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FC Augsburg: Ermedin Demirovic wird für den FCA immer wertvoller

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Ermedin Demirovic wird für den FCA immer wertvoller

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    Ermedin Demirovic kostet diesen Moment aus. Gegen Borussia Dortmund erzielte er die 1:0-Führung. Im Hintergrund protestieren die Dortmunder wegen eines vermeintlichen Foulspiels vor dem Treffer.
    Ermedin Demirovic kostet diesen Moment aus. Gegen Borussia Dortmund erzielte er die 1:0-Führung. Im Hintergrund protestieren die Dortmunder wegen eines vermeintlichen Foulspiels vor dem Treffer. Foto: Ulrich Wagner

    Schon auf dem Rasen hatte Ermedin Demirovic eine klare Meinung vertreten, im Nachgang des 1:1 gegen Borussia Dortmund änderte sich daran nichts. "Für mich ist das kein Foul. Fußball ist ein Kontaktsport", betonte der Angreifer des FC Augsburg. Dem 1:0 von Demirovic war in der 23. Minute ein Zweikampf mit Dortmunds Nico Schlotterbeck vorausgegangen. Beide klammerten kurz im Ringen um den Ball, aber nur der BVB-Verteidiger fiel. Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck hatte die Szene laufen lassen - und blieb auch nach Studium der Videobilder bei seiner Entscheidung.

    Die Dortmunder hatten protestiert, Demirovic hatte dafür allerdings wenig Verständnis. "Klar, gebe ich ihm ein bisschen einen mit, aber das ist dann in dem Moment vielleicht auch clever. Wir schauen beide zum Ball, ich stelle meinen Körper rein." Wenn das ein Foul sei, habe sich der Fußball komplett verändert, meinte der FCA-Stürmer. "Deswegen bin ich sehr glücklich, dass der Schiedsrichter dann den Mut hatte, das so zu entscheiden. Das habe ich ihm auch gesagt."

    Ermedin Demirovic: "Den Schlotti kenne ich so lange. Der kann das ab, der ist eine Maschine"

    Wenn man so möchte, war es eine Freiburger Szene. Schiedsrichter Jöllenbeck wird der Stadt im Breisgau zugeordnet, zugleich spielten Schlotterbeck und Demirovic einmal beim dortigen Sportklub zusammen. Demirovic gab kurz Einblicke in die Vergangenheit, um die Szene einzuordnen. "Den Schlotti kenne ich so lange. Der kann das ab, der ist eine Maschine. Ich hab‘s ihm schon gesagt: 'Ein bisschen ist das deine Schuld.' Wir haben zusammen angefangen mit dem Krafttraining, am Ende habe ich mich da durchgesetzt." Sein ehemaliger Mitspieler sei ein überragender Spieler, körperlich extrem gut. "Wenn wir uns morgen hören, wird er wahrscheinlich eingestehen, dass man kein Foul pfeifen muss."

    Der Treffer zählte also. Nach dem gewonnenen Duell gegen Schlotterbeck hatte Demirovic auch BVB-Torhüter Gregor Kobel überwunden. Längst hat Demirovic Mergim Berisha vergessen gemacht, der in der vergangenen Saison noch bester Augsburger Torschütze war. In 15 Begegnungen hat der Nationalspieler aus Bosnien-Herzegowina bereits acht Treffer erzielt und fünf Vorlagen geliefert. Damit hat er bereits die Trefferzahl der kompletten vergangenen Spielzeit erreicht. "Überglücklich" sei er mit der Ausbeute, so Demirovic. Es sollen einige noch dazu kommen. Mit einem Schmunzeln fügte er hinzu: "Wir sollten aber nicht zu gierig werden."

    In den vergangenen Wochen und Monaten hat der 25-Jährige stetig seine Bedeutung beim FCA gesteigert. Formal, indem er vor Saisonbeginn zum Kapitän bestimmt worden war, sportlich, indem er auf dem Feld die Richtung vorgibt und mit Torbeteiligungen für Punkte sorgt. Bei den jüngsten Unentschieden gegen Hoffenheim, Berlin und Dortmund (alle 1:1) erzielte er die Augsburger Treffer, bei den Toren gegen Frankfurt (2:1) leistete er die Vorarbeit. Demirovic macht sich nicht nur sprichwörtlich immer wertvoller. Als er im Sommer 2022 im Tausch gegen Michael Gregoritsch vom SC Freiburg nach Augsburg wechselte, betrug sein Marktwert sechs Millionen Euro. Inzwischen stuft ihn das Branchenportal Transfermarkt.de bei 20 Millionen Euro ein. Im Sommer gab es Gerüchte, der BVB wäre an Demirovic interessiert. Am Samstag hätten die Dortmunder den FCA-Angreifer gut gebrauchen können ob ihrer ungenutzten Tormöglichkeiten. 

    Demirovic fühlt sich in Augsburg wohl, schließt aber einen Wechsel nicht aus

    Demirovic, in Hamburg geboren, hat für sein Alter schon viel erlebt. Nach der Ausbildung bei RB Leipzig warteten schwierige Jahre in Spanien auf ihn. Zwischenzeitlich dachte er ans Aufhören, erst im beschaulichen St. Gallen kamen Freude und Erfolge zurück. In Freiburg erfüllte sich der Traum von der Bundesliga, in Augsburg hat er endlich den Stellenwert innerhalb eines Teams, den er sich stets gewünscht hat. Hinzu kommt, dass Demirovic einen neuen Berater hat, weil er mit dem alten "unzufrieden" war und der Kontakt nicht in seinem Sinne vorhanden war. Ein Zeichen, dass er nach mehr strebt und Augsburg nicht die letzte Station sein muss. Keiner müsse aber Angst haben, dass er den FCA kurzfristig verlasse, betont er. "Ich fühle mich wohl hier. Ich habe Tausende Male gesagt, dass ich mir das doppelt und dreifach überlegen würde, wenn es wirklich einen Interessenten geben würde." Ausschließen möchte er allerdings nichts. "Schauen wir mal, was die Zukunft bringt."

    Sportdirektor Marinko Jurendic, 46, freut die Entwicklung von Demirovic. Er überträgt die Situation des Einzelnen auf die der gesamten Mannschaft. "Es zeigt, dass die Entwicklung stimmt." Natürlich strebe er an, dass Spieler lange beim FCA bleiben und eine Identität schaffen. "Aber wir wissen, wie die Realität im Fußball ist. Vor der dürfen wir nicht die Augen verschließen." Sportliche und wirtschaftliche Aspekte müssten in Einklang gebracht werden, erklärt Jurendic. Entsprechend ist kein Spieler unverkäuflich. Auch nicht Demirovic. 

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