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FC Augsburg: FCA-Profi Dorsch: "Komplett aufgegeben habe ich nicht"

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FCA-Profi Dorsch: "Komplett aufgegeben habe ich nicht"

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    Niklas Dorsch (llinks, hier gegen Mads Pedersen) muss sich wieder ins Team zurückkämpfen.
    Niklas Dorsch (llinks, hier gegen Mads Pedersen) muss sich wieder ins Team zurückkämpfen. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Niklas Dorsch schlägt sich immer wieder aufs Bein. Er ist die symbolische Untermalung seiner Worte. Dorsch ist zurück, er ist wieder fit. Der 25-Jährige möchte wieder spielen. Am Freitag gegen den VfB Stuttgart hätte er schon im Kader stehen können, am Samstag in Frankfurt soll es jetzt so weit sein. "Es geht immer besser, ich bin zufrieden mit meinem körperlichen Zustand", sagt der 25-Jährige am Mittwochnachmittag. Natürlich sei er noch nicht auf seinem Topniveau, das aber sei nach einer erneut dreiwöchigen Pause nicht überraschend. 

    Seit gut einer Woche ist er nach seiner Operation an der Nasenscheidewand zurück im Mannschaftstraining. Gegen Stuttgart hatte sich Trainer Enrico Maaßen noch gegen ihn entschieden. Für den Mittelfeldspieler kein Problem. "Nach drei Trainingseinheiten darf man nicht zu viel erwarten. Rein körperlich war die Entscheidung vom Trainer sinnvoll", sagt Dorsch. So habe er einen weiteren Tag trainieren können. Die Nase ist in Ordnung, ein bisschen Probleme mit dem Atmen habe er noch. Das aber sei normal. "Wenn der Ball gegen die Nase prallen würde, könnte es noch wehtun. Aber es kann nichts kaputtgehen, mit dem Schmerz muss man leben", so Dorsch. Mit Maske zu spielen, ist für ihn keine Option. Und auch nicht nötig.

    Für Augsburgs Niklas Dorsch war es eine Seuchen-Saison

    Auch wenn er noch nicht 100-prozentig fit ist, ein paar Minuten würde er sich am Samstag durchaus zutrauen. Um der Mannschaft zu helfen. Für den FCA wird es eine bedeutsame Partie – mal wieder. "Wir brauchen uns nicht verstecken", sagt Dorsch. Bei der Eintracht sei durchaus etwas möglich. "Wir alle können die Tabelle lesen und wissen, wie wichtig das Spiel ist", sagt der Mittelfeldspieler. Er meint aber auch: "Wir sind in der Situation, in der wir nicht auf andere schauen müssen." Das kann beruhigen. 

    In wichtigen, vermeintlich entscheidenden Spielen aber gelingt oftmals wenig. Das soll sich ändern. "Wir wollen zeigen, dass wir dem Druck gewachsen sind. Wir haben die Qualität und die körperliche Verfassung", so Dorsch. Er hat die Spiele in dieser Saison oft von außen verfolgen müssen. Weil ihn Verletzungen bremsten. Erst das Schlüsselbein, später zweimal der Mittelfuß, am Ende die Nase. "Ein Seuchenjahr", sei das, so Dorsch. Das einzig Positive: Er hat in kurzer Zeit so viele Verletzungen erlebt wie andere Spieler in mehreren Jahren. "Jetzt ist der Körper einmal runderneuert, jetzt kann ich wieder von vorne anfangen. Ich hoffe, dass ich noch sechs, sieben Jahre auf Topniveau vor mir habe", sagt er heute. Der Optimismus ist zurück. 

    Dorsch aber hat schwierige Zeiten erlebt. Er hat psychologische Hilfe gebraucht. Die Schulterverletzung war noch gut zu verkraften, sie war am letzten Spieltag passiert. In der Sommerpause erholte sich der 25-Jährige. Die zwei folgenden Mittelfußbrüche aber setzten ihm zu. "Da fängt es an, im Kopf zu rattern", sagt er. Er habe über die Gründe gegrübelt, ob er etwas falsch mache. "Wenn es aber keine genaue Ursache für eine Verletzung gibt, ist es nicht gut für den Kopf", sagt er. Irgendwann sei er unglücklich mit der Situation und unglücklich mit dem Leben gewesen. 

    Fußballprofis verdienen viel Geld. In solchen Momenten aber hilft auch das nicht. "Ich schaue nicht jeden Tag vor dem Schlafengehen aufs Konto. Geld macht nicht immer glücklich. Die Gesundheit muss einen zufriedenstellen und das, was einem Spaß macht." Bei ihm ist das der Fußball. Der aber war weit entfernt. Es sei schwer gewesen, einen Antrieb zu finden. "Ich bin in ein Loch gefallen", sagt er. Selbst enge Vertraute habe er nicht mehr an sich rangelassen. Er sei ein Mensch, der nicht gerne über Gefühle spricht. Irgendwann aber musste er. Mit professioneller Hilfe, aber auch mit Freunden und Teammitgliedern. "Es ist schön zu sehen, dass es Leute gibt, die es mit dir als Mensch gut meinen und in schlechten Phasen da sind", sagt er. Die Gespräche haben ihm geholfen. Und dass er irgendwann das Gefühl hatte, dass Schulter, Fuß und Nase wieder in Ordnung sind. "Man will wieder der sein, der man mal war", erklärt er. 

    FCA-Mittelfeldspieler Dorsch haben zwischenzeitlich Antrieb und Energie gefehlt

    Druck habe er von außen keinen bekommen. Den mache man sich selbst. Jeder habe Ziele, bei ihm waren die aber irgendwann weit entfernt. Es kamen sogar Gedanken auf, ob er es überhaupt wieder zurückschaffe. "Es kann einen auch auffressen, wenn man nur zu Hause sitzt und nicht viel machen kann. Es gab Tage, an denen bin ich eingeschlafen und wusste nicht, wie ich den nächsten Tag überstehen soll", sagt er. Er betont aber auch: "Komplett aufgegeben habe ich nicht." Auch wenn zwischenzeitlich Energie und Antrieb gefehlt hatten. Was er gelernt hat? "Mir wurde bewusst, wie schön es ist, gesund zu sein", sagt er. Lockerer aber wurde er in seiner Herangehensweise nicht. "Mir war immer klar, dass ich wieder an mein Maximum kommen möchte, wenn der Körper wieder mitmacht." 

    Das soll nun der Fall sein. Dorsch will zurück zu alter Klasse finden, dem FCA beim Erreichen des Klassenerhalts helfen. "Ich bin jetzt 25 und kein Talent mehr. Ich zähle nicht mehr zu den Jungen, sondern möchte Verantwortung übernehmen", sagt er. Jedes Wochenende habe er von außen mitgezittert. Weil ihm wichtig ist, was im Verein passiert. Und mit seinen Kollegen. Gerade aber zählt nur der Klassenerhalt. Nebenschauplätze sollen solche bleiben. So wie die Zukunft von Torwart Rafal Gikiewicz. "Wir haben andere Themen als einen Vertrag von einem einzelnen Spieler", sagt Dorsch, es gehe jetzt ausschließlich um den Verein. "Keiner von uns will nächstes Jahr zweite Liga spielen", sagt er. Und seine persönlichen Ziele? "Gesund bleiben, das ist das Wichtigste." Und irgendwann einen Schussstrich unter diese Saison ziehen. Bis dahin würde er gerne noch ein paar Minuten Spielzeit sammeln. Dorsch sagt: "Ich werde dem Trainer im Training signalisieren, dass ich bereit bin, wieder alles zu geben." 

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