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FC Augsburg: FCA-Geschäftsführer Michael Ströll: "Klarer Nachteil für den FCA"

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FCA-Geschäftsführer Michael Ströll: "Klarer Nachteil für den FCA"

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    Michael Ströll ist seit mehr als 13 Jahren beim FCA tätig, mittlerweile ist er als kaufmännischer Geschäftsführer für Marketing, Finanzen, Organisation und Personal zuständig.
    Michael Ströll ist seit mehr als 13 Jahren beim FCA tätig, mittlerweile ist er als kaufmännischer Geschäftsführer für Marketing, Finanzen, Organisation und Personal zuständig. Foto: Ulrich Wagner

    Herr Ströll, das große Thema bei der DFL-Versammlung am Donnerstag war die Zulassung von Zuschauern in den Stadien. Wie sehen Sie das beim FC Augsburg?

    Michael Ströll: Das ist momentan in Bayern klar definiert. Großveranstaltungen sind verboten. Es gibt nur Möglichkeiten, Theateraufführungen oder Gottesdienste mit bis zu 400 Menschen abzuhalten. Unserer Kenntnis nach wird das Verbot der Großveranstaltungen, und darunter fallen unsere Spiele, bis 31. Oktober so bleiben. Wir sind aber mit den örtlichen Behörden und Ämtern im engen Austausch, was unser Hygienekonzept betrifft. Wir haben verschiedene Varianten erarbeitet und sind auf alle Fälle vorbereitet. Stand jetzt sind die aber noch nicht relevant.

    Wie würden die Varianten aussehen?

    Ströll: Da es keine Freigabe für eine gewisse Anzahl an Zuschauern gibt, haben wir mehrere Szenarien skizziert. Eine Heranführung an den Normalzustand ist gut und wichtig, wir sind aber der Meinung, dass es dann um eine signifikante Zahl an zugelassenen Zuschauern gehen muss. Der jetzige Zustand ist noch einer, in dem man die Infektionszahlen genau im Blick haben muss. Wir können Argumente verstehen, die sagen, wir müssen wieder in Richtung Normalität kommen. Wir können aber auch Argumente verstehen, dass jetzt noch nicht der richtige Zeitpunkt ist, über volle Stadien zu diskutieren.

    Ströll: Der FCA bräuchte rund 5000 Zuschauer

    Bis zum 31. Oktober wird es also keine Zuschauer in der WWK-Arena geben?

    Ströll: Stand heute ist das die Auskunft.

    Wie viele Zuschauer bräuchte der FCA, um das Stadion kostendeckend zu betreiben?

    Ströll: Das wäre ein mittlerer vierstelliger Bereich, also ungefähr 5000 Zuschauer.

    Ist es ein mögliches Szenario, dass der FCA die Ulrich-Biesinger-Tribüne mit Sitzplätzen wie in der Europa-League-Saison aufrüstet?

    Ströll: Es ist ein Bestandteil des möglichen Konzepts, dass wir beide Varianten fahren können. Entweder wir belassen das Stadion so, wie es jetzt ist, oder wir erhöhen die Anzahl der Sitzplätze.

    Zur Person: Michael Ströll

    Michael Ströll (geb. am 1. Juni 1984 im oberpfälzischen Nabburg/Lkr. Schwandorf) arbeitet seit 13 Jahren beim FC Augsburg und ist seit 2016 kaufmännischer Geschäftsführer.

    Sein Vertrag läuft noch bis Juni 2024. Unter seiner Regie schrieb der FCA acht Jahre in Folge schwarze Zahlen.

    Im Geschäftsjahr 18/19 erwirtschaftete der FCA Erträge in Höhe von fast 95 Millionen Euro. Das TV-Geld war darin mit fast 59 Millionen Euro der größte Posten. Das waren rund 62 Prozent aller Einnahmen. Der Jahresüberschuss nach Steuern betrug demnach 9,6 Millionen Euro. (ötz)

    Wie empfinden Sie es, wenn in anderen Stadien Zuschauer zugelassen sind? Wäre da eine deutschlandweite Lösung nicht besser?

    Ströll: Eine deutschlandweite Lösung wäre definitiv besser und auch unser Wunsch, weil es die fairste Lösung wäre. Wir leben aber im Föderalismus, wo Bundesländer unterschiedlich entscheiden können. Ob das fair ist oder nicht, da kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Für den FCA ist es jedoch nicht förderlich, wenn wir auswärts vor den gegnerischen Fans antreten müssen, zu Hause aber unsere Anhänger nicht ins Stadion lassen dürfen.

    Ströll: Müssen beweisen, dass Stadionbesuch möglich ist

    So weit geht dann die Solidarität der Klubs nicht, dass es heißt: Entweder alle mit Zuschauern oder gar keiner?

    Ströll: Die Frage nach Solidarität ist in diesem Zusammenhang vielleicht nicht ganz die richtige. Es geht hierbei für die DFL auch darum, dass wir uns mit der Frage beschäftigen, wie wir es schaffen können, wieder eine vernünftige Anzahl an Zuschauern ins Stadion zu bekommen. Da kann ich Argumente nachvollziehen, die lauten, wir müssen langsam wieder unter Beweis stellen, dass ein Stadionbesuch grundsätzlich möglich ist. Jedoch kann ich auch Menschen verstehen, die sagen, dass das aktuelle Infektionsgeschehen eine große Anzahl an Zuschauern im Stadion noch nicht als sinnvoll erscheinen lässt.

    Union Berlin versucht ja alles, dass zum Saisonstart gegen den FCA Fans im Stadion sind.

    Ströll: Soweit wir wissen, haben sie für ihr Testspiel gegen Nürnberg bis zu 5000 Zuschauer genehmigt bekommen. Mit dieser Zahl müssen wir also auch für unser Bundesliga-Spiel in Berlin rechnen.

    Wir haben FCA-Stürmer Florian Niederlechner getroffen – und mit ihm über die kommende Bundesliga-Saison gesprochen. Hier können Sie sich die Podcast-Folge anhören:

    Es könnte also doch Wettbewerbsverzerrung sein, auch wenn das DFL-Chef Christian Seifert anders sieht.

    Ströll: Wettbewerbsverzerrung ist ein großes Wort. Fakt ist aber, dass es für den FC Augsburg ein klarer Nachteil ist.

    Wegen Corona: Millionenverluste beim FCA

    Sind aus Ihrer Sicht die Regeln in Bayern zu streng?

    Ströll: Das ist schwer zu beurteilen. Wir sind alle keine Fachmänner. Wir sehen, dass die Fallzahlen wieder steigen, was kein gutes Zeichen ist. Am Ende können wir als Verein wenig ausrichten, sondern müssen den Vorgaben der Politik folgen und versuchen, im Dialog unsere Argumente einzubringen.

    Wie hoch ist der finanzielle Verlust für den FCA, wenn längerfristig keine Zuschauer zugelassen sind?

    Ströll: Wir kalkulieren mit Einnahmeverlusten von circa 20 Millionen Euro bis zum Kalenderjahresende. Das ist nicht so einfach wegzustecken für einen kleinen Verein wie den FCA. Deshalb versuchen wir, auf der Ausgabenseite so viel wie möglich zu optimieren. Natürlich hat der Transfer von Philipp Max geholfen, die Verluste etwas abzumildern. Das ist aber kein Zustand, den wir die nächsten ein bis zwei Jahre durchhalten können. Wir hoffen, dass spätestens mit einem validen Impfstoff zu Beginn des neuen Jahres wieder normale Zustände in den Stadien herrschen.

    Sind Sie mit der Größenordnung des Max-Transfers mit letztlich etwa zehn Millionen Euro zufrieden?

    Ströll: Wenn wir mit dem Gesamtpaket nicht zufrieden gewesen wären, hätten wir dem Transfer nicht zugestimmt. Man muss aber berücksichtigen, dass Philipp Max uns mehrfach gebeten hat, ihm diesen Wechsel zu ermöglichen. Wir haben versucht, eine für alle Parteien zufriedenstellende Lösung zu finden. Nachdem das PSV-Angebot das erste Kaufangebot überhaupt war, das für ihn auf dem Tisch lag, haben wir in intensiven, aber fairen Gesprächen eine für alle Seiten vernünftige Lösung gefunden.

    Das heißt, das Geld ist nicht unbedingt dafür vorgesehen, sofort wieder investiert zu werden? Um zum Beispiel einen neuen Linksverteidiger zu holen?

    Ströll: Einen Teil des Geldes haben wir ja schon mit Robert Gumny in einen Rechtsverteidiger reinvestiert. Damit sind wir sehr gut aufgestellt. Mit Iago und Mads Pedersen haben wir bereits vergangenes Jahr zwei Linksverteidiger verpflichtet, die großes Potenzial haben.

    Es gibt kein Quarantäne-Trainingslager

    Die Situation bleibt weiter finanziell schwierig: Ist ein neuer Gehaltsverzicht der Spieler wieder ein Thema?

    Ströll: Wir bewerten die Situation regelmäßig aufs Neue. Da hilft es uns zum Beispiel auch, dass die DFL den Rechtsstreit mit Eurosport gewonnen hat, sonst hätte uns noch mehr Geld gefehlt. Das wären anteilig für den FCA ungefähr weitere drei bis vier Millionen Euro Mindereinnahmen gewesen. Wir beobachten die Entwicklungen und überlegen uns, welche Bereiche wir noch optimieren können.

    Christian Seifert spricht von der kompliziertesten Saison für die Bundesliga. Mit welchen Gefühlen gehen Sie in die Saison?

    Ströll: Grundsätzlich mit einem positiven Gefühl. Die Situation mit den Zuschauern gefällt uns natürlich nicht, das ist jammerschade. Dennoch freuen wir uns auf den Start, auch wenn uns bewusst ist, dass es schwieriger wird als in der vergangenen Saison. In der Nations- oder Europa League zum Beispiel reisen Vereine und Spieler ins Ausland, teilweise auch in Risikogebiete, das kann die Infektionsgefahr erhöhen. Aber wir haben eine eng getaktete Kontrolle durch die Tests und halten uns an sämtliche Vorgaben sowie wie die Hygienevorschriften.

    Gibt es Lockerungen bei den Vorschriften gegenüber dem Re-Start im Mai?

    Ströll: Es gibt zum Beispiel kein Quarantäne-Trainingslager wie in der vergangenen Saison, ansonsten sind die Maßnahmen sehr ähnlich.

    Das heißt, dass Training bleibt nicht-öffentlich?

    Ströll: Das haben wir noch nicht final geklärt und machen es auch von der Entwicklung des Infektionsgeschehens abhängig. Aber auch an mögliche öffentliche Trainingseinheiten müssen wir uns vorsichtig rantasten. Wenn die Fallzahlen wieder auf ein niedriges Niveau sinken, kann man sicherlich darüber nachdenken.

    Zuletzt war der Eindruck, dass einige Fans den FCA kritisch sehen. Ein guter Hinweisgeber sind die Dauerkarten. Wie ist da der Stand?

    Ströll: Die Kündigungsquote ist auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr. Wir haben eine treue Fanbasis und wissen das sehr zu schätzen.

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