Der Abgang von Raúl Bobadilla zu Borussia Mönchengladbach hat viele Fans betrübt. War dieser Schritt nicht zu verhindern? Wie sehr bedauern Sie den Wechsel nach Mönchengladbach?
Klaus Hofmann: Nein, das war nicht zu verhindern und wir bedauern diesen Schritt natürlich. Raul war über einen langen Zeitraum nicht nur ein guter Spieler, sondern auch eine Identifikationsfigur für die Fans. Viele Verletzungen haben ihn aber in den letzten beiden Jahren zurückgeworfen. Darum hat er auch seinen Stammplatz beim FCA und in der Nationalmannschaft Paraguays verloren. Ich glaube, er braucht jetzt einen neuen Impuls. Deshalb ist das der richtige Schritt für ihn, obwohl es uns schon lieber gewesen wäre, wenn er nicht innerhalb der Bundesliga wechselt. Aber konkrete Angebote gab es hier zu keinem Zeitpunkt. Zudem waren wir nun auch seine vielen Extrawürste irgendwann mal leid.
Wie will der FCA die Lücke schließen?
Hofmann: Eigentlich müsste ja Stefan Reuter diese Frage beantworten. Aber die Medien haben uns in den letzten Wochen immer wieder vorgeworfen, dass wir einen zu großen Kader haben. Daher gebe ich jetzt die Antwort: Wir haben einen großen Kader. Und da sind genügend Jungs dabei, die Mittelstürmer spielen können. Es gibt nicht nur Finnbogason, sondern drei, vier weitere, die die Position ausfüllen können.
Vor vier Wochen schien der Kader des FCA komplett zu stehen. Jetzt müssen auf einmal wichtige Stützen ersetzt werden. Wird Ihnen da nicht mulmig?
Hofmann: Das Grundproblem ist, dass das Transferfenster international zu lange geöffnet ist. Um sich gut vorbereiten zu können, sollten zwei Wochen vor dem ersten Punktspiel keine Transfers mehr getätigt werden können. Am 31. Juli müsste nicht nur UEFA-, sondern sogar FIFA-weit Schluss sein. Jetzt ist es so: Immer wenn ein außergewöhnlich gutes Angebot für einen Spieler kommt, muss man sich damit beschäftigen, auch wenn die Pflichtspiele schon begonnen haben. Das gilt für alle - außer vielleicht für Bayern München.
Ist es auch beim FCA denkbar, einen großen Investor an Bord zu holen?
Hofmann: Wenn am Horizont irgendwann einer auftaucht, den wir kennen und der sagt, er möchte mit zehn oder 20 Prozent beteiligt werden, ist so etwas vorstellbar. Ein möglicher strategischer Partner muss aber zu unseren Strukturen passen. Einen Hasan Ismaik wie bei 1860 München wird es in Augsburg nicht geben.
Gibt es konkrete Anfragen?
Hofmann: Es gibt immer wieder Anfragen von Investmentbanken, die für Fonds oder reiche Familien Geld anlegen wollen. Aber ich halte so ein Geschäft für einen Fußballverein Stand heute für schwer darstellbar. Bei Hertha BSC, die in einer Notlage waren, hat das einmal gut geklappt. Aber beim FC Augsburg sehe ich das nicht.
Es gibt in der Führung der FCA-Profiabteilung außer Ihnen niemanden mehr, der aus Augsburg kommt. Gibt es da ein Problem mit der lokalen Erdung?
Hofmann: Gibt es beim FC Bayern einen Münchner in der operativen Führung? Der FCA ist kein Landes- oder Bayernligist mehr. Wir spielen in der Bundesliga. Ich schaue nicht darauf, wo die Menschen herkommen, sondern was sie können. Auf der anderen Seite ist der Aufsichtsrat des eingetragenen Vereins nur mit Augsburgern besetzt.
Dieser Text ist ein Auszug aus dem Exklusiv-Interview, das FCA-Präsident Klaus Hofmann unserer Zeitung gegeben hat. Was Klaus Hofmann zur Rolle von Manager Stefan Reuter, Chefscout Stephan Schwarz und zu einem möglichen Transfer von Konstantinos Stafylidis sagt, lesen Sie in der Wochenendausgabe unserer Zeitung.