Eine kurze Verabschiedung, dann war Mergim Berisha schon im Treppenhaus der WWK-Arena verschwunden. "Ciao, schönes Wochenende", rief er noch den Wartenden zu. Berisha hatte am Samstag nicht seine beste Leistung gezeigt. Einen Tag nach seiner erstmaligen Nominierung für die deutsche Nationalmannschaft tat sich der Stürmer des FC Augsburg beim 1:1 gegen Schalke 04 nicht besonders hervor. Im Gegenteil: An diesem sonnigen Nachmittag war er einer der schwächsten Augsburger Profis.
Das hatte mit der kompakten Schalker Defensive zu tun und einem hartnäckigen Maya Yoshida, der wenige Freiräume zuließ. Eine ordentliche Leistung bescheinigte Augsburgs Trainer Enrico Maaßen seinem Angreifer dennoch. Mit dem Wissen, dass Berisha vor allem gegen Topteams häufig deutlich besser auftritt. Weil er dort motivierter ist? Maaßen sagte aber auch: "Mergim hat außergewöhnliche Fähigkeiten." Sonst hätte ihn Bundestrainer Hansi Flick nicht erstmals für seinen Kader nominiert. Acht Tore sind ein klares Zeichen.
Berisha könnte bei Flick zum Einsatz kommen
Berisha hatte sich sehr über die Nominierung gefreut. Ein Traum sei in Erfüllung gegangen, hatte er am Freitag über den FCA verbreiten lassen. Auch bei den Augsburger Verantwortlichen war die Freude groß, dass es einer ihrer Spieler in den Kader geschafft hatte. "Das ist eine tolle Erfahrung für ihn. Er hat lange für diesen Traum gekämpft", sagte Maaßen. Hansi Flick möchte gegen Peru sowie Belgien viel testen und probieren. Es kann also gut sein, dass die Neulinge wie Berisha Spielzeit bekommen. "Vielleicht macht er dort ein Tor", sagte Maaßen. Mit dem Wissen, dass sein Stürmer in diesem Fall mit einem Hochgefühl zurückkehren würde.
Berisha also ist bei Flick dabei, Arne Maier könnte bald auch eine Rolle spielen. Der 24-Jährige war Kapitän der deutschen U21, die vor zwei Jahren Europameister wurde. Mit ihm im Team damals: Mergim Berisha. Der Stürmer ist mit seiner Nominierung nun einen Schritt voraus. Maier aber tut alles, um ihn wieder einzuholen. Er erzielt mittlerweile sogar Tore. Lange Zeit schleppte er den Makel mit sich herum, nicht torgefährlich zu sein. Das hat sich in diesem Kalenderjahr geändert. Vor dem Treffer am Samstag gegen Schalke hatte er auch in Dortmund und gegen Bremen getroffen.
Für André Hahn ist die Saison beendet
Grundstein für diesen Wandel ist die neue Position. Statt im Zentrum spielt Maier nun auf der rechten Offensivseite. "Er hat auf dieser Position einen enormen Wert für uns entwickelt", sagte Maaßen, "er hat in allen Bereichen einen richtigen Schritt gemacht." Weil er mit seinem Team intensiv mit Maier arbeitet. Viel Videostudium stand an - es hat sich gelohnt. "Er hat jetzt mehr Tiefe im Spiel, was auch an der neuen Postion liegt", sagte Maaßen. "Ich fühle mich auf dieser Postion einfach wohl", meinte Maier. Er hatte etwas Eingewöhnungszeit gebraucht, nun aber hat er für sich entdeckt, dass es nicht immer das Zentrum des Spielfelds sein muss, um zu glänzen. "Das Wichtigste ist, dass ich auf dem Platz stehe und der Mannschaft helfen kann", so Maier.
Das würde auch André Hahn wieder gerne tun. Am Samstag aber humpelte er auf Krücken durch das Stadion. Er war ein zweites Mal am Knie operiert worden, weil die Vernarbungen Probleme machten. Die Operation war nicht geplant und wirft ihn zwei, drei Wochen in seinem Genesungsplan zurück. Ein Comeback in dieser Saison, wie erhofft, ist so nicht mehr möglich. Hahns Vertrag läuft im Sommer aus. Wie und wo es weitergeht, weiß er noch nicht.