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FC Augsburg: FCA-Gegner: Der beispiellose Absturz von Union Berlin

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FCA-Gegner: Der beispiellose Absturz von Union Berlin

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    Urs Fischer war als Trainer mit Union Berlin jahrelang sehr erfolgreich. Diese Saison folgte erst der Absturz und in dessen Folge Fischers aus bei den Köpenickern.
    Urs Fischer war als Trainer mit Union Berlin jahrelang sehr erfolgreich. Diese Saison folgte erst der Absturz und in dessen Folge Fischers aus bei den Köpenickern. Foto: David Inderlied, dpa

    Als Urs Fischer Ende August mit Union Berlin 4:1 beim Aufsteiger SV Darmstadt gewonnen hatte und den zweiten Spieltag in der Bundesliga als Tabellenführer beendete, schien das Märchen, das seit fünf Jahren im Ostteil der Hauptstadt spielte, einfach weiterzugehen. Der Union-Trainer schien den Erfolg anzuziehen wie ein Neodym-Magnet. Die werden auch als Supermagnete bezeichnet, weil einige das Sechshundertfache ihres Eigengewichts halten können. 4:1 gegen Mainz, 4:1 nach 70-minütiger Unterzahl gegen Darmstadt. Dazu hatte Sportdirektor Oliver Ruhnert den Kader mit den Neuzugängen Kevin Volland und Robin Gosens anscheinend auf ein neues Niveau gehoben. Der 31-jährige Volland, in Marktoberdorf geboren, war zuletzt für AS Monaco auf Torjagd gegangen. Der 29-jährige Gosens hatte für Inter Mailand verteidigt. Zudem stand der Transfer von Europameister Leonardo Bonucci (Juventus Turin) kurz bevor. Von Hertha sprach man außerhalb Berlins kaum mehr, Union war das Top-Thema.

    Leonardo Bonucci fehlt gegen den FCA verletzt

    Nicht einmal drei Monate später ist der 36-jährige Bonucci zwar da. Doch am Samstag (15.30 Uhr/Sky), wenn der FC Augsburg in der Alten Försterei antritt, fehlt der italienische Defensivstratege verletzt. Und Urs Fischer wird nicht mehr an der Seitenlinie stehen. Am Donnerstag der vergangenen Woche endete die Ära des Schweizers. Eine Serie von zuletzt 14 Spielen ohne Sieg und dem freien Fall nach neun Niederlagen in Folge in der Bundesliga auf den letzten Tabellenplatz hielt auch die ganz besondere Beziehung zwischen dem Schweizer und Union nicht aus. Fischer wollte nicht mehr, ließ sich auch in einem Gespräch mit Präsident Dirk Zingler nicht mehr umstimmen.

    2018 hatte Fischer Union übernommen, 2019 führte der 57-Jährige aus Triengen, einer kleinen Gemeinde bei Luzern, den Kultklub aus Ost-Berlin erstmals in der Vereinsgeschichte in die Bundesliga. Es war der Beginn einer unheimlichen Erfolgsgeschichte. Nach dem Klassenerhalt qualifizierte man sich im Folgejahr für die Conference League, ein Jahr darauf für die Europa League. Dann folgte Platz vier und damit die Qualifikation für die Champions League.

    Union mit guten Leistungen gegen Real Madrid und den SSC Neapel

    Dort zeigte Union gegen Neapel und Real Madrid durchaus respektable Leistungen, doch im Liga-Alltag und im Pokal lief alles schief. Und dann griffen auch in Köpenick die Marktmechanismen. Da konnten die Union-Fans Fischer auch nach der zwölften Niederlage in Folge im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt feiern wie bei der Aufstiegsparty. Wenn es ans Geld geht, platzt die romantische Patina schnell ab. Union ist längst auch ein Wirtschaftsunternehmen mit allen Zwängen.

    Investmentfonds ist bei Union Berlin an Bord

    2016 war zum Beispiel der Luxemburger Investmentfonds Quattrex mit 6,3 Millionen Euro eingestiegen. Dafür verkaufte Union Anteile an zukünftigen Medienerlösen. Der Deal war eine Wette auf den eigenen Erfolg. Die ging bisher auf. Allerdings ist das finanzielle Fundament noch recht dünn. Erstmals in der Vereinsgeschichte verzeichnete Union zum 30. Juni 2023 ein positives Eigenkapital in Höhe von 1,79 Mio. Euro. Ein dünnes Polster, wenn man bedenkt, dass in den Ausbau des Stadions und anderer Infrastruktur demnächst ein dreistelliger Millionenbetrag fließen soll.

    Sportlicher Erfolg ist da wichtig. Der ging mit dem Höhenflug in den neuen Sphären aber verloren. Mit den klangvollen Namen und den gestiegenen Ansprüchen konnte die Leistung auf dem Platz nicht mithalten. Aus dem verschworenen Haufen, der das von den Kluboberen gepflegte Image vom wehrhaften Underdog aus dem Osten auf dem Platz wirklich lebte, wurde nun eine normale Mannschaft, mit allen Rivalitäten und Konkurrenzdenken. Plötzlich stimmte die bis dahin so exzellente Mischung nicht mehr. Spiele, die man in der Vergangenheit noch auf wundersame Weise gewonnen hatte, verlor man jetzt. Automatismen funktionierten nicht mehr und vielleicht sprintete der eine oder andere Spieler für seinen Kollegen den Extra-Meter nicht mehr, der nötig gewesen wäre.

    Ex-FCA-Profi Rani Khedira fehlt wegen einer Roten Karte

    Auch für den Ex-Augsburger Rani Khedira lief es in dieser Saison bisher gar nicht. Fiel er zu Beginn lange mit einer Wadenverletzung aus, sah er gegen Werder Bremen die Rote Karte.

    Ex-FCA-Profi Rani Khedira fehlt Union wegen einer Rot-Sperre.
    Ex-FCA-Profi Rani Khedira fehlt Union wegen einer Rot-Sperre. Foto: Ulrich Wagner

    Die Folge: Sperre bis zum 26. November. Das Spiel gegen den FCA muss er sich von der Tribüne ansehen.

    Marie-Louise Eta ist die erste Frau als Co-Trainerin in der Bundesliga

    Die Verantwortung an der Seitenlinie werden Marco Grote und Marie-Louise Eta tragen. Bislang war der 51-jährige gebürtige Bremer und seine 32-jährige Co-Trainerin für die U19 zuständig. Eta, die aus Dresden stammt, ist die erste Frau, die in der Bundesliga einen Trainerposten inne hat.

    Union Berlins Interims-Co-Trainerin Marie-Louise Eta  stand am Montag das erste Mal mit dem Team auf dem Trainingsplatz.
    Union Berlins Interims-Co-Trainerin Marie-Louise Eta stand am Montag das erste Mal mit dem Team auf dem Trainingsplatz. Foto: Matthias Koch, dpa

    Sie wurde als Spielerin mit dem 1. FFC Turbine Potsdam von 2009 bis 2011 dreimal in Folge deutscher Meister und 2010 Champions- League-Sieger. Mit 26 beendete sie verletzungsbedingt ihre aktive Laufbahn.

    Am Montagnachmittag leiteten beide erstmals das Training, beide werden Union auch gegen den FCA betreuen. Grote plant auch noch nicht weiter. "Erst mal bis Augsburg. Alles andere weiß ich ehrlich gesagt nicht. Es ist auch nicht so, dass mich das sonderlich juckt", sagte der 51-Jährige bei seiner ersten Pressekonferenz nach dem Aus von Fischer. Gegen den FCA will Union die Negativserie beenden. Aber der FCA spielt gerne gegen Union. Seit sechs Bundesliga-Partien ist man ungeschlagen. Anfang Mai gewann der FCA zu Hause 1:0. Es war das bisher letzte Spiel ohne Gegentor.

    Als Fischer-Nachfolger werden Oliver Glasner und Steffen Baumgart gehandelt

    Präsident Dirk Zingler hatte angekündigt, dass die Trainersuche ein sorgfältiger Prozess sei, den man nicht unter Zeitdruck angehen wolle. Hoch gehandelt wird Oliver Glasner (zuletzt Frankfurt). Auch eine Lösung mit Steffen Baumgart, der zwar beim 1. FC Köln unter Vertrag steht, dort aber derzeit sportlich vom Glück verlassen ist, scheint nicht undenkbar. Baumgart hat Stallgeruch, stammt aus Rostock und spielte schon für Union. Auch Alfred Schreuder (früher TSG Hoffenheim) und sogar Weltstar Raul, der 46--Jährige ist gerade beim Nachwuchs von Real Madrid tätig, machen die Runde. 

    Und was macht Urs Fischer? Er wird Union auch nach seinem Aus weiter unterstützen. "Danke euch allen, bleibt gesund. Und vor allem: Durchbrecht diese Negativspirale", sagte der 57-Jährige in einem Video, das Union bei X (vormals Twitter) postete. "Ich werde sicher, wenn Union gegen Augsburg spielt, vor dem Fernseher sitzen und die Daumen drücken."

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