Der FC Augsburg hat sich als unfreiwilliger Krisenhelfer für den gebeutelten Hauptstadtklub Hertha BSC erwiesen. Anstatt den Vorsprung mit einem Sieg auf neun Punkte auszubauen und damit die Hertha noch tiefer in die sportliche Depression zu stürzen, verlor der FCA zu Hause mit 0:1 (0:1). Damit sind es nur noch drei Zähler Vorsprung und der FCA steckt wieder mittendrin im Ringen um den Klassenerhalt.
Dabei musste FCA-Trainer Markus Weinzierl schon vor der Partie einen personellen Rückschlag verkraften. Stürmer Florian Niederlechner und Außenbahnspieler Marco Caligiuri wurden während der Woche positiv auf Corona getestet und befinden sich in Quarantäne. Die beiden ersetzte Weinzierl durch Michael Gregoritsch und Alfred Finnbogason. Zudem rückte Mads Pedersen nach überstandener Corona-Infektion wieder in die Startelf. Für ihn musste Ruben Vargas auf die Bank. Eine etwas defensivere personelle Entscheidung. Gegenüber dem 0:1 gegen den FC Bayern waren es also drei Änderungen.
Der FCA und die Hertha veränderten ihre Kader vor dem Spiel
Schon am Donnerstag bei der Spieltagspressekonferenz hatte Weinzierl angedeutet, dass die beiden erfahrenen Offensivspieler fehlen könnten. „Daniel Caligiuri und Florian Niederlechner bereiten mir Sorgen. Es wird abgeklärt, wann und ob sie zur Verfügung stehen.“ Dass sie eventuell an einer Covid-19-Infektion erkrankt sein könnten, erwähnte er nicht.
Auch Hertha-Trainer Felix Magath veränderte seinen Kader. Er griff nach der Pleite im Derby gegen Union Berlin durch und änderte seine Startelf auf fünf Position. Dafür durfte der Ex-Augsburger Marco Richter wieder von Beginn an ran. Auch Kevin Prince-Boateng sollte mit seiner Routine im Abstiegskampf helfen. Ishak Belfodil, 30, hatte Magath schon vor der Abreise aus Berlin aus dem Kader gestrichen. Er sei für die kampfbetonte Partie nicht der Richtige, meinte Magath vor der Partie.
Mit sechs Punkten aus der englischen Woche, hatte sich der FCA mit 32 Punkten vor dem Duell mit dem Tabellen-17- Hertha (26 Punkte) eine gute Ausgangsposition geschaffen. Die ist nun erst einmal verspielt.
„Es ist kein Endspiel, aber ein Matchball“, sagte Weinzierl vor der Partie bei Sky. Den seine Mannschaft vergab. Für Finnbogason hatte sich Weinzierl entschied, weil „Alfred ein Top-Stürmer für uns ist, seit drei Wochen wieder im Training ist und brennt“.
Der Isländer stand zuletzt am 31. Oktober 2021 beim 4:1-Heimsieg gegen den VfB Stuttgart in der Anfangsformation. Damals erzielte Finnbogason einen Treffer. Ein gutes Omen?
Seine Chancen verwandelte der FCA nicht
Es schien so. Denn nach zehn Minuten hatte der Isländer die erste große Chance. Nach einer leicht abgefälschten Flanke von Hertha-Leihgabe Arne Maier nahm der Isländer der Ball aus der Luft. Aber ohne Druck und genau auf Hertha-Torhüter Marcel Lotka. Danach begann ein intensiver Abstiegs-Abnützungskampf mit wenigen spielerischen Mitteln, dafür mit vielen Zweikämpfen, viel Leidenschaft, Nickeligkeiten und vollem Einsatz.
Wie in der 15. Minute als Niklas Drosch und Santiago Ascacibar mit den Köpfen zusammenprallten und beide erst nach minutenlanger Behandlung nur mit Turban weiterspielen konnten.
In der 26. Minute steckten dann auch noch Reece Oxford gegen David Selke und Jeffrey Gouweleeuw gegen Kevin Prince Boateng bei einer Rudelbildung ihr Revier ab. Keiner wollte im Abstiegskampf einen Millimeter zurückweichen.
Dass die zweite FCA-Chance, die einer Erwähnung wert war, nach einem Foul aus einem Freistoß entstand, verwunderte nicht. Michael Gregoritsch zog aus über 30 Metern ab und der Ball flog nur knapp über die Querlatte des Hertha-Tores. Die Berliner waren auch nur halbgefährlich. Daran konnte auch Marco Richter zunächst nichts ändern, der bei FCA-Linksverteidiger Iago gut aufgehoben war.
Nach der Niederlage gegen Hertha steht der FCA wieder unter Zugzwang
Bis zur 49. Minute. Iago führte auf der eigenen linken Abwehrseite einen Einwurf aus, kam wieder an den Ball, produzierte einen Fehlpass, kam dann Richter nicht mehr hinterher, der quer in die Mitte spielte und dort künstelte Suat Serdar den Ball mit einem Hakentrick durch die Beine von FCA-Torhüter Rafal Gikiewicz zum 1:0 für die Berliner ins Tor. Es sollte das einzige Tor der Partie bleiben.
Die rund 1200 mitgereisten Hertha-Fans, die ihre Mannschaft nach dem Derby noch zur Trikotabgabe genötigt hatten, feierten nun ihr Team. Beim FCA und seinen Anhänger herrschte Fassungslosigkeit. Die Schockstarre hielt aber nicht lange an. In der 56. Minute touchierte ein Kopfball von Gregoritsch die Querlatte. Doch mit jeder Minute, die verstrich, verkrampften die FCA-Spieler immer mehr. Sie versuchten viel, warfen alles nach vorne, doch so richtig gefährlich kamen sie nicht mehr vor das Hertha-Tor. Anstatt nun entspannt am nächsten Wochenende zum VfL Bochum zu fahren, steht er nun wieder unter Zugzwang.