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FC Augsburg: FCA-Aufsichtsratsvorsitzender Müller: "Wir wollen einige Dinge anders machen"

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FCA-Aufsichtsratsvorsitzender Müller: "Wir wollen einige Dinge anders machen"

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    Der selbstständige Apotheker Thomas Müller fungiert seit 2018 als Aufsichtsratsvorsitzender des FC Augsburg. Bisher meist im Verborgenen. Doch mit dem Rücktritt von Klaus Hofmann rückt auch er in den Fokus.
    Der selbstständige Apotheker Thomas Müller fungiert seit 2018 als Aufsichtsratsvorsitzender des FC Augsburg. Bisher meist im Verborgenen. Doch mit dem Rücktritt von Klaus Hofmann rückt auch er in den Fokus.

    Herr Müller, es sind vier Monate vergangen seit dem Rücktritt von Klaus Hofmann. Der FCA hat immer noch keinen neuen Vorstandsvorsitzenden. Warum?

    Thomas Müller: Nach dem Rücktritt von Klaus Hofmann war uns im Aufsichtsrat zunächst wichtig, festzustellen, dass die Gremien weiterhin voll handlungsfähig waren und sind. Da dies gegeben war, haben wir entschieden, den Prozess in Ruhe und mit aller Sorgfalt anzugehen, um die beste Lösung für den FCA zu finden, nicht die schnellste. Wir haben uns innerhalb der Gremien mehrfach zusammengesetzt, die Situation analysiert – auch besprochen, was vielleicht in der Vergangenheit nicht optimal lief – und uns intensiv damit beschäftigt, was uns für die Zukunft des FCA wichtig ist und welche Eigenschaften ein neuer Präsident mitbringen muss.

    Wie wurden die festgelegt?

    Müller: Wichtig war uns dabei, dass wir uns in diesem Prozess mit möglichst vielen verschiedenen Interessengruppen wie Gremien, Fans, Sponsoren und Mitarbeitern austauschen und darauf basierend ein Profil erstellen, welches im Sinne des gesamten FCA ist. Es wurden daher viele Gespräche geführt und Meinungen zum Anforderungsprofil des zukünftigen Präsidenten eingeholt.

    Und wie sieht das Anforderungsprofil jetzt aus?

    Müller: Wir hatten in den letzten 20 Jahren mit Walther Seinsch und Klaus Hofmann zwei Präsidenten, die nicht nur den FCA, sondern auch die Investorenseite vertreten haben. Der Präsident ist der oberste Vertreter des e. V. und seiner Mitglieder. Um diese Position zukünftig zu stärken, soll er diese Interessen entsprechend vertreten und den Dialog mit den Mitgliedern verbessern. Dazu finden wir es wichtig, dass die Person einen regionalen Bezug hat und in der Stadt verwurzelt ist.

    Was ist außer dieser regionalen Verwurzelung noch wichtig?

    Müller: Das ist sehr vielfältig. Von Bedeutung sind auch eine starke Persönlichkeit und eine gewisse Unabhängigkeit ohne wirtschaftliche Eigeninteressen. Die Person sollte die Besonderheiten der Fußballbranche verstehen und gleichzeitig wirtschaftlichen Sachverstand mitbringen sowie Kommunikationsfähigkeit und soziale Kompetenz vereinen.

    Können Sie das etwas ausführen?

    Müller: Beim Punkt Persönlichkeit ist uns der Umgang miteinander wichtig, dass man sich auch zu kritischen Themen austauscht. Hier bedarf es jemandem, der sich Diskussionen und kritischen Themen stellt, aber trotzdem sachlich überzeugen kann. Wichtig ist uns auch, dass es nicht um das eigene Ego geht, sondern stets das Wohl des Vereins im Vordergrund steht. Durch eine Unabhängigkeit von möglichen wirtschaftlichen Eigeninteressen wahren wir auch die 50+1-Regel noch klarer. In der Vergangenheit hatten wir stets eine Bündelung sämtlicher Interessen durch die vorhandene Personen-identität. Dies bringt sicherlich auch Vorteile, schwächt letztlich aber auch die Position des e. V.

    Walther Seinsch war Vorstandsvorsitzender und gleichzeitig  Investor beim FC Augsburg.
    Walther Seinsch war Vorstandsvorsitzender und gleichzeitig Investor beim FC Augsburg. Foto: Ulrich Wagner

    Ist der bisherige Vorstand Gerhard Ecker ein Kandidat?

    Müller: Wir bitten um Verständnis, dass wir keine Namen kommentieren. Mit unserem erläuterten Anforderungsprofil ist es uns wichtig, dass wir keine Lösung aus einem bestehenden Gremium umsetzen.

    Gibt es schon einen Auserwählten?

    Müller: Wir befinden uns auf der Zielgeraden und sind sehr optimistisch, dass unser Wunschkandidat in Kürze zusagt.

    Was ist vor dem letzten Spiel der vergangenen Saison gegen Fürth passiert, dass Klaus Hofmann seinen Rücktritt erklärte? Er wollte ja Armin Veh in das sportlich verantwortliche Team holen.

    Müller: Ich kann verstehen, dass dieses Thema viele Menschen interessiert hat. Aber mir geht es um den FC Augsburg. Daher nehmen wir uns in den Gremien auch die nötige Zeit, um eine Nachfolgeregelung zu treffen. Klaus Hofmann ist aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Das gilt es zu respektieren. Daher werde ich mich nicht an Spekulationen beteiligen, sondern schaue nach vorne. Wir werden einen neuen Weg einschlagen, auf den wir unsere Mitglieder und Fans mitnehmen wollen.

    Hat er Fehler gemacht?

    Müller: Es geht nicht darum, Fehler bei einzelnen Personen zu suchen. Niemand ist fehlerfrei und es haben alle Fehler gemacht. Aber wir blicken nach vorne und werden einen neuen Weg gehen.

    Dass es unterschiedliche Meinungen gibt, ist normal. Aber warum ist Klaus Hofmann dann, für viele überraschend, gleich von allen Ämtern zurückgetreten?

    Müller: Klaus Hofmann hat ja betont, dass er seine Doppelfunktion beim FCA und seinem Unternehmen nicht mehr so ausführen konnte, wie er es sich vorgestellt hat. Das gilt es zu respektieren.

    Gab es den großen Knall?

    Müller: Dass es auch mal unterschiedliche Meinungen und Diskussionen gibt, ist doch vollkommen klar. Seine gesundheitlichen Probleme sowie die Belastung durch seine Firma kann man nicht wegdiskutieren. Nach dem Rücktritt und unserer Analyse ist jedenfalls bei uns die Erkenntnis gewachsen, dass es wichtig ist, jemanden vor Ort zu haben, der greifbar ist.

    Und was sagen Sie zu den Gerüchten, die um den Rücktritt aufkamen, dass WhatsApp-Nachrichten geleakt worden sind?

    Müller: Das kann ich nur entschieden zurückweisen. Ich finde es bedenklich, wenn derartige Spekulationen aufgemacht und weitergetragen werden. Wie gesagt, blicken wir nun nach vorne. Wir wollen einige Dinge anders machen. Es war sicher nicht alles schlecht, aber wir wollen mit unserem FCA und unseren Mitgliedern einen neuen Weg einschlagen.

    Haben Sie die Befürchtung, dass die Hofmann-Investoren GmbH diesen Weg nicht mitgehen will?

    Müller: Fakt ist, Klaus Hofmann hält seine Anteile weiterhin. Er hat aber auch schon mal angedeutet, dass er Regelungen treffen wird, um seine Anteile eventuell an den Verein zurückzugeben, in welcher Form auch immer das möglich ist. Ich bin jedenfalls sicher, dass es seine Intention ist, dass es mit dem FCA erfolgreich weitergeht.

    Klaus Hofmann hatte im Mai alle Ämter beim FCA niedergelegt.
    Klaus Hofmann hatte im Mai alle Ämter beim FCA niedergelegt. Foto: Ulrich Wagner

    Tut es das?

    Müller: Wir sind im Vergleich zu anderen Vereinen sehr gut durch die schwierige wirtschaftliche Corona-Situation gekommen. Aber auch uns trifft es: Ein gutes Beispiel sind die Zuschauerzahlen. Die Fans strömen aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr selbstverständlich ins Stadion. Wir müssen sportlich in Vorleistung gehen. Wir haben in den letzten Jahren zwar den Klassenerhalt gesichert, aber die Begeisterung wie in den ersten Bundesliga-Jahren konnte die Mannschaft nicht mehr entfachen. Jetzt haben wir einen jungen, kommunikativ starken Trainer, dem ich es zutraue, dass wir wieder erfolgreichen und attraktiveren Fußball spielen. Es bleibt für einen Verein wie den FCA aber immer eine Herausforderung, die Klasse zu halten, weil wir im Wettbewerb mit Vereinen stehen, die eine extreme Wucht haben.

    Die Kritik an der sportlichen Situation muss auch den Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter miteinbeziehen. Bisher gab es da kaum ein Korrektiv. Gibt es da Pläne, sich breiter aufzustellen?

    Müller: Sicherlich gibt es auch im sportlichen Bereich Dinge, die man besser machen kann. Das hat Stefan Reuter nach der Analyse der letzten Saison auch selbst deutlich gesagt. Aber ohne Stefan Reuter wären wir jetzt nicht im zwölften Jahr in Folge in der Bundesliga. Er hat maßgeblichen Anteil daran, weil er bei all seinen Entscheidungen immer die wirtschaftlichen Möglichkeiten betrachtet und so immer das langfristige Wohl des FCA im Blick hat. Natürlich überlegen wir uns auch, wie man die Verantwortung im sportlichen Bereich auf mehrere Schultern verteilen kann. Aber das sind Dinge, die der zukünftige Vorstandsvorsitzende in enger Abstimmung erörtern soll, um sich strategisch und im sportlich operativen Geschäft bestmöglich aufzustellen.

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