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FC Augsburg: FCA-Spieler Sarenren Bazee zu Rassismus: "Was läuft da verkehrt?"

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FCA-Spieler Sarenren Bazee zu Rassismus: "Was läuft da verkehrt?"

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    Noah Sarenren Bazee vom FC Augsburg weiß, wie es ist, das Opfer von Rassismus zu sein.
    Noah Sarenren Bazee vom FC Augsburg weiß, wie es ist, das Opfer von Rassismus zu sein. Foto: Matthias Hangst, dpa (Archiv)

    Die Bilder von Rassismus und Polizeigewalt, von friedlichen Demonstrationen, aber auch von Plünderungen, die nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd derzeit jeden Tag aus den USA nach Deutschland schwappen, gehen Noah Sarenren Bazee nicht aus den Kopf. Sie seien schockierend, sagt der Offensivakteur des FC Augsburg: "Ich finde es wichtig, dass die Leute auf die Straße gehen und zeigen, dass es so nicht weitergeht. Aber das muss friedlich ablaufen, gewalttätige Proteste oder Plünderungen senden ein falsches Signal."

    Auch für Sarenren Bazee gehört Rassismus zum Alltag. Der 23-Jährige ist zwar in Stadthagen in der Nähe von Hannover geboren, er spricht hochdeutsch, doch er ist dunkelhäutig. Seine Mutter ist Deutsche, sein Vater stammt aus Nigeria. Rassimus, sagt er, "begleitet mich immer mal wieder, auch beim Fußball. Das hat schon in der Jugend angefangen, als manche Eltern zum Beispiel unangebrachte Kommentare bei Auswärtsspielen reingerufen haben. Aber auch im Alltag auf der Straße hört man immer wieder mal etwas in diese Richtung."

    FC Augsburg: Sarenren Bazee kann sich auch vorstellen, ein Zeichen zu setzen

    Sarenren Bazee sagt weiter: "Ich frage mich immer wieder, was läuft da verkehrt? Es ist einfach traurig, dass man sich über Rassismus heutzutage überhaupt noch unterhalten muss. Es kann nicht sein, dass man wegen seiner Hautfarbe oder Herkunft beleidigt wird."

    Dass zuletzt in der Bundesliga Spieler wie Jadon Sancho (Dortmund), Marcus Thuram (Gladbach) oder auch Weston McKennie (Schalke) ihre Solidarität mit Floyd bekundeten, befürwortet Sarenren Bazee. "Ich kann es mir grundsätzlich vorstellen, auch ein Zeichen zu setzen, ohne etwas konkret geplant zu haben. Ich werde das gegebenenfalls spontan entscheiden."

    Die nächste Gelegenheit dazu hätte er am kommenden Sonntag (18 Uhr/Sky) im Heimspiel gegen den 1. FC Köln. Eine Bestrafung würde ihm nicht drohen. Denn der DFB, der normalerweise keine politischen Botschaften auf der Spielkleidung erlaubt, macht bei Anti-Rassimus-Aktionen eine Ausnahme. Denn das seien Werte, für die auch der DFB steht und eintrete.

    Es ist durchaus wahrscheinlich, dass der Neuzugang von Hannover 96 wieder in der Startelf steht. Denn der offensive Außenbahnspieler zählt zu den Gewinnern der englischen Woche. Beim 3:0-Erfolg auf Schalke erzielte er sein erstes Tor für den FCA, beim 0:0 gegen Paderborn wurde er in der 67. Minute eingewechselt und gegen Hertha BSC stand er zum ersten Mal in der Startelf. "Ich bin froh, dass ich der Mannschaft schon ein klein wenig helfen konnte. Aber ich habe noch viel Luft nach oben, mein eigener Anspruch ist deutlich höher."

    Darum wurmt ihn auch noch das 0:2 in Berlin einige Tage später: "Wir können nicht die erste Halbzeit verschlafen und in der zweiten Hälfte ein gutes Spiel machen und uns dann fragen, warum wir nichts mitgenommen haben. Die Intensität muss von der ersten Minute an da sein." Dass die gefehlt habe, sei nicht an den sechs neuen Spielern in der Startelf gelegen. "Das war nicht ausschlaggebend, das hat damit nichts zu tun. Die Intensität des Anlaufens hat einfach nicht gestimmt."

    Verletzungen warfen Sarenren Bazee immer wieder zurück

    Sarenren Bazee musste fast zehn Monate auf sein Startelfdebüt warten. Und das hatte nicht nur mit der Corona-Zwangspause zu tun. Als ihn der FCA im Sommer von Hannover 96 verpflichtete, war er wieder einmal verletzt. Ein Syndesmosebandriss hatte ihn Monate zuvor außer Gefecht gesetzt. Seine Krankenakte in Hannover ist dick gefüllt. Hüftverletzung, Sehnenriss, Gehirnerschütterung, Schienbeinverletzung und der Riss des Syndesmosebandes – das Band, das das untere Schienbein und das Wadenbein zusammen hält.

    "Ich hatte eine tolle Zeit in Hannover. Aber dann bin ich in einen Kreislauf von Verletzungen gekommen, ich hatte immer wieder Probleme mit meinem Körper. Ich wollte einfach einen Neuanfang, ohne die vielen Erinnerungen an die Verletzungen. Ich wollte das Kapitel abschließen, was mir auch gelungen ist", blickt Sarenren Bazee auf seine Zeit in Hannover mit vielen Höhe- aber auch mit Tiefpunkten zurück.

    Mit 16 holt ihn der damalige Jugendtrainer Daniel Stendel vom TSV Havelse zu Hannover. Sarenren Bazee gilt damals schon als außergewöhnliches Talent. Schnell, trickreich, auffällig. Auch Ajax hat ein Auge auf ihn geworfen. Er absolviert ein einwöchiges Trainingslager in Amsterdam. Doch Stendel überzeugt den Teenager. "Am Ende wäre der Schritt ins Ausland vielleicht doch ein bisschen viel gewesen", sagt Sarenren Bazee heute.

    Denn seine Familie ist ihm damals wie heute unheimlich wichtig. Auch der Teil, der in Nigeria lebt und den er schon besucht hat: "Meine Mutter sagt immer, ich habe die Ruhe weg, das hätte ich von meinem Papa. Ansonsten bin ich insgesamt eher mit deutschen Tugenden erzogen worden."

    Diese Kombination hilft ihm auch im Fußball. In der Aufstiegssaison 16/17 absolviert er 13 Zweitligaspiele für 96. Sein Trainer: Daniel Stendel. Sein erstes Bundesligaspiel bestreitet er mit 19. Er gilt als das kommende Talent aus der eigenen Jugend. Doch die Verletzungen machen ihm immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Auch weil er immer wieder spielte, obwohl er sich noch nicht richtig fit gefühlt hatte.

    FCA-Trainer  Martin Schmidt (Mitte) präsentiert die Neuzugänge (von links)  Florian Niederlechner , Noah Sarenren Bazee, Ruben Vargas und Iago
    FCA-Trainer  Martin Schmidt (Mitte) präsentiert die Neuzugänge (von links)  Florian Niederlechner , Noah Sarenren Bazee, Ruben Vargas und Iago Foto: Matthias Balk,dpa

    Ex-FCA-Trainer Martin Schmidt verglich Sarenren Bazee mit Ousmane Dembele

    Sarenren Bazee zieht im Sommer einen Schlussstrich. Für einen Schnäppchenpreis von 1,5 Millionen Euro verpflichtet ihn der FCA und stattet ihn mit einem Vertrag bis 2024 aus. Der damalige FCA-Trainer Martin Schmidt schwärmte: "Bei Sarenren Bazee habe ich mir früher schon oft gedacht: Wow – was ist das für ein Spieler. Das ist für mich der Dembele Deutschlands." Ousmane Dembele war im Sommer 2017 für über 100 Millionen Euro von Dortmund zum FC Barcelona gewechselt. Doch nach drei Jahren wartet der Franzose dort immer noch auf seinen Durchbruch.

    Noah Sarenren Bazee hingegen scheint sich beim FCA langsam durchzusetzen. Auch weil er am Anfang behutsam aufgebaut wurde. Erst am 18. Januar gibt er bei spektakulären 3:5 gegen Dortmund sein Debüt im FCA-Trikot. Dann kommt auch noch die Corona-Pause hinzu. Einerseits gut für ihn, da er weiter an seinem Körper arbeiten kann. Anderseits für ihn und seine Kollegen durchaus eine psychisches Belastung. "Wir müssen dankbar sein, dass wir in diesen zehn Wochen unseren Beruf ausüben durften", sagt Sarenren Bazee und fügt an: "Es war trotzdem keine leichte Zeit, immer nur zu trainieren, ohne zu wissen, wann es weiter geht. Das macht müde im Kopf. Du trainierst und trainierst, hast aber kein wirkliches Ziel vor Augen. Deshalb ist es jetzt umso schöner, dass es weiter geht."

    Am Sonntag gegen Köln soll der nächste Schritt Richtung Klassenerhalt getan werden. "Köln hat zuletzt viel Herz gezeigt. Da müssen wir mit Leidenschaft dagegen halten. Wir haben gute Chancen, wenn wir an unsere Grenzen gehen und die Intensität stimmt." Auch ohne die eigenen Fans. Sarenren Bazee: "Wir haben das jetzt schon oft thematisiert und sind darauf eingestellt. Es spielt keine Rolle mehr, weil wir es leider nicht ändern können und alle die gleichen Voraussetzungen haben."

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