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FC Augsburg: Erst Prunkstück, jetzt Problemfall

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Erst Prunkstück, jetzt Problemfall

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    Gesprächsbedarf, wie ihn hier die Augsburger Sankoh (hinten) Callsen Bracker (links) und Bellinghausen beim 1:4 gegen Bayer Leverkusen mit dem Schiedsrichter hatten, besteht auch im Defensiv-Verbund des Aufsteigers.
    Gesprächsbedarf, wie ihn hier die Augsburger Sankoh (hinten) Callsen Bracker (links) und Bellinghausen beim 1:4 gegen Bayer Leverkusen mit dem Schiedsrichter hatten, besteht auch im Defensiv-Verbund des Aufsteigers. Foto: Schölhorn

    Normalerweise lässt sich Jos Luhukay so schnell durch nichts aus der Ruhe bringen. Freundlich und fast mit Engelsgeduld beantwortet der Trainer des FC Augsburg eigentlich jede Frage, die ihm gestellt wird. Doch wenn man Luhukay in diesen Tagen auf die Leistungen seiner Abwehrspieler anspricht, dann wird der Niederländer richtig laut.

    Im April 2009 trat Luhukay sein Amt beim FCA an, er ersetzte damals Holger Fach. Seitdem mauserte sich die Abwehr zum Vorzeige-Mannschaftsteil. In der Saison 2009/10, als man erst in der Relegation scheiterte, hatte der FCA mit 40 Gegentreffern die viertbeste Abwehr der zweiten Liga, im Aufstiegsjahr war man mit nur 27 Gegentoren der Klassenprimus. In dieser Saison musste Torhüter Simon Jentzsch aber schon zehn Mal hinter sich greifen. Vom Prunkstück zum Problemfall? Trainer Luhukay findet die Diskussion nicht in Ordnung: „Das ist nicht fair. Wir haben immer gesagt, dass wir ein Kollektiv sind. Wir kriegen im Moment unsere Gegentore, das wissen wir, aber wir nützen vorne auch nicht unsere Chancen. Darüber spricht aber kaum einer.“

    Warum die Viererkette derzeit alles andere als stabil ist, dafür gibt es einige Ursachen. Gerade beim 1:4 gegen Bayer Leverkusen waren die Schwächen unübersehbar. Das Wichtigste ist für Luhukay die fast komplette Neugestaltung der Viererkette: „Von den vier Spielern, die in der vergangenen Saison fast konstant gespielt haben, ist noch einer übrig. Das sagt schon alles.“

    Die Außenverteidigung Auf beiden Positionen musste Luhukay zuletzt improvisieren. Paul Verhaegh fällt auf der rechten Seite nach seiner Knieverletzung noch mindestens bis Mitte Oktober aus. Den eigentlichen Verhaegh-Konkurrenten, Dominik Reinhardt, will Luhukay nach seiner langen Verletzungspause erst langsam wieder heranführen. Darum verteidigte bisher Jan-Ingwer Callsen-Bracker einmal auf rechts. Gegen Leverkusen schlüpfte Hajime Hosogai in die Rolle. Beide können die Position spielen, erledigten ihren Job auch so gut sie konnten. Allerdings sind sie gelernte Mittelfeldspieler. Und das merkt man.

    Auf der linken Seite ist das Problem noch größer. Marcel de Jong war in den ersten drei Spielen bis zu seiner Verletzung eine Bank. Trainer Jos Luhukay wählte Lorenzo Davids als seinen Ersatz aus. Und an dem Niederländer scheiden sich die Geister. Für viele FCA-Fans ist er der große Buhmann. Doch Luhukay verteidigt seinen Neuzugang vehement: „Ich werde immer meine Spieler schützen. Ich habe ihn gefragt, ob er auf dieser Position aushelfen kann. Er hat sich in den Dienst der Mannschaft gestellt. Ich werde ihn jetzt dafür nicht kritisieren. Er ist aber ein linker Mittelfeldspieler und wurde dafür auch geholt.“ Axel Bellinghausen ist für Luhukay keine Alternative. „Wenn er das wäre, hätte er dort gespielt.“

    Die Innenverteidigung Das bewährte Innenverteidiger-Duo Gibril Sankoh und Uwe Möhrle gibt es heuer nicht. Zuerst war Sankoh gesperrt, dann ersetzte Luhukay Möhrle durch Jonas de Roeck. Überraschend für Außenstehende. Denn Luhukay hatte Möhrle vor der Saison zu seinem Kapitän ernannt. Eigentlich ein Vertrauensbeweis. Luhukay will darüber nicht groß reden. Er sagt nur: „Uwe hat die Möglichkeiten am Anfang gehabt. Aber er hat seine Leistung, die er die vergangenen beiden Jahre gezeigt hat, bisher nicht abrufen können. Das ist so. Die Saison ist noch früh. Es wird genügend Möglichkeiten geben für Spieler, die bisher nicht eingesetzt wurden. Dies gilt auch für Uwe.“ Vielleicht schon gegen Hertha?

    Fakt ist: Gerade gegen Leverkusen zeigte das Duo Sankoh/de Roeck große Schwächen. Alle vier Tore fielen durch die Abwehrmitte. Allerdings zählt die Offensive von Leverkusen zu der besten der Liga.

    Lehrgeld Luhukay sagt: „Wir haben mit Leverkusen gegen eine der stärksten Mannschaften der Liga gespielt. Man wird mit Spielern konfrontiert, die eine ganz andere Qualität haben als bisher. Wir müssen uns daran gewöhnen. Daran arbeiten wir hart. Wir alle.“

    TransfersLuhukay sagt: „Wir sind nicht eine Top-Mannschaft der Bundesliga, die jeden Spieler eins zu eins ersetzen kann. Und jede Position doppelt besetzt hat. Das wissen wir, damit müssen wir leben.“ Auf der Suche nach einem zusätzlichen linken Verteidiger holte sich der FCA einige Absagen, bestätigt Luhukay: „Klar haben wir nach einem Linksverteidiger gesucht. Aber auf dieser Position haben wir aus unterschiedlichsten Gründen keine Doppel-Besetzung. So ist es eben.“

    Ausblick Marcel de Jong wird wohl am Samstag in die Startaufstellung zurückkehren: „Wenn er fit ist, wird er spielen“, sagt Luhukay.

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