Kurz, nachdem Schiedsrichter Harm Osmers mit seinem Schlusspfiff die 0:1 (0:1)-Niederlage des FC Augsburg gegen den VfB Stuttgart besiegelt hatte, ging Daniel Baier wieder einmal voran. So, wie es der FCA-Kapitän in den vorangegangenen 90 Minuten plus Nachspielzeit immer wieder getan hatte.
Baier hatte seine Kollegen immer wieder angetrieben, war viel unterwegs, versuchte dem FCA-Spiel Struktur zu geben. Doch eins konnte er ihnen nicht abnehmen. Das Toreschießen. Erstens, weil es nicht zu den Hauptaufgaben des defensiven Mittelfeldspielers gehört, zweitens, weil er selbst nicht den Torriecher hat. Erst fünf Treffer hat er in 231 Bundesligaspielen für den FCA erzielt. Und drittens, weil es dazu eigentlich Spezialisten in der Mannschaft gibt. „Wir hatten gefühlt 20 Schüsse aufs Tor, aber da müssen auch ein paar drin sein. Wenn du nicht triffst, kannst du auch kein Spiel gewinnen“, analysierte er später geduscht in der Mixed-Zone.
Eine Stunde zuvor hatte sich der 34-Jährige, als sich einige seiner Mitspieler enttäuscht nach der dritten Niederlage in Folge schon in Richtung Kabine aufgemacht hatten und einige noch konsterniert am Mittelkreis standen, alleine Richtung Fanblock aufgemacht. Dort warteten über 3000 mitgereiste Augsburger auf ihre Mannschaft. Und als Baier seine Kollegen um sich versammelt hatte, pfiffen die FCA-Fans ihre Mannschaft nicht aus, wie wohl von einigen befürchtet, sondern feierten die meisten ihr Team mit Sprechchören und Applaus.
FCA-Fans enttäuscht von der Niederlage beim VfB Stuttgart
Natürlich waren auch die Fans enttäuscht über die Niederlage beim Tabellenletzten, bei der FCA-Filiale mit Ex-Trainer Markus Weinzierl, mit dem Ex-Co-Trainer Wolfgang Beller, dem Ex-Rehatrainer Thomas Barth, dem Ex-Spieler Halil Altintop und jetzigen VfB-Individualtrainer Halil Altintop und dem Ex-Spieler Erik Thommy.
Sie hatten aber auch gespürt, dass da eine Mannschaft vor ihnen stand, die schwächer als in den Partien wie gegen die Bayern, Dortmund, Freiburg oder aber auch bei der Niederlage gegen Frankfurt gespielt hatte. Die aber trotzdem alles versucht hatte, aber wieder einmal an sich selbst gescheitert war. Vielleicht ist dieser Zusammenhalt zwischen Basis und Spielern ein Grund dafür, dass der FCA nun schon im achten Jahr in Folge in der Bundesliga spielt. Gemeinsam feiert man die Erfolg und gemeinsam geht man auch durch Krisen.
Für Baier ist es eher eine Ergebnis- als eine Leistungskrise. „Ich hatte den Eindruck, dass wir auch heute überlegen waren, das Spiel im Griff hatten, viele, viele Chancen hatten und Stuttgart mehr oder weniger mit dem ersten Torschuss das Spiel entscheidet.“ So fallen die Antworten schon seit Wochen aus. „Es ist fast wie eine Schallplatte“, stellte Baier fest. Fehlende Konsequenz im Abschluss, mangelnde Überzeugung, das Tor unbedingt machen zu wollen – die Erklärungen ähneln sich jeden Spieltag.
Daniel Baier: "Wir müssen jetzt einfach dranbleiben"
Baier will das nicht akzeptieren: „Wir dürfen nicht auf den Zug mit aufspringen, dass wir uns selber einreden, dass wir nix mehr treffen.“ Er appelliert, an die eigene Stärke zu glauben: „Beim Spiel Dortmund gegen Augsburg waren gefühlt die zwei besten Offensivmannschaften der Liga unterwegs. Wir haben genügend offensive Qualität und spielen uns genug Chancen heraus.“
Ähnlich sieht es Torhüter Andreas Luthe. „Wir können das alles, die gleiche Mannschaft hat vor Wochen sehr, sehr geilen Fußball gespielt. Wir müssen jetzt einfach dranbleiben.“ Dass dies angesichts des Restprogrammes in der Vorrunde mit Leverkusen, Schalke, Hertha BSC und Wolfsburg nicht einfach sein wird, ist für ihn keine Überraschung. „Wenn man sieht, gegen wen wir spielen in der Bundesliga, ist jedes Spiel ein hartes Brett.“
Luthe, 31, fordert auch wieder einen gewissen Realitätssinn ein: „Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Aber wir haben auch immer wieder relativiert. Wir wissen, wie schwierig es ist, für einen Klub wie den FC Augsburg Spiele zu gewinnen, wenn man sich anschaut, welche Mannschaften mit uns gerade wetteifern.“ Vielen FCA-Fans, nicht nur denen im Auswärtsblock, ist das auch bewusst.