Klaus Hofmann ist keiner der Klub-Präsidenten in der Bundesliga, die sich gerne in den Medien sehen. Der Vorstandsvorsitzende des FC Augsburg wählt seine Auftritte ganz genau aus. Und so nutzte der das Vorwort im Stadionheft zum ersten Heimspiel der Saison gegen Union Berlin um eine klare Botschaft zu transportieren. „Bundesliga ist für den FC Augsburg nicht gottgegeben und darf niemals zur Routine werden“, schrieb er dort. Die Zielrichtung war klar: er wollte die mit jedem Jahr Bundesliga steigenden Erwartungen vieler Fans seines Klubs dämpfen.
Und die Partie gegen den Bundesliga-Debütanten zeigte allen Augsburgern, wie mühsam auch das neunte Jahr in der deutschen Elite-Liga für den FCA ist. Denn im ersten Heimspiel mussten sich die Augsburger mit einem 1:1 (0:0) zufrieden geben. Aus den erhofften und wohl auch erwarteten drei Punkten gegen einen Mitkonkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt wurde nichts.
Für den FCA zählt in dieser Saison wieder nur der Klassenerhalt
Dass der FCA weiter zu den Kellerkindern unter den 18 besten deutschen Fußball-Klubs zählt, hatten die letzten Monate deutlich gezeigt. Hofmann bezeichnete sie als „holprig“. Mit Mühe und einer Trainer-Rotation (Martin Schmidt für Manuel Baum) wurde der Klassenerhalt geschafft.
Der FCA produzierte auch außerhalb des Platzes genügend Negativ-Schlagzeilen (Caiuby, Hinteregger). Hofmann erklärt auch seine Sicht der Dinge: „Das passiert immer dann, wenn Einzelinteressen über die Gemeinschaft gestellt werden. Das haben wir lernen müssen, ist aber in Zeiten der riesigen Unterschiede in Sachen Kapital in der Bundesliga vielleicht auch unausweichlich.“ Wen Hofmann damit meinte, liegt auf der Hand. Martin Hinteregger, der seinen Wechsel zu Eintracht Frankfurt mit allen Mitteln erzwang.
Deshalb hatte der FCA auch seinen Kader grundlegend erneuert. Doch der Saisonstart misslang. Auf die Pokalpleite in Verl (1:2) folgte eine 1:5-Niederlage in Dortmund. Die Verantwortlichen besserten nach und holten mit Stephan Lichtsteiner und Tin Vedjaj mit den Neuzugängen zehn und elf, noch nie hatte der FCA so viele Transfers getätigt, zwei Hochkaräter für die Defensive.
Und so durfte FCA-Trainer Schmidt im wichtigen Heimspiel gegen Union Berlin seine Wunschelf präsentieren. Denn mit einem Sieg gegen den Bundesliga-Debütanten aus Köpenick sollte das Gerede von einem Fehlstart gleich im Keim erstickt werden. Das gelang nur bedingt.
Gegenüber dem Dortmund-Spiel hatte Schmidt drei Änderungen vorgenommen. Teigl, Suchy und Pedersen fanden sich auf der Bank wieder. Die neu formierte Viererkette bildeten Lichtsteiner, Jedvaj, Khedria und Max. Auch Union-Coach Urs Fischer, neben Schmidt und Lucien Favre (Dortmund) der dritte Schweizer Trainer in der Bundesliga, hatte aus der Auftaktniederlage gegen RB Leipzig (0:4) Konsequenzen gezogen. So ersetzte der Ex-Dortmunder Neven Subotic den Ex-Augsburger Marvin Friedrich in der Abwehr.
FCA und Union Berlin liefern sich ein zähes Ringen in der ersten Hälfte
Und beide Abwehrreihen, die zum Saison-Auftakt löchrig wie Schweizer Käse waren, hielten in der ersten Hälfte die Reihen geschlossen. Und so entwickelte sich vor 27.703 Zuschauern, darunter fast 4000 Union-Anhänger, die ihre Mannschaft zum ersten Bundesliga-Auswärtsspiel in der Vereinsgeschichte begleitet hatten, eine zähes Ringen mit vielen Zweikämpfen, viel Einsatz von allen 22 Akteuren, aber wenig fußballerischer Klasse.
Gerade die Augsburger Anhänger mussten sich in Geduld üben, denn dem neu zusammen gestellten Team von Martin Schmidt fiel wenig ein, um die gut sortierte Union-Defensive in Unordnung zu bringen. Die Abläufe passten noch nicht, es gab Missverständnisse. Vom von Schmidt so propagierten Power-Fußball war bei hochsommerlichen Temperaturen, abgesehen von ein paar erfolgversprechenden Ansätzen, deshalb kaum etwas zu sehen.
Auch nach dem Wechsel änderte sich zunächst am Geschehen auf dem Rasen nicht viel. Der FCA kämpfte, doch für gelegentliche Adrenalinschübe sorgten die Gäste. Bis zur 59. Minute. Dann war plötzlich alles anders.
Vargas-Tor reicht dem FCA nicht zum Sieg gegen Union
Florian Niederlechner hatte sich im Nahkampf gegen Keven Schlotterbeck durchgesetzt und seinen Querpass verlängerte Neuzugang Ruben Vargas zum erlösenden 1:0 ins Union-Tor. Es kam Bewegung ins Spiel. FCA-Torhüter Tomas Koubek deutete an, warum er rund sieben Millionen Euro wert sein könnte, er rettete spektakulär (72.). Fast im Gegenzug verzog Niederlechner knapp.
Union gab aber nicht auf und wurde in der 79. Minute belohnt. Sebastian Andersson nutzte einen Ballverlust in der Vorwärtsbewegung zum verdienten 1:1. Kurz zuvor hatte Suleiman Abdullahi nur den Außenpfosten getroffen. Als dann der Unioner Keven Schlotterbeck mit Rot nach einem Foul an Niederlechner vom Platz musste, keimte noch einmal Hoffnung im FCA-Lager auf. Doch es blieb beim 1:1.
Dem FCA und seinen Anhängern steht eine harte Saison bevor. Es geht erst einmal nur um den Klassenerhalt. FCA-Chef Hofmann hat dafür folgenden Losung ausgeben. „Für mich ist jeder Spieltag in Liga 1 ein Feiertag, für den es zu kämpfen gilt. Wenn das alle beherzigen, dann wird es auch ein zehntes Jahr Bundesliga geben. Ansonsten nicht.“
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