darum werde ich nie ausschließen, dass ein Spieler im nächsten Sommer den FCA verlässt. Im Gegenteil. Wir müssen dafür stehen, dass die Spieler den FC Augsburg wählen, um sich auf Bundesliganiveau zu entwickeln und sich mit guten Leistungen für den nächsten Karriereschritt empfehlen. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass wir mit einigen Spielern länger zusammenarbeiten, um Stabilität und Identität zu schaffen.

    Derzeit steht man auf Platz 14. Da geht doch der Blick eher nach hinten. Warum muss man sich um den FCA keine Sorgen machen?
    JURENDIC: Ich habe Respekt vor der aktuellen Situation. In Mainz haben wir gesehen, wie eng jedes Spiel ist. Das Mittelfeld der Bundesliga ist dicht. Ich bin keiner der sagt, jaja das wird schon alles. Ich schaue schon in den Rückspiegel. Ich habe aber auch Vertrauen in unser Team und den Trainerstab. Sie haben bewiesen, dass sie mit überzeugenden Leistungen Spiele gewinnen können. Darum fordere ich auch, dass allen bewusst ist, dass wir nur mit harter Arbeit und unseren Tugenden zum Erfolg kommen – und das in jedem Spiel. Und darum ärgere ich mich über Auftritte wie zuletzt. Unser Team kann es, aber es darf nicht das Gefühl aufkommen, wir spielen ja gut Fußball und irgendwie machen wir dann schon alles klar. Das darf nie sein. Wenn das einsetzt, dann lege ich den Finger in die Wunde.

    Noch einmal zurück zum FCA: Ist es für Sie kein Thema, vielleicht zum Geschäftsführer Sport aufzusteigen?
    JURENDIC: Für mich ist es gut, so wie es ist. Ich kann mich voll auf den Fußball fokussieren. Ich war in Zürich Geschäftsführer Sport, ich weiß, welche Aufgaben und Verantwortung dazu kommen. Wir haben eine klare Kompetenzregelung. Ich verantworte den Sport und treffe die Entscheidungen. Michael Ströll und ich sprechen uns immer ab und arbeiten sehr gut zusammen. Das ist für mich zentral. Ich kann einordnen, welche Verantwortung ich für den Klub habe. Dieses Vertrauen spüre ich auch von Klubseite.

    Zur Person

    Marinko Jurendic wurde am 24. November 1977 im ehemaligen Jugoslawien geboren, er hat die kroatische und die Schweizer Staatsbürgerschaft. In seiner aktiven Zeit als Fußballprofi war er Stürmer bei verschiedenen Schweizer Klubs. Mit 28 Jahren musste er seine Karriere wegen mehrerer Verletzungen beenden. 2020 wude er Sportchef des FC Zürich, 2022 feierte der Klub die Meisteschaft. Seit August 2023 ist er Sportdirektor beim FC Augsburg. 

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