FCA-Kapitän Ermedin Demirovic war sichtlich froh, dass sein Arbeitstag zu Ende war. "Ich mag es ja körperlich, aber das heute war schon eine Nummer. Jetzt brauche ich erst mal die Eistonne", sagte er nach Abpfiff des 1:0-Sieges gegen den 1. FC Heidenheim. Der erfüllte alle Kriterien, die gemeinhin an eine Partie angelegt werden, das mit "Arbeitssieg" umschrieben ist: wenig Torchancen, wenig spielerische Höhepunkte und dafür viele, viele Zweikämpfe. Dass die auch Spaß machen können, zeigte nicht zuletzt Demirovic selbst, als er Mitte der zweiten Halbzeit eine Flanke des Heidenheimer Außenstürmers Jan-Niklas Beste weit in der eigenen Hälfte klärte – und sich dafür selbst mit der Becker-Faust feierte.
Der Sieg selbst sei hingegen einer gewesen, der die Entwicklung der Mannschaft bestätigte. "Wir spielen nun erwachsener. Wir schaffen es auch, solche Drecksspiele über die Ziellinie zu bringen", befand Demirovic. Das sah auch der Sportdirektor des FCA, Marinko Jurendic, so. Kein Spiel zum Zungeschnalzen sei es gewesen, aber "solche Spiele muss man erst mal gewinnen, wenn man eine Serie haben will." Bezeichnend, dass ein Abwehrspieler in dieser Partie das einzige Tor schoss: Jeffrey Gouweleeuw traf nach 22 Minuten nach einer Ecke zum einzigen Treffer. "Ein Tor von mir kommt nicht so oft vor, jetzt war es mal wieder an der Zeit." Das letzte Mal war das im April 2022, damals steuerte der Niederländer ein Tor zum 2:1-Sieg gegen Mainz bei.
Mit der Punkteausbeute des FC Augsburg ist noch kein Verein abgestiegen
Der Sieg am Samstagnachmittag war der dritte Erfolg in Serie. Mit nun 32 Punkten aus 25 Spielen, wie sie der FCA jetzt hat, ist in der Geschichte der Bundesliga noch nie ein Verein abgestiegen. Und tatsächlich müsste angesichts von 14 Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone schon viel schieflaufen, damit im Verein noch mal gezittert werden müsste. Stattdessen geht die Blickrichtung unweigerlich nach oben – und der Weg nach Europa ist da nicht weit.
Offiziell davon sprechen will beim FCA noch niemand, aber auf die Frage hin, ob er nun auf die Euphoriebremse treten will, antwortete Jurendic: "Wir bremsen gar nichts. Es ist wichtig, den Flow aufrechtzuerhalten, wenn man ihn hat. Es geht um Leistung, es geht ums Gewinnen." Mit Blick auf die noch anstehenden neun Spiele sagte der Sportdirektor: "Es sind noch 27 Punkte im Pott, wir dürfen uns nicht ausruhen." Angesichts der Stärken, die sich Augsburg mittlerweile erarbeitet hat, könnte dem Team ein großer Wurf gelingen: Endlich werden die knappen Spiele gewonnen, Torwart Finn Dahmen spielte nach langem Warten nun zum zweiten Mal in Folge zu Null, war bei der besten Chance der Heidenheimer, einem abgefälschten Schuss von Beste, zur Stelle und hatte auch das Glück, dass der Ball ins Aus statt ins Tor ging (10.).
FCA-Trainer Thorup freute sich für seinen Standard-Trainer Lars Knudsen
Selbst die zuletzt geschmähten Standardsituationen zünden jetzt. Dass das Tor aus einer Ecke entsprang, freute insbesondere Trainer Jess Thorup: "Ich bin sehr froh, dass wir das Tor durch einen Standard gemacht haben. Lars (Knudsen, der Standardtrainer, Anm. d. Red.) hat über Wochen mit der Mannschaft gearbeitet." Nun scheint sich die Arbeit auszuzahlen, auch wenn Heidenheims Trainer Frank Schmidt angesichts des Gegentors zürnte: "Wir haben bei der Ecke einen Gegner im Strafraum aus dem Stand abschließen lassen – das darf in der Bundesliga nicht passieren."
Ansonsten gab es für die Zuschauer wenig Torraumszenen, erwähnenswert war lediglich ein Schuss von Iago, den Kevin Müller noch an die Latte lenkte (67.). Ansonsten wurde das Spiel in der Abwehr entschieden. Dort war statt eines Offensiv- ein Defensivdreieck im Einsatz: Neben den Innenverteidigern Gouweleeuw und Uduokhai war Kristijan Jakic im Mittelfeld Herr der Lage.
Lob von FCA-Sportdirektor Marinko Jurendic für Kristijan Jakic
Der Winterneuzugang von Eintracht Frankfurt, für den Augsburg eine Kaufoption hat, lieferte erneut ein starkes Spiel ab, klärte bei Unkonzentriertheiten seiner Mitspieler und wird immer mehr zum wichtigen Faktor in der FCA-Defensive. Sonderlob gab es dafür von Sportdirektor Jurendic: "Er hat mit seiner Leistung gezeigt, wie wertvoll er in der zentralen Schaltstelle ist. Er läuft auch die dreckigen Wege, die man nicht sieht."
Der Weg des FC Augsburg soll hingegen weiter nach oben führen, befindet Kapitän Demiovic: "Wir sind in der Lage, jeden Gegner zu schlagen. Es gibt in dieser Liga keinen Gegner, vor dem wir Angst haben müssen." Beim nächsten Spiel in Wolfsburg hofft der 25-Jährige aber auf mehr Aktionen vor dem Tor: "Wenn man drei oder vier Abschlüsse hat und dann jubeln kann, macht das doch mehr Spaß."