So viel Zeit musste am Mittwochvormittag sein. Als Trainer Enrico Maaßen alle fünf Winter-Neuzugänge des FC Augsburg zum ersten Mal zusammen auf dem Trainingsplatz begrüßte, standen Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter und Finanz-Geschäftsführer Michael Ströll zusammen am Spielfeldrand, beobachteten die lockere Trainingseinheit und atmeten während ihrer Einkaufstour einmal durch. Denn innerhalb von zehn Minuten hatte die FCA-Medienabteilung kurz zuvor die Pressemitteilungen mit den Vertragsunterschriften von Kelvin und Irvin verschickt und den vorzeitigen Wechsel von Florian Niederlechner, 32, zu Hertha BSC bekannt gegeben.
Florian Niederlechner geht zu Hertha BSC, dafür kommen drei junge Stürmer
Damit sind die Transferbemühungen des FCA im Offensivbereich abgeschlossen. Mit dem 20-jährigen Dion Beljo, dem 22-jährigen Yeboah und dem 25-jährigen Cardona hat der FCA nicht nur seine Offensivabteilung deutlich verjüngt, sondern auch quantitativ und qualitativ verstärkt. Davon sind Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter und Trainer Enrico Maaßen überzeugt.
Im bevorzugten 4-4-2-System werden Beljo und Yeboah im Sturmzentrum mit Platzhirsch Mergim Berisha, 24, konkurrieren. Cardona, der auch als Mittelstürmer agieren kann, soll aber vor allem als Ersatz für den Langzeitverletzten Andre Hahn zusammen mit Arne Maier, 24, auf der rechten Außenbahn agieren. Links sind dafür Ruben Vargas, 24, und Ermedin Demirovic, 24, vorgesehen. Damit hat der FCA eine der entwicklungsfähigsten Offensivabteilungen der Liga. Ganz nach dem Geschmack von Trainer Maaßen, der als Talente-Förderer gilt.
Kelvin Yeboah begeisterte beim Sturm Graz mit 20 Toren
Diesen guten Ruf hat der FCA bisher erfolgreich eingesetzt. Bei Beljo, der drei Millionen Euro kostete, und auch bei Kelvin Yeboah war Maaßen maßgeblich involviert: „Ich kenne Kelvin schon sehr, sehr lange“, hatte Maaßen am Montag am Rande des Neujahrsempfanges der FCA-Sponsoren gesagt. Denn Yeboah legte in Österreich zuerst bei der WSG Tirol und dann bei Sturm Graz eine spektakuläre Entwicklung hin. In Graz erzielte der italienische U21-Nationalspieler in 45 Pflichtspielen 20 Tore. Damit machte er den italienischen Erstligisten CFC Genua auf sich aufmerksam, der den gebürtigen Ghanaer dann im Januar 2022 für 6,5 Millionen Euro verpflichtete.
Doch nach dem Abstieg in die Serie B wechselte der Spielstil. Genua war nicht mehr der Außenseiter, sondern der Favorit, dem die Gegner viel Ballbesitz gestatten. Yeboah passte nicht mehr dazu. Denn er gilt als Pressingstürmer, der bei 1,85 Meter Körpergröße unheimlich schnell ist. Maaßen hat so etwas gesucht. „Er hat wahnsinnig viel Potenzial. Jetzt gilt es, das wieder abzurufen, was er vor einem Jahr gezeigt hat.“
Neuzugang Irvin Cardona von Stade Brest ist ein vielseitiger Offensivspieler
Das Gleiche hat er auch mit Irvin Cardona vor. Der Stürmer war lange Stammspieler beim französischen Erstligisten Stade Brest. Stand bei 110 Punktspielen 51 Mal in der Startelf. Doch als er im vergangenen Sommer und auch jetzt noch einmal im Winter bekräftigte, seinen auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängern zu wollen, war er außen vor. Der FCA ergriff die Möglichkeit und holte ihn nach Augsburg. „Wir haben immer betont, dass wir den Markt aktiv im Auge behalten und versuchen Qualität dazuzuholen, wenn sich eine Möglichkeit für uns ergibt. Mit Irvin Cardona bekommen wir einen vielseitigen Offensivspieler, der Enrico Maaßen in der Offensive auf vielen Positionen weitere Optionen bietet“, erklärte Stefan Reuter, der zusammen mit Ströll jetzt schon fünf Winter-Neuzugänge abgewickelt hat.
Neben den drei Stürmern hat der FCA mit Arne Engels, 19, und David Colina, 22, auch zwei Spieler für die erweiterte Defensivabteilung geholt. Während der Kroate Colina, von Hajduk Split gekommen, wohl den Brasilianer Iago, der unbestimmte Zeit mit Achillessehnenbeschwerden ausfällt, als linker Verteidiger ersetzen wird, soll der Belgier Engels langsam herangeführt werden.
Der Trainer fordert noch einen Neuzugang im defensiven Mittelfeld
Im Test gegen Wolfsburg spielte er im defensiven Mittelfeld, doch für den Bundesliga-Restart am Sonntag (15.30 Uhr) bei Borussia Dortmund ist er wohl noch nicht vorgesehen, auch wenn beim FCA dort Personalnot herrscht. Carlos Gruezo will nicht mehr für den FCA auflaufen und würde sich wohl gerne dem MLS-Klub San Jose anschließen, Niklas Dorsch trainiert nach seiner langen Verletzungspause zwar wieder, hat aber noch keine Minute gespielt. So stehen auf dieser Position derzeit mit Elvis Rexhbecaj und Julian Baumgartlinger nur zwei ausgebildete Sechser zur Verfügung.
Ist neben Tim Breithaupt auch Ron Schallenberg vom SC Paderborn ein Kandidat?
Kein Wunder, dass Maaßen dort noch mindestens eine Verstärkung fordert. Er bevorzugt dabei eine deutsche Lösung. Womöglich aus der 2. Bundesliga. Ganz oben auf der Liste steht wohl Tim Breithaupt, 20, vom Karlsruher SC. Aber auch Ron Schallenberg, 24, vom SC Paderborn scheint die Scoutingabteilung ins Visier genommen zu haben. Das Transferfenster ist bis zum 31. Januar geöffnet. Die Pause von Reuter und Ströll war am Mittwoch nur von kurzer Dauer.