Vom Punsch habe er schon probiert, richtig gut geschmeckt habe ihm aber dieser Wein mit der Schokoladennote, meint Kevin Mbabu. Der Rechtsverteidiger des FC Augsburg betätigt sich an diesem Abend abseits des Rasens. Steht in der Almhütte auf dem Augsburger Christkindlesmarkt, schenkt Glühwein, Punsch und andere Heißgetränke aus. Zu den Pflichten eines Fußballprofis gehören nicht nur Trainings und Spiele, ebenso Autogrammstunden in Möbelhäusern, das Turnbeutelverteilen in Schulen oder gemeinnützige Aktionen des Klubs. Mbabus Gastroqualitäten sind Teil der Aktion "Firma mit Herz". Von jedem verkauften Getränk wird ein Euro an die Kartei der Not gespendet, das Leserhilfswerk der Augsburger Allgemeinen.
Am Wochenende wird Mbabu wieder seiner Kernkompetenz nachgehen. Wird auf Rasen statt Brettern stehen. Nicht mehr der gute Zweck steht im Fokus, sondern das Punkten in der Bundesliga. Obendrein empfangen die Augsburger einen äußerst attraktiven Gegner. Gegen Borussia Dortmund bestreiten sie das letzte Heimspiel dieses Jahres (Samstag, 15.30 Uhr/Sky). Die jüngste Niederlage in Bremen wirkte sich nach zuvor sechs Spielen ohne Niederlage nicht dramatisch aus., da sich der FCA zuvor ein Polster auf die Abstiegszone geschaffen hatte. Gegen Dortmund und in Stuttgart (Mittwoch, 20.30 Uhr) wartet die Kür nach zuvor erledigter Pflicht.
Gegen Bremen kehrte Kevin Mbabu zurück in die Startelf des FCA
Gegen Frankfurt hatte Trainer Jess Thorup Rechtsverteidiger Mbabu erstmals in die Startelf beordert. Zuvor hatte Robert Gumny den Vorzug erhalten, der in den ersten Spielen unter Thorup aufblühte. Mbabu beschreibt seine Situation: "Ich habe die Verletzung gehabt. Dann ist der neue Trainer gekommen und die Mannschaft hat gewonnen. In dieser Phase musste ich Geduld haben und auf eine neue Chance warten." Weil er seine Aufgaben als Einwechselspieler im Auswärtsspiel bei Union Berlin (1:1) und beim 2:1 gegen Frankfurt ordentlich erfüllt hatte, stand Mbabu auch gegen Bremen vom Anpfiff weg auf dem Platz. Auch wenn Mbabu seine Leistung als "ganz okay" einstuft, gegen Dortmund könnte Thorup wieder auf Gumny setzen.
Die Niederlage in Bremen sei ein kleiner Dämpfer gewesen, erklärt Mbabu. Letztlich hätte sich in den vergangenen Wochen allerdings vieles zum Guten entwickelt. Vor allem in den Heimspielen hätte man die Vorgaben des Trainers umsetzen und in Punkte ummünzen können. "Zu Hause haben wir unter dem neuen Trainer gezeigt, dass es sehr schwer ist, uns Punkte abzunehmen", so der Spieler. Aggressiv spielen, die Struktur behalten und als Mannschaft agieren – das müsse man wieder umsetzen. Auch für ihn persönlich hat sich das Aufgabenspektrum erweitert. Einerseits soll Mbabu mit dem Offensivspieler vor ihm rotieren und so die gegnerische Abwehr verwirren; andererseits soll er in der Innenverteidigung helfen, wenn ein Angriff über die gegenüberliegende Seite initiiert wird.
Im Sommer hatte der FCA den Spieler unmittelbar vor Ende der Wechselfrist vom englischen Erstligisten FC Fullham für eine Saison ausgeliehen. Auf der Insel war der Schweizer mit Wurzeln in der Demokratischen Republik Kongo nicht wirklich glücklich geworden. Partien, wie jene gegen das Top-Team aus Dortmund, kann der Rechtsverteidiger als Bühne nutzen. Kann zeigen, dass er sich der Angriffe eines Reus, Malen oder Adeyemi erwehren kann.
Borussia Dortmund kommt mit Erfolg im Europapokal nach Augsburg
Dortmund und dessen Trainer Edin Terzic stehen in der Liga unter Druck, haben in der Champions League jedoch trotz extrem schwerer Gruppe souverän als Gruppenerster das Achtelfinale erreicht. Am Mittwoch rang der BVB dem europäischen Spitzenteam Paris St. Germain ein 1:1 ab. Mbabu hat sich die Partie angesehen, hebt die individuelle Klasse der Dortmunder hervor. Die jüngsten Spiele gegen Leipzig und Paris hätten wahrscheinlich Energie gekostet. "Vielleicht sind sie etwas müder, wenn sie gegen uns spielen." Aber darauf werde man sich nicht verlassen können, fügt der Spieler mit den auffälligen Rasta-Zöpfe hinzu.
Nach dem Spiel in Stuttgart verabschieden sich Mbabu und seine Mitspieler in die kurze Weihnachtspause. Der 28-Jährige wird ein paar ruhige Tage im Kreis der Familie verbringen, sich mit Freunden treffen und noch einen kurzen Urlaub im Süden einstreuen. Mit einem Lächeln sagt er: "Ich brauche ein bisschen Sonne und Zeit, um mich zu erholen." Kraft tanken, um im neuen Jahr Ziele anzugehen. Mit dem FCA möchte er eine stressfreie Spielzeit ohne Abstiegskampf absolvieren, zudem hofft er noch auf eine Teilnahme an der Europameisterschaft. Sein bislang letztes Länderspiel für die Schweiz hat Mbabu im Juni 2022 bestritten, letztmals in den Kader berufen wurde er vor 15 Monaten. Für die Nationalmannschaft, kurz "Nati" genannt, zu spielen, sei immer sein Ziel, bekräftigt Mbabu. "Das war immer mein Traum als Kind. Ich denke, ich kann das wieder schaffen."